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Verliebt, verlobt und eingesargt

Verliebt, verlobt und eingesargt

Titel: Verliebt, verlobt und eingesargt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch nicht so ausgekühlt, als daß Eis auf den Scheiben gelegen hätte. Ich klemmte mich hinter das Lenkrad, und Ferry nahm neben mir Platz.
    »Den Weg sage ich Ihnen, Mr. Sinclair.«
    »Nennen Sie mich John.«
    »Okay, ich heiße Sid.« Er schmunzelte, dann wurde sein Gesicht sehr rasch wieder ernst. »Ich hoffe nur, daß es uns gelingt, diese Susy zu fangen.«
    »Und dann?« fragte ich.
    »Werden wir sie töten!«
    Wir hatten den großen Hauptfriedhof nicht betreten und waren an ihm vorbeigefahren, um das Gelände der stillgelegten Zeche zu erreichen. Auch dieses Areal war in winterlicher Kälte erstarrt, aber der alte Förderturm stand noch.
    Diese Bauwerke gehörten einfach zum Gesicht des Ruhrgebiets oder hatten dazu gehört. Leider waren die Zechen stillgelegt worden. Vor einigen Monaten die letzte, wie mir mein Beifahrer berichtet hatte. Den Zechenturm hatte ich schon vor einiger Zeit gesehen, als wir uns über das Gelände bewegten. »Wir müssen noch weiter«, erklärte Ferry.
    »Stehen die Totenkisten draußen?«
    »Nein, ich sah sie in einem Gebäude. Das war die ehemalige Waschkaue.« Für mich war es unheimlich, als ich einen Blick durch die Fenster warf und die beiden Totenkisten sah.
    Hin und wieder kratzten Zweige über die Karosserie. Mal führte der Weg bergauf, dann wieder bergab. In den Senken lagen oft zu Eis gewordene Wasserpfützen, über die wir glitten.
    Dann verschwand der Buschgürtel. Unser Blick fiel auf das freie Gelände vor den alten Zechenbauten. Früher hatte es mal eine Mauer gegeben, sie war eingerissen worden. Auch die Gebäude machten einen verrotteten Eindruck, ebenso der Förderturm bei genauerem Hinsehen.
    »Die Kaue liegt rechts neben der Maschinenhalle«, sagte Ferry. Ich lenkte den Golf in diese Richtung und stoppte ihn neben dem Bau aus roten, leicht verblichenen Ziegeln. Als wir ausstiegen, merkten wir wieder die Kälte. Die Sonne war hinter Dunstschwaden verschwunden, und aus den Wolken rieselten feine Schneekörner. Kaum zu erkennen, aber sie tauten nicht weg und legten sich wie winzige Perlen auf unsere Haut.
    Sid Ferry ging vor. Man konnte die große Waschkaue auch von außen durch eine Metalltür betreten. Sid hatte Mühe, sie aufzuziehen, da sie mit dem unteren Rand am Boden festgefroren war.
    Drinnen war es kaum wärmer als draußen. Ich betrat einen gefliesten Boden und sah rechts von mir die Bude des Kauenwärters, wie mir Sid erklärte. Hintereinander gehend durchquerten wir einen großen Duschraum. Unter der Decke hingen grau die Düsen, aus denen bestimmt kein Wasser mehr floß. Die auf der Wand liegenden Leitungen waren längst eingefroren.
    »Wo stehen die Särge?« erkundigte ich mich.
    »Im ehemaligen Umkleideraum.«
    »Gibt es da nicht diese >Garderoben<, in denen die Bergleute ihre Kleidung an Seilen unter der Decke aufbewahrten.«
    »Das war die alte Tradition. Sie werden so einen Raum sehen.«
    Die Fenster waren groß genug, um genügend Tageslicht in die Halle fallen zu lassen. Wenn wir uns unterhielten, sprachen wir leise. Ich kam mir ziemlich verloren vor. Unter den Duschen gingen wir her und erreichten eine weitere Tür, die zu den Umkleideräumen führte. Es gab insgesamt drei, aber einer nur interessierte uns. Ich sah tatsächlich die Fleischerhaken, an denen die Bergleute ihre Kleidung gehängt hatten, um sie mittels einer Kette und über Hebelrollen in die Höhe zu ziehen. Diese Halle wirkte auf mich wie ein modernes Industrie-Museum, aber ich sah auch die beiden verschlossenen Gegenstände, die hier einfach nicht hingehörten.
    Es waren die Särge!
    Dunkelbraun schimmerte das Holz. Sie standen ungefähr in der Mitte des Raumes und waren verschlossen.
    Sid Ferry hatte seinen Schritt gestoppt. Bewegungslos stand er auf dem Fleck. Sein Gesicht war maskenhaft starr. Er hatte die rechte Hand zur Faust geballt und deutete auf die Totenkisten. »Das sind sie«, flüsterte er. »Da haben Susys nächste Opfer ihre letzten Ruhestätten gefunden.«
    »Haben Sie die Särge schon geöffnet?«
    »Ja.«
    »Okay. Ich werde sehen, ob sich etwas verändert hat.« Den von mir aus gesehen rechten Sarg nahm ich mir zuerst vor, schaute mir die Verschlüsse an und erkannte, daß sie nicht eingefroren waren und sich leicht öffnen ließen.
    Ferry hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Er schaute mir schweigend zu. Mit einem Ruck hob ich den Deckel in die Höhe — und sah die Angaben meines Landsmannes bestätigt.
    Vor mir lag ein Toter.
    Ein dunkelhaariger Mann,

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