Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
Vom Netzwerk:
Saum. Sie konnte keinerlei Schaden erkennen und sandte mehrere Stoßgebete zum Himmel, dass das auch für die Garderobieren galt. Im Kostümbüro angekommen, juchzten die Kolleginnen beim Anblick der beiden erneut auf. Diesmal allerdings deutlich angespannter als bei Emmas erstem Auftritt.
    Die falsche Braut wurde kurzerhand in die Umkleidekabine verfrachtet, um der richtigen Braut, die genau genommen auch eine falsche war, endlich ihr rechtmäßiges Outfit zukommen zu lassen. Mit vereinten Kräften schälten mehrere Garderobieren Emma aus dem hautengen weißen Gewand und verschwanden eilig, um es der Schauspielerin anzuziehen. Schnell schlüpfte Emma wieder in ihre eigenen Klamotten und schickte sich an, den Ort des Geschehens nun endlich zu verlassen.
    Beim Hinausgehen warf sie einen schnellen Blick auf die Mickey Mouse mit Namen Sabine, die von einer Horde Garderobieren umschwärmt vor den Spiegel getreten war wie eine Bienenkönigin mit ihren Arbeiterinnen. Mir stand das Kleid besser, dachte Emma mit einem kleinen Anflug von Genugtuung und verließ unauffällig den summenden Bienenstock, ohne dass eine der Frauen es bemerkt hätte.
    Auf dem Flur kam sie noch einmal an Liftboy Alex vorbei, der einen erschöpften Eindruck machte. Vielleicht hatte er bereits die Standpauke bekommen, die eigentlich für Emma bestimmt gewesen war. Aber ihr stand ja sicherlich auch noch eine bevor. Bei dem Gedanken daran wäre sie vor Schreck beinahe hingepurzelt.
    Ein Blick auf ihre Armbanduhr bestätigte es: Alles in allem trieb sie sich seit etwa drei Stunden außerhalb der Werkstatt herum. Ohne Modeljob im Brautkleid und den ausgedehnten Ausflug ans Filmset hätte man die Lieferung gut und gerne in der Hälfte der Zeit schaffen können. Die Stich dachte mit Sicherheit, dass es an Emmas »Schlendrian«, wie sie es nannte, gelegen hatte. Sie vom Gegenteil zu überzeugen würde ein hartes Stück Arbeit werden.
    Dennoch saß Emma kurze Zeit später fröhlich im Firmenauto und summte zur Radiomusik vor sich hin. Harry Nilssons »I can’t live if living is without youhuhu« sprach ihr nach dem gerade erlebten Blitzschlag buchstäblich aus dem Herzen. Während sie vor sich hin trällerte: »No , I can’t forget this evening or your face as you were leaving«, dachte sie nur an Fürstberg. Zu schade, dass er sie nicht bemerkt hatte und dass sich keine Gelegenheit geboten hatte, ihn richtig kennenzulernen. Als Schauspielerin wären ihre Chancen bei einem Regisseur vermutlich deutlich besser gewesen.
    »But I guess that’s just the way the story goooooooes.« Immerhin, die Ausgangssituation hätte auch schlechter sein können. Schließlich kannte sie bereits seinen Nachnamen, seinen Beruf und seine Arbeitsstelle. Hätte sie ihn in der U-Bahn, auf dem Viktualienmarkt oder auch im Fußballstadion gesehen, wäre es deutlich schwieriger gewesen, Kontakt aufzunehmen.
    Beinahe wäre Emma auf das Auto vor ihr aufgefahren, das überraschend gebremst hatte, so sehr war sie in ihre Träume von einer gemeinsamen Zukunft mit dem Zauber-Imker von »Amtliche Gefühle« versunken. Noch nie war ihr ein Mann begegnet, der so gekonnt, souverän und zugleich liebevoll eine Horde von Menschen dirigierte. König David vielleicht, aber der war schon ziemlich lange tot und von daher ganz sicher nicht mehr auf Partnersuche.
    Ein erneuter Schreck durchfuhr Emma, und diesmal waren weder andere Verkehrsteilnehmer noch die Stichsäge schuld.
    Was, wenn dieser so attraktive Mann verheiratet war? Wenn er Kinder hatte? Haus und Garten? Hund oder Meerschweinchen? Oder alles zusammen? Emma betrachtete kurz das vor ihrem inneren Auge aufscheinende Horrorszenario. Nein, das konnte nicht sein. Schließlich war sie es, die das alles mit ihm zusammen haben wollte – wenn es sein musste, sogar das Meerschweinchen.
    Seit etwa einer Stunde stand für sie fest, dass dieser Mann ihr Schicksal war. Wäre sie ihm denn überhaupt begegnet, wenn er nicht tatsächlich für sie bestimmt gewesen wäre? Und sie würde ihn bestimmt wiedertreffen. Vielleicht über Umwege oder mit Hindernissen, aber etwas Anstrengung sollte einem das eigene Glück schon wert sein.
    Emma bog in die Durchfahrt zum Hinterhof des Ateliers ein und parkte den Wagen auf seinem Stellplatz. Als sie ihre selbst genähte Patchwork-Tasche vom Beifahrersitz nahm, erklang daraus Ronan Keatings »When you say nothing at all«, ihr Handy-Ton, was nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass dies vermutlich der wiederholte

Weitere Kostenlose Bücher