Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
noch der ganzen Welt mitteilen.
Noch zweimal riss der Faden, dann waren die Nähte der Bluse endlich versäubert. Emma atmete auf. Doch eine besonders lange Verschnaufpause war ihr an diesem Nachmittag nicht vergönnt.
»Ich hätte da noch eine interessante Aufgabe für Sie, Fräulein Jacobi«, verkündete die Stichsäge, als sie kurz darauf vom Einkauf zurückkam. Schon diese Einleitung ließ nichts Gutes ahnen. Und tatsächlich brachte sie Emma die bereits zugeschnittenen Teile eines pinkfarbenen Paillettentops. »Das muss sorgfältig verarbeitet werden. Kümmern Sie sich darum«, kommandierte sie und verschwand, bevor Emma entscheiden konnte, ob sie eventuell Einspruch erheben wollte.
Heute war wirklich nicht ihr Tag. Zuerst ein stundenlanger Kampf mit der Overlock, den sie mehrmals fast verloren hätte. Das zerrte schon erheblich an den Nerven. Und jetzt auch noch die Strafarbeit schlechthin: Pailletten. Seufzend machte sich Emma daran, die winzigen schimmernden Metallplättchen an den Rändern vorsichtig, eins nach dem anderen, vom empfindlichen Stoff zu lösen.
Mit solchen diffizilen Tätigkeiten beschäftigte die Stichsäge besonders gern Emma, weil sie zwar langsamer, aber damit auch behutsamer und sorgfältiger arbeitete als die beiden anderen. Dann kam sie sich meistens wie Aschenputtel beim Linsensortieren vor – aber leider ohne die hilfreichen Tauben. Paillette um Paillette fiel sacht in das kleine Schälchen, wo sie bis zum Wiederannähen aufbewahrt werden sollten. Ach, wenn doch ein schöner Prinz vorbeigeritten käme und Emma aus der Gewalt dieser bösen Stiefmutter befreite!
»The smile on your face lets me know that you need me«, trällerte Ronan Keating im Hintergrund, was jetzt durchaus passend war. »There’s a truth in your eyes saying you’ll never leave me.« Emma sah ihren Retter jetzt ganz deutlich vor sich, wie er sich von seinem Pferd zu ihr herunterbeugte und sie zu sich nach oben zog. »The touch of your hand says you’ll catch me wherever I fall.« Wunderschön. Paillette um Paillette fiel – pling, pling –, und Emma träumte.
»Willst du nicht endlich mal rangehen?« Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass es ihr eigenes Handy war, das diesen romantischen und so treffenden Song dudelte. Peinlich.
Schnell sprang sie auf und fummelte das Telefon aus der Handtasche. »You say it best when you say nothing at all«, plärrte es nun richtig laut, während das Display partout keine Auskunft über den Anrufer geben wollte. Emma meldete sich hastig.
»Oh, habe ich Sie gestört? Sie klingen sehr beschäftigt.« Irgendwie kam ihr die männliche Stimme bekannt vor, doch derart abrupt aus ihrer Prinzen- und Linsenwelt gerissen, hatte sie überhaupt kein dazu passendes Gesicht vor Augen. Und außerdem gerade auch überhaupt keine Lust zu telefonieren. Schließlich warteten gefühlte tausend Metallplättchen darauf, schleunigst abgetrennt zu werden, damit die Teile des Tops sauber zusammengefügt werden konnten.
»Es soll schon Menschen gegeben haben, die am Telefon auch was sagen.« Mona machte über ihre Nähmaschine hinweg eine Kopfbewegung zu Jasmin und kicherte.
Emma dagegen versuchte immer noch, die Stimme am anderen Ende zuzuordnen.
»Ach, sind Sie gerade beim Dreh?«, fragte der Mann plötzlich und löste damit das Problem. Um gleichzeitig ein neues heraufzubeschwören. Jo Fürstberg! Ausgerechnet jetzt! Und ausgerechnet hier! Wenn sie nicht wollte, dass er gleich wieder auflegte, musste sie langsam mal antworten.
»Nein, nein, ich bin …« ›… beim Pailletten-Abtrennen‹ konnte sie wohl kaum sagen. ›… in der Arbeit‹ war ebenfalls keine gute Idee. Schließlich war sie für ihn eine beschäftigungslose Schauspielerin.
»Schön, dass Sie anrufen«, schien ihr ein recht passender Anfang, »ich habe Sie gar nicht sofort erkannt.« Warum meldete sich der Typ auch nicht mit seinem Namen, wie es sich gehörte?
Emma sah die immer größer werdenden Augen und vor allem Ohren ihrer Kolleginnen und wusste schon wieder nicht weiter. Zum Glück übernahm jetzt erst mal Jo.
»Ich hätte da ein interessantes Angebot für Sie.« Fantastisch. Rendezvous? Ehe? Familiengründung? Was mochte das wohl sein? Emma war sprachlos vor Freude. »Haben Sie nächsten Donnerstag eventuell Zeit für ein Treffen?« War das ein Traum? Konnte es wahr sein, dass der attraktive Regisseur Fürstberg einer unbedeutenden Schneiderin so etwas vorschlug?
Natürlich nicht. Das Ansinnen galt der
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