Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
von Castrop- Rauxel«, lachte Henning, was die Peinlichkeit nicht gerade verringerte. »Aber wir haben Willi nicht deinetwegen eingeladen. Er ist ein Freund von mir und außerdem Landschaftsarchitekt. Wir wollten heute Abend über die Neuanlage unseres Gartens reden. Du weißt ja, dass da endlich was geschehen muss.«
Über diese Tatsache konnte man durchaus geteilter Meinung sein, fand Emma. Im Gegensatz zu ihrem Schwager mochte sie es lieber natürlich als künstlich und wäre wohl nicht im Traum darauf gekommen, für den eigenen Garten einen Fachmann zu engagieren. Henning hatte schon öfter darüber gesprochen, wie akkurat und sauber er sich die Anlage vorstellte. Nach seiner Beschreibung sah Emma weder einen kreativen noch einen kindgerechten Garten vor sich.
Und dass ihr Schwager einen Fachmann, wenn auch einen befreundeten, bemühte, um ein paar Bäume zu pflanzen oder Beete anzulegen, war typisch. Aber bei Henning musste immer alles seine Ordnung haben. Na ja, Geld genug hatte er als Oberarzt schließlich auch.
Mit dem Menü hatte Lisa sich wieder einmal selbst übertroffen. Es gab Hasenrücken in Sahnesauce mit Maronen und anschließend Tarte Tatin. Willi schwärmte während des Essens derart von den Kochkünsten der Gastgeberin, dass Emma schon befürchtete, er würde ihrer Schwester auf der Stelle einen Heiratsantrag machen. Auch Henning schien die Gefahr zu bemerken, denn er versuchte mehrmals, das Thema vom Kaninchen auf die zukünftige Gartenanlage zu lenken. Was zumindest hin und wieder gelang.
Nach dem Essen musste Clara ins Bett, nicht ohne sich noch einen Zaubertrick von Willi und eine Gutenachtgeschichte von ihrer Tante gewünscht zu haben. Emma las ihr das Bilderbuch vom kleinen Schwein, das unbedingt heiraten wollte, ganze drei Mal vor und musste anschließend noch eine Unmenge offener Fragen zum Thema Hochzeit und Ehe beantworten. Darin war sie nun leider wirklich keine Expertin, sodass sie bei der ersten Gelegenheit die Flucht ergriff und es Lisa überließ, die Kleine in den Schlaf zu wiegen.
Als sie wieder nach unten kam, saßen Henning und Willi beim Wein und diskutierten inzwischen ziemlich hitzig darüber, wie der Garten in Zukunft aussehen sollte. Während Henning sich das künftige Grün ums Haus möglichst geordnet wünschte, plädierte der »Kanadier«, wie Emma Willi im Geiste schon nannte, für eine »landschaftlich geprägte Natürlichkeit«. Und ein Kompromiss schien noch längst nicht in Sicht. Schade. Der engagierte Landschaftsarchitekt war vermutlich die letzte Chance, die der Merker’sche Garten noch hatte, ehe ihn Henning zur Einöde machte.
»Nun lass mich doch wenigstens erst mal einen Entwurf erstellen. Den kannst du dann immer noch ablehnen«, beendete Willi schließlich den Disput und trank sein Glas in einem Zug leer. »Ich muss jetzt auch los.«
Emma glaubte, ziemlich dicke Luft zu atmen, als sie zu den beiden trat. Willis überstürzter Aufbruch wirkte durchaus etwas beleidigt.
Irgendwie konnte sie ihn verstehen. Schließlich war er der Fachmann und hatte weitaus bessere Ideen als Henning, was dieser aber einfach nicht anerkennen wollte. Da wäre sie auch enttäuscht gewesen.
»Sieh mal einer an, kaum komme ich wieder, da gehen Sie. Wie soll ich denn das verstehen?«, sagte sie leichthin, um die Atmosphäre zu entspannen.
»Das hat wirklich überhaupt nichts mit Ihnen zu tun«, beteuerte der »Kanadier« und nahm seine Jacke. »Ich hätte mich gerne noch ein wenig unterhalten. Leider muss ich zu Hause noch arbeiten, für eine Präsentation am Montag.« Mit einem Seitenblick auf Henning fügte er hinzu: »Aber vielleicht sehen wir uns ja mal wieder – wenn das mit dem Garten tatsächlich etwas wird.« Er ließ der Gastgeberin seinen Dank für das hervorragende Essen ausrichten, verabschiedete sich und ging.
»Wo ist denn Willi?« Nun kam auch Lisa zurück ins Wohnzimmer und sah sich suchend um, als vermutete sie den Gast hinter den Gardinen oder unter dem Couchtisch.
»Den hast du jetzt leider ganz knapp verpasst«, antwortete Henning trocken, nahm Weingläser und Flasche und trug sie in die Küche. Der gemütliche Teil des Abends war wohl nun ganz offiziell beendet.
»Habt ihr euch wieder über den Garten gestritten?«
»›Gestritten‹ kann man eigentlich nicht sagen. Schließlich bin ich sein Auftraggeber, und letztendlich obliegt die Entscheidung sowieso mir.«
»Du weißt aber schon, dass ich der gleichen Meinung bin wie Willi.« Lisa stellte
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