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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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noch rechtzeitig die Gehaltsabrechnung ab, »und zweitens nenn mich nicht immer Tante Emma. Du weißt doch, dass ich das hasse.«
    »Ich will aber ›Tante Emma‹ zu dir sagen. Zur Mama sag ich ›Mama‹, zum Papa ›Papa‹, zur Oma ›Oma‹, zum Opa …«
    »Danke, ich hab’s kapiert. Bevor du jetzt die gesamte Ahnengalerie aufzählst, hol ich dir lieber was zum Malen«, sagte Emma und lief nach einem Block und bunten Stiften.
    Interessant, was die Kinder heutzutage so zu Papier bringen, dachte sie, als sie wenig später neben der Kleinen am Tisch saß. Clara kritzelte eifrig vor sich hin und plapperte dabei: »Die Terrasse muss aus Natursteinen sein und drum herum ganz viele Gräser und auch solche Farne.« Wild durcheinander zeichnete sie grüne Striche und Zacken um ihre braune Fläche in der Mitte des Bildes. »Das muss man machen, damit viele Tiere und so Käfer und so was alles da drin leben können«, erklärte sie und sah ihre Tante ernst an.
    Die hörte äußerst gespannt zu und fragte schließlich: »Woher weißt du denn das?«
    »Vom Willi. Der Willi hat mir auch Bilder gezeigt, wo alles genau so drauf is.« Dabei malte sie kleine und größere farbige Kreise mit längeren oder kürzeren Beinen und wilden Augen in die Botanik auf der Zeichnung. »Der Willi sagt, dass das ganz wichtig ist, dass man ganz viele verschiedene Blumen und Bäume in unseren Garten macht. Der Papa will aber lieber nicht so viele.«
    »Haben sie sich wieder gestritten?«
    »Ja, gestern.« Clara leuchtete offensichtlich die Argumentation des Landschaftsarchitekten durchaus ein, ganz im Gegensatz zu ihrem Vater.
    Nicht schlecht, dachte Emma, dieser freundliche Holzfäller hat immerhin bereits zwei Frauen aus der Familie auf seine Seite gebracht! Und ihr selbst hatten Willis Pläne ebenfalls besser gefallen als die geordnete Öde, auf die Henning sich versteifte. Seinen Beruf schien er jedenfalls zu verstehen.
    Als Lisa ihr Töchterchen zusammen mit einem ganzen Stapel Planzeichnungen abholte, fragte Emma neugierig: »Wie soll denn nun euer Traumgarten aussehen?«
    »Ach, frag mich nicht. Henning ist so stur. Wenn er so weitermacht, wird es Weihnachten, bevor die beiden sich geeinigt haben.«
    »Wann ist Weihnachten?«, schaltete sich Clara ein.
    »Erst in etwa acht Monaten, mein Schatz.«
    »Och, das ist ja noch total lang.«
    »Tja, aber für deinen Vater könnte selbst diese Zeit zu kurz sein.«
    »Weißt du was, du bringst ihm jetzt einfach alle deine tollen Bilder mit«, schlug Emma vor und deutete auf den Bilderstapel in Lisas Hand. »Dann wird er schon einsehen, dass die Idee mit dem natürlichen Garten doch nicht so schlecht ist.«
    »Dann kann der Willi alles so machen, wie ich es ihm aufgemalt hab. Da freut er sich bestimmt«, verkündete die Kleine stolz und wollte die Kunstwerke jetzt vorsichtshalber doch lieber selbst nach Hause tragen. So zogen die beiden von dannen, und Emma war wieder allein mit ihren Gedanken an Jo. Aber immerhin hatte sie ganze drei Stunden nicht ein einziges Mal auf ihr Handy gesehen.
    Den Rest des Wochenendes tat sie es dafür umso öfter. Und hätte am Sonntagmorgen nicht ihre Mutter angerufen, so wären es vermutlich noch zwei oder drei Mal mehr geworden. Seit Traudl ehrenamtlich in der Altenpflege arbeitete, telefonierte sie deutlich seltener mit ihrer Tochter, aber ab und zu fand sie dennoch ein wenig Zeit dafür.
    »Was ist denn los?«, fragte sie schon nach wenigen Sätzen, »du klingst lang nicht so munter wie sonst.« Mütter hatten eben ein ganz besonderes Gespür für die seelische Verfassung ihrer Kinder. Allerdings wollte Emma gerade jetzt die Geschichte mit Jo nur sehr ungern erzählen – vielleicht meldete er sich ja gar nicht mehr? Und so blieb es bei den Senioren-Berichten der Mutter und den Stichsägen-Klagen der Tochter.
    Am Sonntagabend nahm Emmas Bedürfnis, mit jemandem über ihren Liebeskummer zu reden, dann so sehr überhand, dass sie sich kurz entschlossen aufs Fahrrad schwang und zur Großmutter ins Lehel fuhr. Fanny freute sich natürlich sehr, merkte aber ebenfalls sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Und wie immer legte sie gleich den Finger in die Wunde.
    »Emmilein, ist was geschehen?«, fragte sie besorgt und streichelte der Enkelin mitfühlend die Wange. »Dir liegt doch was auf dem Herzen. Geht’s um deinen Regisseur? Wie hieß er noch?«
    »Jo Fürstberg. Und er ist gar nicht ›mein‹ Regisseur.« Wie ein trotziges Kind sah Emma auf die Spitzen ihrer

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