Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
aß und ich einen Espresso trank, kam mir ein Einfall. »Machen wir einen Spaziergang hoch zur Sacré Cœur. Nachts ist die Aussicht dort einfach bezaubernd.«
»Für dich ist wohl alles bezaubernd !«, sagte Coco und spießte ihren Teelöffel wütend in eine Crème Caramel.
Ich holte tief Luft und zählte bis fünf. Dann langte ich über den Tisch hinweg und legte meine Hand auf ihre.
»Coco«, sagte ich leise. »Ich weiß, dass dich etwas belastet. Und ich weiß, dass du weißt, dass ich dir immer zuhören werde, worüber du auch reden willst. Aber deine Gedanken kann ich nicht lesen. Wenn du mir nicht sagen willst, was los ist, dann ist das deine Entscheidung. Aber dieses Verhalten lass ich mir nicht bieten. Nicht eine Minute länger.«
Sie rammte den Löffel erneut in die Crème Caramel, aber ihr Mund fing an zu beben. Ich hasste es, sie zum Weinen zu bringen. Andererseits hasste ich es nicht so sehr, um nachzugeben.
»Ich hab dich nach Paris mitgenommen«, fuhr ich fort, »damit du diese Stadt, diese zauberhafte Stadt als Erwachsene zum ersten Mal mit einer Person zusammen erlebst, die dich immer lieben wird.«
Nun wurden ihre Augen feucht. Und? Es stimmte ja. Ich wollte, dass sie Paris als Erwachsene zuerst mit mir zusammen sah. Die Idee dazu hatte ich aus einem Artikel in der People geklaut. Aus genau demselben Grund hatte der Vater von Gwyneth Paltrow seine Tochter mit nach Paris genommen, als sie jung war. Es war doch besser, sich in Gesellschaft eines Elternteils in die Stadt zu verlieben, als ein paar Jahre später herzukommen und die Liebe zu Paris mit der Liebe zu irgendeinem Trottel mit sexy Akzent zu verwechseln. Es musste ja nicht sein, dass wir beide denselben Fehler machten.
»Und weißt du«, fuhr ich fort, »das Verrückte an der Liebe ist doch, dass man der anderen Person einfach alles sagen kann, und sie wird dich trotzdem lieben. Egal was.«
Jetzt weinte sie richtig. Irgendwas lag eindeutig im Argen. Aber sie sagte trotzdem nichts.
»Also«, ich streichelte ihre Hand, »gibt es was, worüber du reden möchtest? Ich werde dir bestimmt nicht böse sein.« Ich hielt lächelnd inne. »Und falls doch, dann nicht auf ewig.«
Tränen liefen ihre Wangen herunter. »Nein. Da ist nichts, was du tun kannst. Ich bin nur …«
»Was?«, fragte ich. »Was würde dir jetzt gerade Freude machen? Was könnten wir tun, um dich fröhlich zu stimmen?«
Sie schüttelte heulend den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich will. Eben … nichts.«
Ganz meine Kleine, dachte ich. Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm.
Wir nahmen ein Taxi zurück zur Wohnung. Immerhin ließ sie zu, dass ich ihr auf der Rückbank einen Arm um die Schulter legte.
»Hey, ich weiß, was dich aufheitern wird«, sagte ich und zog Solanges Handy aus meiner Handtasche. »Das hat Solange uns geliehen. Damit kannst du nach deinen Mails sehen und simsen oder wonach dir sonst ist.«
Ich reichte Coco das Telefon, doch sie schob es beiseite und vergrub den Kopf in beiden Händen.
»Ich will nie wieder online gehen«, schluchzte sie. »Niemals!«
Den Rest der Taxifahrt verbrachte ich mit geschlossenen Augen.
Als ich die Wohnungstür aufsperrte, klingelte drinnen das Telefon. »Hallo?«, sagte ich hoffnungsvoll.
»Hi, ich bin’s, Andrew.«
Mir gefiel, dass er nicht voraussetzte, ich würde seine Stimme erkennen, obwohl ich es sofort tat.
»Hallo«, grüßte ich zurück und nahm den Apparat mit ins Schlafzimmer.
»Hast du einen Augenblick Zeit, um dir einen verrückten Einfall anzuhören?« Er klang nervös.
»Hab ich.«
»Schön, hier kommt er. Was würdest du davon halten, wenn wir uns morgen zum Abendessen in Barcelona träfen? Mit unseren Aufpassern?«
»Unseren was ?«
»Unseren Kindern. Webb und Coco.«
Dad erklärte mir alles, während er packte.
»Der Flug dauert nur eine Stunde«, sagte er. »Und Barcelona gehört zu deinen Lieblingsstädten.«
Das stimmte. Ich mochte Barcelona sehr. Die erste europäische Stadt, die ich je besucht hatte. Dad hatte mich dorthin mitgenommen, als ich sieben war. Dort hatte er mich auch über Mom aufgeklärt.
»Und wir sollten die Gelegenheit nutzen«, fuhr Dad fort, »während wir einigermaßen in der Nähe sind. Möchte wissen, warum ich nicht schon zu Hause dran gedacht habe.« Er sah sich nach mir um. »Also steh auf, und fang an zu packen, ja? Ach, und zieh doch diese hübsche blaue Jacke an.«
»Warum?«
»Weil ich gerne schick essen gehen möchte.«
»Okay. Werden wir genug Zeit
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