Verliebt in meinen griechischen Feind
Doch sosehr sie sich auch bemühten, nie erreichten sie den Reichtum und die Macht der Markakis. Der Wunsch, uns zu demütigen, wurde bei Nikos zur Besessenheit, und Linda war ein ideales Werkzeug für seine Zwecke. Ihre Affäre war bald überall bekannt. Ich weiß nicht, was Linda sich davon erhoffte. Sie tat nie etwas ohne Grund. Wahrscheinlich wusste sie, es würde uns doppelt treffen, dass sie ausgerechnet mit Nikos ein Verhältnis hatte.”
Er zuckte die Schultern. “Vielleicht war sie aber auch einfach nur gelangweilt oder wollte Christos dadurch nur zwingen, sie nach England zurückzubringen. Darin allerdings hatte sie sich verrechnet. Als Christos die Wahrheit erfuhr, verlangte er die Scheidung. Da Linda damit auch ihren Anspruch auf die Millionen der Markakis verloren hätte, spielte sie ihm plötzlich die treue, sanfte Ehefrau vor. Doch er ließ sich nicht von seinem Entschluss abbringen – was ihm nicht leicht fiel, denn eine Scheidung wird hier nicht so einfach akzeptiert wie in England.” Lefteris blickte starr und bitter vor sich hin. “Und am Ende wurde ihm diese Peinlichkeit ja auch erspart.”
“Er starb bei einem Autounfall?”, fragte Courtney leise.
Lefteris nickte. “Jedenfalls sah es aus wie ein Unfall – der Linda allerdings sehr gelegen kam. Obwohl es ihr nicht passte, dass ihr Erbe in der Firma festgelegt war und sie monatlich nur über eine bestimmte – wenn auch sehr großzügige – Summe verfügen konnte. Und natürlich über das Haus. Um sie loszuwerden, bot ich ihr an, es ihr abzukaufen, doch sie weigerte sich. Nikos dagegen hatte mehr Glück. Er überredete sie, die Villa Athina ihm zu verkaufen, mit dem Argument, auf die Art könne sie sich an uns rächen.” Lefteris’ Gesicht war finster. “Der Gedanke gefiel Linda. Wie Nikos es geplant hatte, ist das Haus unserer Familie seitdem eine ständige Erinnerung an das, was Linda Christos angetan hat. Es wundert mich, dass Nikos erst jetzt auf die Idee mit den englischen Touristen gekommen ist”, fügte er zynisch hinzu. “Es ist die perfekte Art, Salz in offene Wunden zu streuen.”
Courtney betrachtete die blühenden Bergkrokusse zu ihren Füßen. “Und ich dachte, du hast einfach etwas gegen Engländerinnen”, sagte sie. “Dass so viele Erinnerungen mit der Villa verbunden sind, wusste ich nicht.”
“Meine Mutter starb kurz nach Christos’ Unfall, wahrscheinlich an gebrochenem Herzen”, fuhr Lefteris fort. “Sie hätte es nie ertragen, dass Athina Nikos gehörte. Für uns andere ging das Leben weiter. Linda kehrte nach England zurück, meine Schwestern heirateten, und als Nikos sich nicht weiter um das Haus kümmerte, dachte ich, alles sei ausgestanden. Bis du auftauchtest.”
Er betrachtete Courtney nachdenklich. “Als ich dich bei unserer ersten Begegnung halb nackt dastehen sah, war ich überzeugt, du seist ebenso schamlos wie Sabrina und Linda, die keine Gelegenheit ausließen, ihre – zugegebenermaßen – schönen Körper zur Schau zu stellen. Und deine übertriebene Freundlichkeit Nikos gegenüber schien meine Theorie nur zu bestätigen. Doch dann begann ich nachzudenken … Ich sah, welche Mühe du dir gabst, das Haus wiederherzurichten, und jeder im Dorf erzählte mir, wie nett du seist. Manchmal sah ich dich mit deinen Einkäufen aus dem Dorf zurückkommen oder in der Sonne auf der Terrasse sitzen.” Er zögerte. “Weil du mir gegenüber immer so schnippisch und kratzbürstig warst, redete ich mir ein, du seist so schlecht wie die anderen. Und dennoch begann ich dich wider Willen zu mögen. Vielleicht, weil du auf Kreta anscheinend so glücklich bist.”
“Das bin ich auch”, sagte Courtney. Er mochte sie! Selbst wenn er sie nicht liebte, für den Moment war es genug. Sie lehnte sich zurück, fühlte den warmen Felsen unter ihren ausgebreiteten Armen und lächelte Lefteris an. “Ja, das bin ich.”
Der Wind fuhr ihr durchs Haar, in das die Sonne goldene Strähnen gefärbt hatte, und in ihren Augen spiegelte sich das tiefe, klare Blau des Himmels. Wie sie so entspannt dalag, ein Lächeln auf dem gebräunten Gesicht, die schlanken Beine angezogen, glich sie in nichts mehr dem abweisenden Mädchen, das vor einem Monat auf Kreta angekommen war.
Auf Lefteris’ Rat hin trug sie immer noch Dimitrias Kleid, obwohl es ihr schon nach kurzer Zeit unter dem dicken dunklen Stoff sehr heiß geworden war. “Schwarz ist unauffälliger”, hatte er gesagt. “Wenn es unbedingt sein muss, dann zieh dein
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