Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
ernst. »Daisy.«
Mir stockte der Atem. »Stimmt was nicht?«
»Ganz im Gegenteil«, sagte sie. »Ihr beiden stimmt besser überein, als ich das je bei einem anderen Paar erlebt habe.«
Ich atmete aus. »Sie scheint eine tolle Frau zu sein.«
»Nein, Andrew«, berichtigte Solange. »Sie scheint nicht eine tolle Frau zu sein. Sie ist eine tolle Frau. Hast du sie gegoogelt? Weißt du überhaupt, was für ein Star sie in Chicago ist? Egal wo sie arbeitet, der Laden wird zum angesagtesten Restaurant der ganzen Stadt. Sie hat das gewisse Händchen. Sie ist unglaublich. Weißt du überhaupt, wie unglaublich sie ist?«
»Ich erfahre es gerade.«
»Hör mir zu«, redete Solange weiter auf mich ein. »Daisy hat seit Jahren nicht mehr so viel Interesse an einem Mann gezeigt. Ich weiß nicht, was du zu ihr gesagt oder mit ihr angestellt hast, und ich will es auch gar nicht wissen. Jedenfalls ist sie an dir interessiert. Und wenn du auch Interesse an ihr hast, solltest du rasch handeln. Sie nimmt sich nur selten eine Auszeit von der Arbeit. Aber letzte Woche hat sie ihre Stelle gekündigt und …«
»Ja, davon hat sie mir erzählt …«, hob ich an.
»Wovon sie dir nichts erzählt hat, das sind die Angebote von zehn Restaurants, die bei ihrer Rückkehr nach Chicago auf sie warten werden. Und dann wird sie sich in einen neuen Job stürzen, und schon hast du deine Chance verpasst.«
»Willst du damit sagen, ich sollte …«
»Damit will ich sagen, dass du dich mit ihr treffen musst, ehe sie Paris verlässt, wenn du sie haben willst.«
»Aber ich dachte, sie reist Sonnabend ab. Und bis dahin bin ich in Madrid.«
»Ich schreib dir nicht vor, wie es gemacht werden soll«, sagte Solange ungeduldig. »Sondern ich teile dir nur mit, was getan werden muss.«
»Jawohl, Boss«, sagte ich schmunzelnd. »Hey, ich wollte dich noch was fragen. Wusstest du, dass am Eröffnungsabend demonstriert wurde?«
»Hör bloß auf, sonst schimpfe ich stundenlang drüber. Als ich davon erfuhr, versuchte ich ein Treffen mit dem Anführer einzufädeln – einem Abraham oder Moses oder Ezechiel. Ich wollte denen anbieten, umsonst eine Ausstellung ihrer Quilt-Steppdecken zu kuratieren, solange sie versprechen, keinen Aufstand bei meiner Ausstellung vom Zaun zu brechen. Ich war sogar bereit, eine Website einzurichten und eine Facebook-Seite und ein paar YouTube-Videos von ihren Frauen beim Quiltnähen zu drehen. Natürlich leisten die Frauen die ganze Arbeit. So ist es ja immer in frauenverachtenden Gruppierungen.«
»Und was kam dabei heraus?«
»Die wollten nicht mal mit mir reden«, sagte sie. »Und du wirst jetzt Daisy anrufen, ja?«
»Geht klar. Kannst du mir irgendeine Empfehlung geben, wie ich …«
Doch sie hatte schon aufgelegt.
Solanges Arbeit war getan.
Fürs Abendessen hatten Coco und ich zwei Plätze im Petrelle reserviert, meinem Pariser Lieblingsrestaurant. Schon durch die Tür zu treten und diese breiten Holzdielen und rustikalen Tische zu sehen – zehn Stück mit gestärkten Leinentüchern und stapelweise Büchern darauf –, machte mich glücklich. Wenn das Rodin-Museum Coco nicht aufheitern konnte, dann bestimmt das Petrelle .
Ich bestellte für uns beide Salat mit geräucherter Entenbrust gefolgt von mit Krebsfleisch gefüllten Ravioli. Wie üblich war jeder Bissen vollendet: die Bestätigung dafür, dass Kochen eine wahre Kunst war wie die anderen Künste. Essen war ebenso wichtig wie Liebe. Der Körper brauchte beides. Und die Qualität des Essens gab, ganz wie die Qualität der Liebe, den Ausschlag.
»Coco, schau doch«, sagte ich kauend. »Siehst du die Katze da unterm Tisch? Das liebe ich so an diesem Ort. Fühlst du dich nicht auch so, als würdest du in deinem eigenen französischen Landhaus essen?«
Coco grunzte eine unverständliche Antwort. Ich weigerte mich, mir die Mahlzeit von ihrer miesen Laune verderben zu lassen.
»Sollen wir ein paar Postkarten aussuchen, um sie Oma und Opa zu schicken?«, fragte ich. »Und deinen Freundinnen zu Hause?«
»Nein. Keine Postkarten. Aber irgendwas muss ich für meine Freundinnen besorgen.«
»Gut, dann lass uns mal überlegen«, sagte ich, erfreut über jeden Ansatz zu gepflegter Plauderei beim Essen. »Wir könnten Schokolade kaufen und vielleicht Gläser mit französischem Meersalz. Es ist das beste Salz der Welt. Alle schwärmen für …«
»Mom«, knurrte Coco, »meine Freundinnen wollen kein Salz .«
»Ja, klar.«
Eine Stunde später, als Coco ihren Nachtisch
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