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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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zusammen, der mit Koffern beladen die Treppe hochgestiegen war.
    »Hoppla«, sagte er. »Entschuldigung.«
    »Mr. Chauncey, bringen Sie das Gepäck in das erste Zimmer auf der linken Seite«, hörte sie Mrs. Pratt hinter sich.
    Emily starrte Matt an. »Ich muss mit dir reden«, formte sie lautlos mit ihren Lippen.
    Matt runzelte die Stirn.
    »Emily, ist noch etwas?«, fragte Mrs. Pratt.
    Emily stöhnte innerlich, dann griff sie in ihre Rocktasche und knüllte die gekrakelte Botschaft in ihrer Faust zusammen. Sie ging dicht an Matt vorbei und drückte die Nachricht in die Hand, die schon den Koffer trug.
    Matt ließ sich nichts anmerken. Er folgte Mrs. Pratt den Gang hinunter und sagte laut: »Wunderschöne Gemälde haben Sie da im Treppenhaus hängen. Die sollte man sich unbedingt einmal genauer ansehen!«
    Emily blinzelte.
    Dann schritt sie gemächlich die Treppe hinunter und sah sich die Gemälde genauer an.
    Gut. Jonathan Wakefield hatte also einen zweiten Namen, und der begann mit einem R. Jonathan R. Wakefield – so stand es unter dem Porträt im Treppenhaus, auf das Matt sie offenbar hatte aufmerksam machen wollen.
    R.
    Wie der oder die R., der/die die Briefe zwischen Emerald und Amber erst möglich gemacht hatte?
    Emily nahm die Karotten aus dem Waschbecken und setzte sich damit an den Tisch, um sie zu schälen. Mit einem Messer, was die Angelegenheit einigermaßen kompliziert gestaltete für einen Menschen aus dem 21. Jahrhundert, der einen Gemüseschäler gewohnt war, aber Emily bemühte sich. Und sie ließ sich Zeit dabei. Sie hatte an diesem Vormittag schon genug mitgemacht.
    Becky ging es wieder besser – zumindest sah Mrs. Pratt das so –, also hatte sie Emily aus Miss Wakefields Zimmer und in die Küche gescheucht und die arme Becky Miss Mary und ihrer Lunch-Frisur überlassen. Zumindest hatte Emily so den Kopf frei, um noch einmal darüber nachzudenken, was sie wusste – angefangen mit dem Brief, dessen zweite Seite fehlte, die Emily auch in Annas Kammer nicht finden konnte, über Lady Joyce Wakefield, deren Tod nicht mysteriös, sondern ein Selbstmord war, über das Collier, das wohl den Schlüssel zu allem darstellte, bis hin zu George Forley, dem mysteriösen Bräutigam, und Jonathan Wakefields zweitem Vornamen, R.
    Es konnte doch unmöglich sein, dass dieser aufgeblasene, herablassende, kaltherzige Kerl Mittelsmann spielte für ein liebeskrankes Paar, das offenbar gar nicht zusammen sein durfte?
    »Nie im Leben«, murmelte Emily den Karotten zu, wobei …
    Er mag Milly, dachte sie, und selbst über seine Schwester Margaret hatte er im Gespräch mit seinem Vater nur Gutes zu sagen.
    Hm.
    Hmmmm.
    Sie hatte nicht herausfinden können, wofür das R. in seinem Namen stand. Weder Mrs. Whittle noch Hope hatten eine Antwort auf Emilys Frage, und auch Milly, die Emily auf dem Weg zur Küche mit abermals schwarzen Fingern, tintenverklecksten Ärmeln und ihrem Bündel Zeichnungen unter dem Arm entgegenkam, hatte keine Antwort für sie. »Warum willst du das wissen?«, hatte sie gefragt. »Du darfst sowieso nicht mit ihm reden!« Dann war sie grinsend an ihr vorbeigehüpft in Richtung Schweinestall.
    Beim Gedanken an Milly wurde Emily ganz warm ums Herz. Es tat gut zu wissen, dass weder Jonathan noch sein Vater noch Mary Wakefield der Kleinen Fesseln anlegen konnten, so sehr sie es auch versuchten. Vielleicht würde sich das ändern, wenn sie älter war. Vielleicht würde sie irgendwann irgendeinen dominanten Mann heiraten und vor ihm knicksen und dann ihrerseits die Dienerschaft terrorisieren. Diese Zeiten schienen für Mädchen nicht gerade einfach zu sein. Und für Frauen auch nicht. Sie dachte an Joyce Wakefield, die ins Wasser gegangen war. An ihre Familie, die zurückgeblieben war.
    Was war das für ein Rätsel, das sie hier zu lösen hatten?
    Emily hob den Kopf und sah aus dem Fenster. Der Nebel hatte sich gelichtet, und die Herbstsonne versuchte ihr Glück zwischen den Wolken.
    Sie sehnte sich danach, all dies mit Matt zu besprechen. Sehnte sich. Sie sehnte sich nach Matt.
    »Hey«, flüsterte sie und tippte an seine Schulter. Sie hatte bis nach dem Dinner gewartet, Hope beim Abwasch geholfen und sich ein Stück Brot aus der ausnahmsweise mal nicht von Mrs. Pratt verriegelten Speisekammer stibitzt, dann war sie hinausgelaufen in den Garten, der sich hinter dem Haus bis zum Wald hin erstreckte. Matt wartete beim Gewächshaus, wie Emily ihn in ihrer Nachricht gebeten hatte, und als sie ihn berührte,

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