Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
»Ich sollte dann auch los, ich muss morgen sehr früh raus.«
»Wieso musst du denn aufstehen? Du hast doch deinen Dreh schon hinter dir«, wollte Daniel wissen. Hier konnte man auch wirklich nichts ganz Normales sagen, ohne ins Fettnäpfchen zu treten. Wenn sie nicht auffliegen wollte, musste sie ihre Worte in Zukunft etwas mehr auf die Goldwaage legen.
»Arzttermin«, antwortete sie knapp und gähnte demonstrativ. Das wurde langsam zur Standardausrede.
»Ich fahr dich«, sagten Jo und Daniel gleichzeitig und sahen sich belustigt an.
»Zwei Männer, ein Gedanke!« Der Regieassistent lachte. »Natürlich lasse ich meinem Chef den Vortritt. Gute Fahrt.« Dabei grinste er so, als wollte er noch einen Ratschlag dranhängen, und warf Jo einen wissenden Blick zu.
Der Regisseur rief weltmännisch nach dem Ober und ließ sich die Rechnung geben. Als er die Brieftasche aus der Innentasche des Jacketts nehmen wollte, blieb sein Blick auf den langen Beinen einer vorbeigehenden Dame hängen. Emma registrierte genau, wie seine Augen von den hohen Pfennigabsätzen bis hinauf zu ihrem Po wanderten, der zum Glück von einem Rock bedeckt wurde – allerdings einem sehr knappen. Für einen kurzen Moment machte sich Eifersucht in ihr breit. Lange Beine, mit denen sie Jo bezirzen konnte, hatte sie nicht. Aber genügten nicht ihre inneren Werte, von denen schließlich den ganzen Abend die Rede gewesen war?
Auf einmal war sie nicht sicher, ob sie nicht doch lieber mit Daniel nach Hause fahren sollte. Was, wenn der Regisseur vielleicht wieder mehr wollte als sie? Doch dann erinnerte sie sich an die Ratschläge Maries und der Großmutter. Nur keine Chance entwischen lassen!
Jo fuhr gelassen durch das nächtliche München bis nach Haidhausen und hielt kurze Zeit später in der Milchstraße. Nicht einmal nach ihrer Adresse hatte er sich erkundigt, er hatte sie sich also gemerkt. Was für ein aufmerksamer Mann. Nicht nur bei fremden langen Beinen.
Er stellte den Motor ab und wandte sich ihr zu: »Was machen wir denn jetzt mit dem angebrochenen Abend?« Und schon war sein Gesicht ganz nah an ihrem. Der ließ wirklich nichts anbrennen.
Noch während Emma überlegte, ob sie ihn mit in ihre Wohnung nehmen oder es lieber lassen sollte, lagen seine Lippen auf den ihren und seine Finger auf ihrem nackten Oberschenkel. Emma fand eigentlich nicht, dass es sich schlecht anfühlte, doch sie konnte sich irgendwie so gar nicht entspannen.
Während sie ziemlich passiv geschehen ließ, was Jo da an ihrem Gesicht und den Beinen machte, waren ihre Gedanken bei den Reizen der Konkurrenz. Denn die schlief ganz offensichtlich nicht. Wenn sie den Regisseur zurückwies, standen schon genügend Frauen in der Schlange, die sofort ihren Platz einnehmen würden. Chancen nutzen! Unbedingt jede Chance nutzen!
Obwohl sie nach dem anstrengenden Tag lieber schlafen gegangen wäre, begann Emma nun, Jos immer heftigere Küsse zu erwidern. Seine Hände waren inzwischen überall an ihrem Körper zugange und schienen auch keine Grenze zu akzeptieren. Vielleicht sollte es ja so sein, dass sie für das große Glück einmal über ihren Schatten springen musste? Irgendwie hatte sie sich ihr erstes Mal mit Jo zwar romantischer vorgestellt, aber das schien jetzt nicht so wichtig.
Vorsichtig ließ sie nun ihre Finger ebenfalls über seinen Körper wandern. Schließlich sollte er nicht denken, dass sie die Chance, die er ihr gab, ungenutzt lassen wollte. Doch während ihre Gedanken fortwährend Purzelbäume schlugen, schienen die seinen eine Auszeit genommen zu haben. Erregt nahm er ihre Hand und legte sie zwischen seine Beine. Jetzt bestand auch für Emma kein Zweifel mehr daran, welche Chance ihr da gerade gegeben wurde. War das die Chance ihres Lebens?
»Kann ich mein Auto über Nacht hier stehen lassen?« Emma erschrak. Es war also schon beschlossene Sache, dass Jo mit ihr schlafen, danach bei ihr übernachten und erst morgen weiterfahren würde? Vielleicht ganz gut so. Dann musste sie sich wenigstens keine Gedanken mehr darüber machen, was die richtige Entscheidung war. Das Schicksal hatte gesprochen. Einverstanden.
Kurz prüfte sie in Gedanken den Zustand ihrer Wohnung und befand ihn für durchaus männertauglich. Dann sollte es wohl so sein. »Kein Problem«, flüsterte sie und löste sich aus seinen Armen. Wenn nun schon klar war, wie es weiterging, wollte sie das Unvermeidliche nicht mehr allzu lange hinauszögern. Schließlich hatte sie morgen einen ganz
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