Verliebt, verlobt und eingesargt
Spezialistin zu sein.«
»Verliebt, verlobt und eingesargt. Ein beschissenes Spiel«, flüsterte Sid.
Ich schlug ihm auf die Schulter. »Kommen Sie, wir wollen diese ungastliche Stätte verlassen und uns ein wenig näher auf dem Gelände umschauen.«
Er schaute mich aus seinen kleinen, dunklen Augen starr an. »Wollen Sie tatsächlich in die Schächte?«
»Wenn es nötig ist.«
»Das geht aber nicht. Sie sind zugemauert worden.«
»Dann können sie auch unserer Freundin nicht mehr als Versteck dienen. Ist doch klar.«
»Wie Sie meinen.«
Wir verließen die Umkleidebaracke. Es schneite nicht mehr. Der Himmel war wieder klar geworden, und auch die Sonne kam gut durch. Leider wärmte sie nicht. Wenn man zu lange auf einem Fleck stand, konnte man festfrieren.
Wir wandten uns dem Maschinenhaus zu. Die teuren Vorrichtungen waren demontiert worden. Wir fanden die Sockel leer vor. Da es hier sehr düster war, schaltete ich die Lampe ein und suchte nach Fußspuren.
Es waren keine zu entdecken.
»Susy wird sich versteckt haben und den Beginn der Nacht abwarten«, erklärte mir Sid Ferry. »Es hat keinen Sinn, wenn wir noch länger hierbleiben.«
»Und was ist mit dem Friedhof?«
»Dort habe ich sie auch gesehen.«
»Wo genau?«
»Bei den Gräbern. Es waren sehr viele in der Nähe. Ich kann nicht einmal sagen, ob sie nun ein bestimmtes Grab besucht hat oder nicht. Zudem war alles zu spät, als ich erschien.«
»Was heißt das?«
»Da war Kissner schon tot.«
Ich nickte mir selbst zu. »Wenn wir davon ausgehen, daß Susy die Männer tatsächlich getötet hat, welches Motiv kann eine Frau wie sie haben, so etwas zu tun?«
»Das weiß ich nicht, aber ich glaube fest, daß hinter ihr andere Kräfte stehen.« Sid senkte seine Stimme. »Und zwar die Kräfte der Hölle, wenn Sie verstehen.«
»Daran muß man denken.«
»Seit Elkman und Ury diese Frau kannten, waren sie verändert. Da haben sie ihre alten Kumpel vergessen. Sie hatten nur Augen für dieses Weib. Ich fühlte mich richtig beklommen. So ähnlich wie jetzt, denn die Halle gefällt mir nicht.«
»Sollen wir noch zum Friedhof?«
»Vielleicht heute abend, John.«
Die Idee war nicht schlecht. »Dann bringe ich Sie jetzt nach Hause.«
»Nein, nein.« Er wehrte ab. »Sparen Sie sich die Mühe. Ich werde zu Fuß zu den Kasernen gehen. Da kann ich nachdenken.«
»Wie Sie wollen, Sid. Aber hüten Sie sich vor Susy.«
»Worauf Sie sich verlassen können.«
Uns hielt nichts mehr in der Maschinenhalle. Ferry brachte mich noch bis zu meinem Wagen. Wir verabredeten für den Abend einen Treffpunkt. Um 19.00 Uhr vor dem Haupteingang des Friedhofs, an dem wir schon vorbeigefahren waren.
»Und was haben Sie jetzt vor?«
»Ich werde mir ein Hotel suchen und von dort noch einmal mit London telefonieren. Vielleicht bekommen die Kollegen doch mehr über Larry Elkman heraus, als hier bekannt ist.«
»Das wäre nicht schlecht.«
»Dann bis heute abend«, sagte ich.
»Ja, und hüten Sie sich vor Susy.« Er warnte mich ebenfalls.
»Das werde ich schon, mein Lieber.«
Ich stieg in den Golf und startete. Der Motor sprang willig an. Im Rückspiegel sah ich, wie Sid verschwand. Er nahm eine Abkürzung. Sehr wohl war mir nicht bei dem Gedanken, ihn allein gehen zu lassen, aber ich war schließlich nicht sein Kindermädchen. Den Weg hatte ich mir auf der Hinfahrt eingeprägt. Bis zur Bundesstraße 1 war es nur ein Katzensprung. Über sie wollte ich zurück in die Innenstadt fahren und trotzdem noch einmal bei Kollegen vorbeisprechen. Vielleicht hatten sie doch eine Spur gefunden. Auf der durch Ampelanlagen unterbrochenen Bundesstraße hatte jetzt, gegen Mittag, der Verkehr zugenommen.
Ich hielt mich auf der rechten Spur, geriet einmal in einen Stau, konnte aber schnell weiterfahren und mußte vor einer großen Kreuzung stoppen.
Ich war sehr in Gedanken versunken und achtete kaum auf die Person, die sich von der Seite her meinem Wagen näherte. Erst als die Tür aufgezogen wurde, schreckte ich hoch.
Noch zeigte die Ampel die rote Farbe, aber das interessierte mich nicht, denn ich schaute in ein engelhaftes Gesicht, in das durch die gebückte Haltung Strähnen eines Blondhaars fielen.
Mich traf es wie ein Schlag.
Mein Gott, war diese Frau schön!
Sie lächelte mich an und fragte mit leiser Stimme. »Wenn Sie in die Stadt fahren, könnten Sie mich dann mitnehmen, oder soll ich in der Kälte warten?«
Die Ampel sprang auf Gelb. »Nein, nein, steigen Sie ein.«
»Sehr
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