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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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ich habe mir nie merken können, welches davon zu welchem Gang gehört«, sagte nun auch noch Jo, und Emma wurde langsam ruhiger.
    Er zitierte einen ihrer Lieblingsfilme! Das konnte nur ein gutes Zeichen sein. Als er dann wie zum Beweis seiner Unwissenheit mit dem Dessertlöffel im Wasserglas rührte, musste sie sogar lachen. Die Gäste an den Nebentischen blickten etwas konsterniert auf das eigenwillige Paar, sagten aber keinen Ton. Das Lachen verging Emma auch sofort wieder, als zu Beginn des Menüs tatsächlich, wie in Pretty Woman , Schnecken serviert wurden.
    Aus dem Film wusste sie zwar ganz genau, wie man die ominöse Schneckenzange, die dazu gereicht wurde, bediente. Doch von dem, was danach zu tun war, hatte sie keinen blassen Schimmer. Sollte sie die Escargot etwa, wie Vivian, quer durchs Restaurant schießen lassen, nur um sie nicht essen zu müssen? Das wäre nun wirklich zu peinlich. Es musste anders gehen. Aber zu fragen traute sie sich auch nicht. Zumal Jo sich den ersten Gang bereits schmecken ließ.
    »Eine französische Delikatesse«, sagte er lächelnd zu ihr, was ihr im Moment ziemlich egal war.
    Verzweifelt versuchte sie, die Zange so zu öffnen, dass sie damit eines der Schneckenhäuser fassen konnte, doch es gelang ihr nicht. Offenbar war es ein anderes Modell als in Pretty Woman , obwohl es ähnlich aussah. Emma drückte und zog, doch nichts tat sich. Was sollte nur Jo von ihr denken? Zum Glück hatte er noch nichts bemerkt. Schweißperlen traten ihr auf die Stirn, sie fühlte eine starke Hitze im Körper aufsteigen und rang mühsam nach Luft.
    Im gleichen Moment blickte Jo von seinem Teller auf und meinte lächelnd: »Ich bin übrigens Schütze.«
    Mit einem kleinen Aufschrei schreckte Emma aus dem Schlaf hoch und wusste zunächst nicht genau, wo sie sich befand. Im Dunkel des Zimmers standen finstere Gestalten bedrohlich um ihr Bett, die sich nach und nach allerdings als der behängte Kleiderständer, die Nähmaschine und die auf ihren Holzfüßen breitbeinig danebenstehende Schneiderbüste entpuppten. Emma sank erleichtert in die Kissen zurück. Ihr Atem beruhigte sich langsam, das rasende Herzklopfen verschwand.
    Sie saß nicht im Nobelrestaurant und war auch nicht mit der Handhabung der Schneckenzange überfordert. Zumindest jetzt noch nicht. Und bis zum nächsten Dienstag konnte sie sich in Ruhe auf alles vorbereiten. Jetzt war sie ja gewarnt, würde es in der Realität also bestimmt nicht vermasseln. Dachte sie und schlief ziemlich bald wieder ein.
    Die Planung des großen Abends nahm das gesamte Wochenende in Anspruch. Am Samstagvormittag stand Emma vor ihrem Kleiderschrank und verschaffte sich einen ersten Überblick über das Angebot. An Abendgarderobe besaß sie eigentlich nur die Stücke, die sie im Laufe der Jahre ihren Filmvorbildern nachgeschneidert hatte. Jennifer Lopez’ Traum in Rosé war bereits aus dem Rennen, den kannte Jo schließlich schon. Blieben noch Julia Roberts’ knielanges Cocktailkleid aus schwarzer Spitze oder die knallrote, schulterfreie Abendrobe, die sie in der Opernszene trug. Na ja, das wäre vielleicht etwas overdressed. Dann eventuell das orangefarbene Kleid von Charlotte Coleman aus Vier Hochzeiten und ein Todesfall ?
    Emma nahm es aus dem Schrank und hielt es sich gegen den Körper. Sie drehte sich vor dem Standspiegel hin und her und betrachtete kritisch ihr Spiegelbild. Für die Schauspielerin, die sie seit Neuestem war, wäre das vermutlich genau das Richtige. Schreiende Farbe, auffällig in jeder Beziehung. Doch die Schneiderin würde sich darin den ganzen Abend unwohl fühlen. Kurz kam ihr der Albtraum wieder in den Sinn. Sie erschauderte und hängte den orangefarbenen Wahnsinn schnell zurück in den Schrank. Ob sie dieses Kleid wohl jemals selbst tragen würde? Dann doch lieber den schwarzen Traum aus Spitze. Schlichte Eleganz, das war dem Anlass wohl eher angemessen. Kaum waren also etwa drei Stunden vergangen, hatte sich Emma auch schon entschieden, was sie bei ihrem Date mit Jo tragen wollte.
    Als Nächstes kam die Frisur. Lange Locken im Nacken wie Vivian war mit ihren kurzen Wellen leider nicht möglich. Und ein Haarteil wollte Emma dann doch nicht tragen. Es musste auch irgendwie anders gehen. Sie probierte verschiedenste Reifen und Spangen, die sie zu Dutzenden in ihrem Badezimmerschränkchen aufbewahrte. Doch keine Variante stellte sie zufrieden. Schließlich entschied sie sich für ein mehrmals um den Kopf geschlungenes silbernes Band,

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