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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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Verkupplungsversuche ihrer Schwester könnten die Mission erneut gefährden. Willi sollte vollkommen neutral zu einem unabhängigen Urteil kommen und nicht durch Lisas Lobpreisungen beeinflusst werden.
    Der sah das zum Glück ganz locker. »Moment, Moment«, meinte er grinsend und tastete seine sämtlichen Hemd- und Hosentaschen ab, »wo hab ich denn jetzt mein Champagnerglas?«
    »Dafür brauchen wir keinen Champagner. Das kriegen wir auch so hin«, antwortete Emma im gleichen lockeren Ton und war sehr froh, dass Willi aus der peinlichen Situation keine Affäre machte. Sie hob das Weinglas und prostete ihm zu: »Emma.«
    »Du siehst heute aber eher nach Champagner als nach Aldi-Wein aus«, widersprach er und griff ebenfalls zu seinem Glas: »Willi.«
    »Moment mal«, schaltete sich Henning empört ein, »ich verbitte mir jegliche Verunglimpfung unseres Bordeaux! Sonst setze ich euch beide vor die Tür.«
    Eigentlich gehörte ja zur Brüderschaft neben dem Champagner noch ein Kuss, fand Emma. Aber das war hier wahrlich nicht der Ort dafür. Sie hakte sich bei Willi ein und schob ihn zum Kartoffelgratin. »Dann würden wir schon ein anderes nettes Plätzchen finden, oder?«
    »Sicher«, bestätigte der Landschaftsarchitekt, »allerdings wohl kaum ein so hervorragendes Essen.«
    Mühelos war es Willi gelungen, die Atmosphäre zur Zufriedenheit aller aufzulockern. Und als Emma beim Essen die neuesten Anekdoten über die Großmutter und ihren Lieblingsfeind, den Oberstudienrat Jung, mit verteilten Rollen zum Besten gab, war auch das letzte Gefühl von Peinlichkeit verflogen.
    »Du hättest Schauspielerin werden sollen«, prustete Lisa, während Emma mit erhobenem Zeigefinger und strenger Miene den überkorrekten Nachbarn mimte. Anschließend klimperte sie mit den Augen, als könnte sie kein Wässerchen trüben, nahm die Hand hinters Ohr und schrie: »Taschen? Welche Taschen? Ich habe keine Taschen!«
    »Eure Oma ist wirklich eine Wucht!« Willi lachte lauthals und erinnerte Emma für einen kurzen Moment an Gérard Depardieu. »Das muss wohl in der Familie liegen.« Dabei lächelte er die Schwestern gleichermaßen an, sodass keinerlei Zweifel darüber aufkommen konnten, dass er tatsächlich beide meinte.
    »Halt, stopp!«, rief Emma, als er sich zwei Stunden später verabschieden wollte. »So einfach lasse ich dich nicht gehen.« Henning starrte sie ungläubig an, Lisa grinste, und Willi drehte sich erstaunt zu ihr um.
    Jetzt war es ihr doch ein wenig unangenehm, die Augen aller auf sich gerichtet zu wissen. »Ich sag’s dir draußen«, meinte sie schnell und schob den »Kanadier« zur Tür.
    »Wir müssen noch ein wenig vom Eingang weg«, erklärte sie ihm vor dem Haus, »Lisa lauscht so gern.«
    »Jetzt bin ich aber neugierig«, flüsterte Willi, so als wären sie beide auf einer geheimen Mission.
    »Wir haben vorhin etwas vergessen.«
    Sein fragender Blick zeigte, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wovon sie sprach. Schon ein wenig enttäuschend. Aber gut, er war schließlich auch nur ein Mann.
    »Den Kuss.«
    »Welchen Kuss?«
    »Na ja …« Langsam kam sich Emma ein wenig blöd vor, und kühl war es auch hier draußen. »Brüderschaft … Duzen … und so …«
    »Na klar. Wie konnte ich nur das Beste vergessen?«
    »Also dann …«
    Etwas unbeholfen standen sie sich gegenüber.
    »Nun mach doch«, meinte Emma schließlich und kam sich noch blöder vor. Warum nur hatte sie damit angefangen? Es war doch gar nicht Jo, der da vor ihr stand. Das musste der Alkohol sein …
    Also, wenn der Regisseur genauso küssen konnte, dann war er auf jeden Fall der Richtige. Emma hätte am liebsten gar nicht mehr aufgehört. Das war wohl auch der Alkohol.
    »Das kannst du wirklich gut«, meinte Willi nach einiger Zeit und löste sich von ihr. Emma hätte das Kompliment gerne zurückgegeben. Doch da war er schon in der Dunkelheit verschwunden.
    Beschwingt und jetzt doch ganz zufrieden mit ihrem Testergebnis radelte Emma nach Hause, nachdem sie noch eine Stunde lang mühsam Lisas neugierigen Fragen widerstanden hatte. Der Rotwein hatte ihren Kopf in einen riesigen Wattebausch verwandelt, und sie lenkte ihren Drahtesel in leichten Schlangenlinien den Radweg entlang. Leise trällerte sie »I wanna be loved by you« vor sich hin und dachte verträumt an Jo. Fast wäre sie vor lauter Verliebtheit in einer Baustellenabsperrung gelandet, die sie erst in allerletzter Sekunde bemerkt hatte, obwohl sie ihr in den letzten Tagen schon

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