Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
wie aus der Pistole geschossen. »Dieses Kleid ist ein Kostüm-Highlight der Achtziger«, jubilierte Daniel und zielte mit seinem rechten Zeigefinger genau zwischen Emmas Augen. »Woher hast du das?«
»Hey, hey, hey, hab ich irgendwas verpasst?«, mischte sich nun endlich auch Jo ins Gespräch. »Ich sehe nur eine Laufmasche.« Wie peinlich! Musste er das unbedingt in aller Öffentlichkeit herausposaunen?
»Wenn du Pretty Woman nicht kennst, hast du tatsächlich was verpasst!« Zum Glück überging Daniel Jos blöde Bemerkung und schob Emma den Stuhl zurecht.
»Natürlich kenne ich den Streifen. Schließlich musste ich damals nacheinander einige Damen ins Kino begleiten. Aber wie kommt ihr jetzt darauf?«
»Ts, ts, ts … Regisseure. Manchmal fehlt ihnen einfach der Sinn fürs Wesentliche, aber schon so was von. Also spann mich nicht auf die Folter. Woher hast du das?«
»Selbst geschneidert«, antwortete Emma nicht ohne Stolz.
»Wow!« Daniel war offensichtlich beeindruckt. »Warum kannst du das?«
»Nun ja, als Schnei…« Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass sie heute Abend Schauspielerin und nicht Schneiderin war. Fast hätte sie sich sozusagen um Kopf und Kragen verplappert. »Äh … Als schneidige Modefanatikerin – kann es nicht schaden, wenn man sich in der Herstellung auch ein wenig auskennt.«
»Ein wenig? Du machst Witze.«
»Haben die Herrschaften schon gewählt?«, unterbrach sie zum Glück der Kellner und verschaffte Emma eine kleine Verschnaufpause.
So schwierig hatte sie sich das Ganze nicht vorgestellt. Daniel war nicht nur ein redseliger, sondern offensichtlich auch ein cleverer Typ. Dem konnte man nur schwer etwas vormachen. Vermutlich war es nur eine Frage der Zeit, bis er hinter ihr Geheimnis kam. Emma war drauf und dran, sofort alles zu beichten.
Nachdem sie die Bestellung aufgegeben hatten, entschuldigte sie sich kurz, ging zur Toilette und zog die kaputten Strümpfe lieber ganz aus.
Als sie zum Tisch zurückkam, meinte Jo: »So, nun aber zu deinem Werbecasting. Hast du mit der Produktionsfirma telefoniert?«
Das hatte Emma sehr wohl getan. Erfahren hatte sie dadurch jedoch nicht besonders viel. Die Dame, mit der sie gesprochen hatte, hatte ihr lediglich einen Termin am Donnerstag und die Adresse genannt. Schließlich musste sie davon ausgehen, dass die Bewerberin wusste, wofür sie sich bewarb. Und die hatte sich genau aus diesem Grund nicht getraut, genauer nachzufragen. Vielleicht konnte ihr Jo noch etwas erzählen.
»Ich habe Daniel extra mitgebracht, damit er dir ein paar Tipps gibt«, sprach Jo zum Glück gleich weiter. »Das ist deine erste Werbung, oder?«
Emma nickte kleinlaut. Mit erfundenen Spots oder Aufträgen wollte sie nicht auch noch anfangen.
»Gar kein Problem, ich helfe so was von gern«, sagte der Assistent mit lausbübischem Grinsen. »Worum geht’s denn überhaupt genau?« Er sah die vorgebliche Schauspielerin interessiert an, und der wurde abwechselnd heiß und kalt. Über ihren echten Beruf konnte sie in dieser Runde nicht unbefangen reden, über den unechten allerdings auch nicht. Wäre sie doch mit Jo allein gewesen, dann hätte sie wenigstens nur einem Mann etwas vorspielen müssen.
»Es handelt sich um einen neuen Spot für YogiLight«, meldete sich glücklicherweise der Regisseur gleich wieder zu Wort.
»Der Joghurt, der anturnt?«
»Genau der.« Auch das noch. Dieser Slogan war so ziemlich der bescheuertste, den sich eine Werbeagentur je ausgedacht hatte. Und da sollte sie mitmachen? Echt nicht.
Umso besser. Damit war das Casting so gut wie gegessen. Sie würde hingehen, den schlechten Spruch noch schlechter sprechen, dann hatte sich die Sache für immer erledigt. Ohne dass sie vor Jo ihr hübsches Schauspielerinnen-Gesicht verlor. Jetzt musste sie nur noch einen Grund finden, ihn trotzdem weiterhin zu treffen. Aber welchen bloß?
Erst einmal nickte Emma eifrig, als hätte sie nicht gerade eben erst erfahren, dass sie sich am Donnerstag für die Mitwirkung in einem der dümmsten Spots der Fernsehgeschichte bewerben sollte. Nun, da sie wusste, dass sie mit heiler Haut aus der Nummer herauskommen würde, konnte sie viel glaubwürdiger Interesse heucheln.
Zwischendurch wurde das Essen serviert, was ihr noch einmal einen kleinen Aufschub gewährte. Während sie sich im Folgenden so intensiv wie möglich mit ihren Lachs-Tortellini beschäftigte, redete der offenbar multitaskingfähige Daniel so viel und so schnell, wie er sich eine Gabel
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