Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
schickte ein Stoßgebet gen Himmel.
Bitte, wisperte sie lautlos. Bitte, bitte, bitte.
Und dann …
»Mr. Wakefield.« Die Tür wurde abermals nach einem Klopfen geöffnet.
»Ja, Graham?« Mr. Wakefield blieb stehen.
»Entschuldigen Sie, Sir, aber da ist … äh … es sind Gäste vor der Tür. Eine Dame und ein Herr, und sie sagen, sie seien Verwandte von Miss Wakefields Bräutigam, Sir.«
»Von Mr. George Forley?«
»Ja, Sir, Mr. Forley, Sir.«
»Es hat niemand etwas davon gesagt, dass Mr. Forley Verwandte zur Trauung erwartet. Nach dem Tod seines Vaters … Mary hat nichts davon erwähnt, dass es noch mehr Gäste werden würden.« Mr. Wakefield klang ratlos.
Graham räusperte sich. »Nun, Sir, ich weiß, Sir, aber die beiden bestehen darauf, eingeladen worden zu sein.«
»Aber die Hochzeit ist doch erst am Samstag!«
»Die beiden sind äußerst … Ich weiß nicht, Sir.«
Einige Sekunden lang herrschte Stille, schließlich sagte Mr. Wakefield: »Nun gut.«
Emily stieß langsam die Luft aus. Diese Verwandten schickt e wahrlich der Himmel, egal, was die restlichen Anwesenden von ihnen halten mochten. Sie blieb mucksmäuschenstill, während sich Stock und Schritte wieder von ihr wegbewegten.
»Du wusstest also nichts davon, dass Forley Angehörige in unser Haus eingeladen hat?«, fragte Jonathan Wakefield. Er stand vom Schreibtisch auf und ging ebenfalls in Richtung Tür.
»Nun, nein, aber ich denke, wir werden sie trotzdem begrüßen müssen«, gab sein Vater zurück.
»Vater.« Jonathan hielt den alten Herrn zurück. »Lass mich das machen. Es sind seltsame Zeiten, in denen seltsame Dinge passieren – lass mich einfach erst einen Blick auf sie werfen.«
Emily hörte nichts mehr von den beiden Männern, als sie den Raum verließen und die Tür hinter sich schlossen. Sie kroch rückwärts unter dem Schreibtisch hervor und lugte vorsichtig darüber, und erst als sie sicher war, dass sie das Zimmer für sich hatte, stand sie auf. Sie faltete das Papier, das sie immer noch in den Händen hielt, und verstaute es neben Millys Zeichnung in ihrer Rocktasche. Dann nahm sie das Tablett mit dem Teegeschirr und öffnete die Tür.
Gemurmel klang vom Eingang her, und Emily tippelte so unsichtbar wie nur möglich die Wand entlang in Richtung des Gangs, der sie in die Küche führen würde.
Was sie hier zu suchen hatte?
Sie hatte nur das Geschirr abgeräumt, raunte sie sich in Gedanken zu, und dann, ganz plötzlich, blieb sie stehen.
Sie kannte diese Stimme.
Emily sah zur Tür und blinzelte, doch selbst wenn sie nicht gekleidet gewesen wären wie neureiche Mitglieder des britischen Hochadels, hätte sie sie sofort erkannt: Adam, in dunkelblauem Samt mit einem überladenen Rüschenhemd und reichlich engen Hosen, flankiert von Eve in einem Kleid aus ockerfarbener Seide, das sie in Kombination mit ihrer roten Lockenmähne strahlen ließ wie einen Sonnenuntergang. Sie zwinkerte Emily zu.
Was um alles in der Welt, dachte Emily, doch Eve hatte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Wakefield-Männer gerichtet.
»Und Sie sind die Cousins meines künftigen Schwiegersohns?«, hörte sie Mr. Wakefield fragen.
Eve antwortete. Beziehungsweise, sie sang. »Ganz recht, Mr. Wakefield! Mrs. Eve Sutton ist mein Name, George ist mein Vetter, wenn auch nur dritten Grades, und das hier ist Mr. Sutton, mein lieber Gatte. Wir kommen den weiten Weg aus Schottland. George sagte, wir könnten jederzeit anreisen, um sicherzugehen, dass wir es auch garantiert zur Hochzeit schaffen würden.« Sie sprach einen harschen Akzent, den Emily noch nie an ihr gehört hatte. Gott, sie war gut! Sie waren alle so unglaublich gut darin zu lügen.
»Hmmmmmm«, machte Mr. Wakefield. »Das ist sehr großzügig von George.« Es entstand eine Pause, in der Eves Lächeln sich ausweitete, die Männer staunten, die Sekunden tickten.
Emily runzelte die Stirn. Sie fragte sich, was Mr. Wakefield wohl denken mochte, denn selbst auf sie wirkte Eves Stimme wie der Gesang der Sirenen, betörend und irgendwie … kirre machend. Und sie war eine von ihnen. Eine aus Hollyhill.
»Dann ist es wohl das Beste …«, begann der alte Wakefield, doch dann fiel ihm sein Sohn ins Wort.
»Bleiben Sie, solange Sie wollen«, sagte er. Seine Stimme klang gar nicht mehr nach ihm. Kein bisschen hochnäsig, kein bisschen kalt.
»Vielen Dank«, antwortete Eve.
»Sie können mein Zimmer haben.« Fast schon ehrfürchtig.
»Oh«, machte Eve. »Danke schön.«
»John, sei
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