Verliebt, verlobt und eingesargt
Zustand.«
Mein Gesicht verzerrte sich. »Ich… ich traue dir nicht, Susy. Was hast du vor?«
»Nichts Besonderes.«
»Doch«, gab ich keuchend zurück. »Du hast etwas vor. Ich spüre es, ich merke es.«
»Ja«, gab sie zu und entglitt mir, als ich sie festhalten wollte, während sie aufstand. »Ich werde jetzt ins Bad gehen und eine Dusche nehmen. Danach komme ich zurück.«
»Und ich?«
»Du bleibst hier liegen und erholst dich. Du bist krank, John.« Sie drehte sich um, ging zum Tisch und nahm dort etwas von der Platte. Sie hielt den Gegenstand hoch. Es war meine Beretta. »Die brauchst du wohl nicht mehr, John.«
Mein Blick war noch immer etwas getrübt. Ich erkannte die Pistole nicht konturenscharf. »Weshalb hast du sie mir weggenommen?«
»Ich mag keine gefährlichen Männer«, erwiderte sie doppeldeutig.
»Ach.« Ich grinste nur und tat nichts, als sie die Waffe wieder auf den Tisch zurücklegte.
»Wie ich dir sagte, John, ich werde eine Dusche nehmen. Vielleicht bist du danach wieder zu Kräften gekommen. Dann komme ich zu dir.« Sie beugte sich zu mir herab, so daß es aussah, als wollte sie mich küssen. Das tat sie nicht. Statt dessen sagte sie: »Wir sollten dann unsere Verlobung feiern, mein Lieber. Nur wir zwei, verstehst du? Ich bereite dir eine Nacht, die du nicht vergessen wirst. Ganz bestimmt nicht, John Sinclair…«
Bevor ich noch nachfragen konnte, stand sie wieder auf und ging einen Schritt zurück. Sie schaute mich an. Es war ein abschätzender, fixierender Blick. Dabei begann sie, ihr Kleid aufzuknöpfen. Es besaß an der Vorderseite weiße Knöpfe, und sie zog es vor meinen Augen aus, so daß ich sehen konnte, welch einen Spaß ihr dies bereitete. Dazu paßten auch die lasziven Bewegungen, die einer Stripperin zur Ehre gereicht hätten.
Bis zum Nabel knöpfte sie auf und klappte die beiden Hälften zur Seite. Sie trug keinen BH, und ich konnte über die Hälfte ihrer Brüste erkennen. Susy blieb so stehen, schaute mich lockend an und fragte leise: »Gefalle ich dir, John?«
Ich atmete tief ein. Klar, sie hätte mir gefallen, wenn ich gesund gewesen wäre, in diesem Zustand aber brachte ich nicht einmal ein Nicken zustande.
»Oh«, sagte sie, »du bist doch noch sehr schwach. Ich hoffe, daß du bald so stark sein wirst, wie ich es mir für meinen Verlobten wünsche, mein lieber John.« Sie nickte mir noch einmal zu, lächelte knapp und drehte sich um.
Ich schaute ihr nach, wie sie auf eine schmale Tür zuschritt, die zum Bad führte.
Susy schloß sie nicht ganz, ließ sie spaltbreit offen, so daß ich schräg in den Raum hineinschauen konnte, aber von ihr nicht viel sah. Dafür sah ich das Kleid. Sie warf es mit einer gekonnten Bewegung auf einen Hokker.
Wenig später rauschte das Wasser der Dusche.
Und ich lag im Nebenzimmer wie apathisch auf der Couch, starrte mit leerem Blick in den Raum und versuchte verzweifelt, meine Gedanken zu ordnen. Meine Lage war bescheiden.
Rosig sah sie nicht aus. Ich war mittlerweile fast zu der Überzeugung gelangt, daß mich diese Person mit dem Gesicht eines Engels eiskalt reingelegt hatte. Sie hatte mich geschwächt, sie wollte etwas von mir. Ich erinnerte mich auch wieder daran, weshalb ich überhaupt nach Dortmund gefahren war.
Drei Morde sollte ich aufklären, die angeblich von einer Susy begangen worden waren.
Jetzt sah es ganz so aus, als hätte sie sich schon ein viertes Opfer ausgesucht.
Nämlich mich! Je mehr ich mich mit dem Gedanken beschäftigte, um so sicherer wurde ich, daß dies auch eintreffen würde. Susy trieb mit mir ein höllisches Spiel. Sie lullte mich ein, sie hatte mich fast wehrlos gemacht, um zuschlagen zu können.
Und sie besaß eine blendende Laune.
Ich hörte das Rauschen des Wassers und vernahm gleichzeitig ihre trällernde Stimme. Susy sang ein Lied, dessen Text ich zwar nicht verstand, die Melodie aber kannte.
Es mußte ein deutsches Volkslied sein. Es gefiel mir auch. Weniger die Tatsache, daß es von Susy gesungen wurde, sie zeigte sich da ziemlich triumphierend.
Ja, sie hatte gewonnen!
Ich verfiel zwar nicht in eine Depression, aber ich merkte meine Schwäche. Wenn ich überhaupt von dieser Couch wegkam, dann nur im Zeitlupentempo.
Aber das war besser als gar nichts.
Ich sah den Tisch und dachte an die Beretta, die auf ihm lag. Es mußte mir einfach gelingen, an die Waffe heranzukommen. Dann besaß ich ein handfestes Argument, dem sich auch Susy nur schwerlich widersetzen konnte.
Mein Vorhaben
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