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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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erzählen, wo sie in den letzten Wochen einen Großteil ihrer Kraft gelassen hatte. Aber jetzt stand sie der Schneiderei erst einmal wieder ganz zur Verfügung, denn sie hatte keineswegs vor, den nächsten Dreh sofort in Angriff zu nehmen. Falls sie es mit Jos Fernsehfilm überhaupt versuchen wollte. Das war noch längst nicht beschlossene Sache.
    Zunächst einmal hatte sie einen Sommermantel zu nähen, der morgen Vormittag zur zweiten Anprobe fertig sein musste.
    Die Stichsäge gab sich damit zufrieden, dass sie bei Emma keine deutlichen Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung feststellen konnte, und wandte sich dem Computer zu. Und Emma verzog sich schnellstens in die Werkstatt, um den bohrenden Fragen zu entkommen.
    »Bist du wirklich wieder ganz okay?«, erkundigte sich jedoch auch Mona sofort. »Ich hab nämlich keine Lust, mich mit irgendwas anzustecken.«
    »Ich übrigens auch nicht«, stimmte Jasmin sofort ein. Beide sahen sie so vorwurfsvoll an, als hätte sie tödliche Viren in einen sterilen Raum eingeschleppt.
    »Macht euch keine Sorgen, ich war ja gar nicht krank«, beruhigte Emma sie. Wohl oder übel musste sie jetzt zumindest teilweise Farbe bekennen, wenn sie nicht wollte, dass die Kolleginnen sie zur Quarantäne ins Klo sperrten.
    Das Rattern der Nähmaschinen stoppte sofort, und die beiden starrten Emma mit offenem Mund an. Die flüsterte, damit die Chefin nichts von ihrem Geständnis mitbekam: »Wegen der Rolle bei dem Laientheater musste ich gestern unbedingt nach Tutzing. Da war eine Probe.«
    »Ein Laientheater probt an einem Werktag?«, fragte Mona verblüfft und leider etwas zu laut, »wann arbeiten denn die Leute am Starnberger See üblicherweise? Nachts?«
    So genau hatte Emma sich ihre Lügengeschichte nun auch nicht überlegt. Dabei log sie inzwischen doch lange genug, um ein wenig Übung zu haben. Aber dann unterliefen ihr immer wieder solch grobe Schnitzer. Ärgerlich. Sie versuchte zu retten, was zu retten war. »Da sind ganz viele Lehrer dabei, die haben nachmittags am besten Zeit.«
    Doch Mona sah sie weiterhin zweifelnd an und schien ihr kein Wort zu glauben. »Aha«, erwiderte sie trocken und setzte hinzu: »Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass bei dir zurzeit ein ganz anderer Film abläuft?«
    »Keine Ahnung.« Emma zuckte mit den Schultern und wandte sich endlich dem Sommermantel zu, um das Thema vorerst zu beenden. Hoffentlich.
    Als Mona merkte, dass aus der Kollegin im Moment nicht mehr herauszubekommen war, gab auch sie erst einmal Ruhe. Und weil die Stichsäge gerade in die Werkstatt kam und neue Aufträge verteilte, dachte zum Glück erst einmal niemand mehr über Emmas eigenartige Nebenbeschäftigungen nach. Was sie den anderen sagen sollte, wenn der Werbespot oder gar der Fernsehfilm schließlich gesendet wurden, konnte sie sich immer noch überlegen, wenn es so weit war. Für den Moment reichte es ihr völlig, wenn niemand sie weiterhin mit unangenehmen Fragen quälte.
    Trotzdem war Emma den ganzen Tag über unkonzentriert und etwas fahrig. Sie stach sich mehrmals in den Finger, was zwar Berufsrisiko war, aber spätestens nach der Gesellenprüfung nicht mehr oft vorkam. An der Overlock riss ihr der Faden ganze drei Mal hintereinander, was nicht nur die Fertigstellung des Mantels erheblich verzögerte, sondern auch die Maschine für die anderen blockierte. Vielleicht war das mit der soliden Handarbeit eben doch nicht ganz so einfach. Oder es ging zurzeit tatsächlich alles schief, was sie in Angriff nahm.
    Doch selbst heute kam irgendwann der Feierabend. Emma war unsagbar froh, dass sie endlich vor den Fragen der Kolleginnen und den Missgeschicken des Tages flüchten konnte, und radelte auf direktem Weg nach Hause.
    Aber auch dort fühlte sie sich unzufrieden. Ihr eigenes Happy End schien wieder unerreichbar weit weg zu sein, und kein Glück aus der Konserve war in der Lage, ihre Laune zu bessern. Warum gab es nur nichts, was ihr aus ihrem Tief heraushelfen konnte? Nicht einmal die neue Rolle, die Jo ihr in Aussicht gestellt hatte, hatte sie aufgeheitert. Und ebenso wenig die gelassene Art, mit der er ihre Zurückweisung aufgenommen hatte. Irgendwie hatte sie das ungute Gefühl, die vielen Chancen, die sich ihr boten, überhaupt nicht genutzt zu haben.
    Den Werbedreh hatte sie komplett vergeigt. Und statt dass sie wenigstens in der Schneiderei ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte, ging da nun auch alles daneben. Gab es vielleicht so etwas wie die

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