Verliebt, verlobt und eingesargt
glitten. Irgendwann hatten wir gehalten. Ich war auch aus dem Wagen geklettert und durch Susys Unterstützung eine Treppe hochgegangen. Danach hatte ich einen Blackout bekommen, der sich nun wieder zurückgezogen hatte, so daß ich erkannte, in welch einer Umgebung ich lag. Über mir sah ich eine Zimmerdecke. Die Decke wurde von einem weichen Lichtschein bestrichen, den eine flache Lampenschale abgab. In den Winkeln und Ecken hatten sich noch Schatten festgesetzt. Es war warm im Raum. Nicht die Hitze einer Heizung, mehr die angenehme Wärme eines Kohleofens, die das Zimmer erfüllte und einen Schlafenden einlullen konnte.
Auch ich fühlte mich müde. Nicht nur das, auch zerschlagen, als hätte ich einen harten Fight hinter mich gebracht. Zwar gab es keine Stellen am Körper, die direkt schmerzten, aber wenn ich die Arme anheben wollte, geschah dies nur unter größten Mühen und Anstrengungen. Und ich vernahm das Pfeifen.
Wer diese Fröhlichkeit an den Tag legte, wußte ich nicht. Möglicherweise war es die Person, die mich hergebracht hatte. Entdecken konnte ich sie nicht.
Und ich überlegte, wie sie hieß. Blondes Haar, ein wunderschönes Gesicht, ein herrlich geschwungener Mund — eine Frau zum Verlieben. Susy!
Genau, so hieß sie. Sie hatte mich angesprochen, als ich im Wagen sitzend vor einer Ampel stand. Wir waren in die Stadt gefahren und in einem Restaurant zum Essen gegangen.
Dort war es mir dann schlecht geworden. Nicht gerade übel, aber mich hatte ein Schwächeanfall überkommen.
Und nun lag ich in dieser fremden Wohnung.
Leicht gesetzte Schritte näherten sich meiner Liegestatt. Ich drehte den Kopf nach links, um in den Raum hineinschauen zu können. Einen ovalen Tisch sah ich ebenso wie zwei Sessel, das Regal dahinter, die Glotzkiste darin, umrahmt von Büchern mit farbigen Einbänden. Dann wurde mein Blickfeld von einer Frauengestalt eingenommen, die sehr dicht an meine Couch trat und sich auf die Kante setzte. Sie trug noch immer das blaue Kleid und wandte mir ihr Gesicht zu, um mich anzuschauen.
Ja, das war dieser Engel mit dem Blondhaar. Ich hatte also keinen Traum erlebt. Diesmal war ihr Lächeln echt und nicht nur Halluzination oder Erinnerung.
»Hi, John, wie geht es dir?«
Ich schaute sie an. »Du?« hauchte ich.
»Wer sonst?«
»Du hast mich hier…«
Sie unterbrach mich mit ihrem Nicken. »Ja, mein Liebling. Ich habe dich in meine Wohnung gebracht. Erinnerst du dich?«
»Nur mehr schwach…«
»Wir waren Essen, da wurde es dir plötzlich…« Sie hob die Schultern.
»Nicht gerade übel«, sprach sie weiter, »vielleicht schwindlig oder schlecht. Du sahst aus wie jemand, der einen Grippeanfall gehabt hat und plötzlich Fieber bekam.«
»Ja, so fühlte ich mich auch.«
Sie griff nach meiner Hand und drückte sie leicht. Susys Haut war sehr weich und angenehm warm. »Aber jetzt brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen, John. Du bist bei mir. Hier ist es warm, und du bist hier gut aufgehoben.«
»Meinst du?«
»Aber sicher.«
»Irgend etwas stört mich trotzdem«, sagte ich leise. »Ich weiß nicht, was es genau ist, aber es stört mich.«
»Sag es mir.«
»Ich fühle mich noch immer matt, kann kaum denken, aber ich weiß, daß ich ein gesunder Mensch bin.«
Sie ließ meine Hand los. »Was willst du damit sagen?« fragte sie.
Susys Augen kamen mir plötzlich groß vor. »Ganz einfach, Mädchen. Ich habe den Eindruck, wenn ich recht darüber nachdenke, daß ich in eine Falle gelockt wurde.«
Sie lachte mich an oder aus. So genau war das nicht herauszuhören.
»Wer sollte dich denn in eine Falle locken, John?«
»Du, zum Beispiel.«
»Und was hätte ich davon gehabt?«
»Ich weiß es eben nicht, welche Pläne du verfolgst. Das ist mir alles zu suspekt, zu durcheinander, aber ich habe das Gefühl, dir nicht trauen zu können.«
»Jetzt übertreibst du.«
»Nein, das tue ich nicht. Susy, was hast du mit mir vor? Warst du diejenige, die für meinen Zustand gesorgt hat?«
»Wie hätte ich das gekonnt?«
»Durch Gift oder ein Betäubungsmittel. Es ist doch alles möglich. Du hast etwas vor.« Sie stand auf. »Ja, das stimmt.«
Auch ich wollte mich erheben, konnte mich zwar mühevoll zur Seite drehen, kam aber nicht über die flache Kante der Couch hinweg, weil ich einfach noch zu kraftlos war.
Susy ging in die Knie und legte ihre Hände auf meine beiden Schultern.
»Bitte, John, du mußt liegenbleiben. Du darfst dich nicht überanstrengen. Nicht in deinem
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