Verliebt in meinen griechischen Feind
umsieht.”
Courtney lag ganz still. “Ich dachte, sie sei so tüchtig?”
“Das stimmt, aber keiner ist unersetzlich. Und ich lasse mich nicht gern bei meiner Siesta stören – schon gar nicht unaufgefordert.”
Courtney, dicht an Manolis’ Pullover gekuschelt, lächelte. “Oh”, sagte sie nur. Und beim Einschlafen lächelte sie noch immer.
Als Courtney kurz vor Morgengrauen erwachte, war ihr kalt, und sie fühlte sich wie zerschlagen.
Lefteris dagegen schien hellwach und voller Energie zu sein. “Wir müssen los. Nikos’ Männer werden diese Hütte bald finden, denn es ist die einzige in der Gegend. Und wenn es erst richtig hell ist, würden sie uns mit einem Fernglas schnell entdecken.”
“Falls du mich damit entmutigen wolltest, ist dir das gelungen”, sagte Courtney mürrisch. Es gelang ihr kaum, die Augen zu öffnen, und ihre Glieder fühlten sich steif und bleischwer an. Von der letzten Nacht wusste sie nur noch, dass Lefteris ihr die Schuhe ausgezogen und grimmig ausgesehen hatte. Mühsam versuchte sie aufzustehen, schrie dann aber leise auf. “Ich kann nicht laufen!”
“Das gibt sich unterwegs”, sagte er amüsiert und reichte ihr eine von Dimitrias Orangen.
Danach fühlte sie sich etwas besser, war aber, während sie sich stöhnend die Schuhe anzog, überzeugt, niemals auch nur über die Schwelle der Hütte gehen zu können, geschweige denn auf die Berggipfel. Doch Lefteris hatte recht. Ihre Muskeln entspannten sich, und als es hell wurde, war sie erstaunt, wie wach und lebendig sie sich fühlte.
Die lieblichen Olivenhaine lagen weit unter ihnen. Jetzt folgten Lefteris und Courtney schmalen Ziegenpfaden zwischen kahlen Felsbrocken, trockenem, dornigem Gestrüpp und genügsamem Thymian. Hier oben konnten nur die Stärksten überleben. Lefteris schien sich ganz zu Hause zu fühlen. Sicher und leicht bewegte er sich auf dem unebenen Boden.
“Wie findest du dich hier nur zurecht?”, erkundigte Courtney sich, als sie eine Rast einlegten. Schwer atmend ließ sie sich zwischen dem Thymian nieder, während Lefteris gegen einen Felsen lehnte und wachsam die Abhänge unter ihnen beobachtete.
“Dies ist mein Zuhause”, erwiderte er einfach. “Überall auf Kreta gibt es Berge, selbst am Meer. Die Berge haben uns Kreter zu dem gemacht, was wir sind: ein hartes und eigensinniges Volk. Wir haben etwas von ihrer Wildheit, ihrer Würde, ihrer Grausamkeit und ihrem Stolz.”
Er bückte sich und brach einen Zweig Thymian ab, den er zwischen den Fingern drehte, während er zu den Berggipfeln aufsah. “Die Berge halfen uns, unsere Identität zu bewahren. Kreta stand Jahrhunderte lang unter Fremdherrschaft, und mein Volk kämpfte aus den Bergen gegen die Unterdrücker. Scharen von Freiheitskämpfern lebten während der türkischen Besetzung hier oben. Ein Mann heiratete, zeugte einen Sohn und verschwand in den Bergen, um ein ‘palikari’ zu werden – ein Tapferer, ein Kämpfer, und später tat sein Sohn es ihm nach. Die ‘palikaria’ waren berühmt für ihren Mut, und sie betrachteten sich selbst als Helden, denen Ehre und Tapferkeit alles bedeuteten. Sie gaben niemals auf.” Er deutete auf die wilde Schönheit der Landschaft ringsum. “Es ist unmöglich, jemanden zu finden, der sich in diesen Höhlen und Schluchten versteckt.”
“Warum machen wir uns dann Sorgen wegen Nikos?”
“Weil wir uns nicht verstecken, sondern so schnell wie möglich zur Polizei wollen”, erklärte er geduldig. “Dennoch, hier oben werden sie uns nicht finden. Schwierig wird es erst, wenn wir wieder auf eine Straße müssen. Wir können nur hoffen, dass Nikos nicht glaubt, du könntest den ganzen Weg nach Xiloskalo zu Fuß schaffen.”
“Das glaube ich auch nicht.” Courtney seufzte. “Mir scheint, als seien wir seit Stunden unterwegs, dabei ist es erst acht Uhr.”
Lefteris reichte ihr den Thymianzweig, den sie zerbröselte und dabei den starken Duft einatmete. “Natürlich schaffst du es”, sagte er. Es ist dir vielleicht nicht bewusst, aber insgeheim bist du eine Kämpferin, Courtney.”
“Ich? Nein, ich war immer nur ängstlich!”
“Nicht, wenn es darauf ankommt, so wie jetzt. Ohne zu klagen, bist du gelaufen, und du wirst weiterlaufen bis ans Ziel – wie ein echter ‘palikari’! Man muss nicht im Krieg kämpfen, um Mut zu beweisen, sondern man muss etwas tun, von dem man nicht glaubt, es tun zu können.”
Schweigend dachte Courtney über seine Worte nach. Was waren das für Männer
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