Verliebt, verlobt, verflucht
und Gingin noch ungeduldig darauf warten, bis die anderen Schüler das Klassenzimmer verlassen hatten.
»Wollt ihr nicht in die Pause gehen?«, fragte sie Professor Marzin freundlich.
»Doch, ich möchte Warenis nur zuvor etwas überreichen«, antwortete Natalie und zog das Fässchen mit Blütennektar aus ihrer Manteltasche hervor.
Warenis lächelte glücklich.
»Ach so, ja natürlich«, sagte Professor Marzin und verließ das Klassenzimmer.
»Du hast also meinen Blütennektar nicht vergessen«, gurrte Warenis und flatterte zu Natalie hinüber.
»Ja, das habe ich, hier ist er.« Natalie lächelte und stellte den Blütennektar neben Warenis' Nest. Sofort stürzte sich die kleine Elfe darauf und leerte das Fass im Nu.
»Du Gierschlund«, neckte sie Gingin.
Warenis grinste nur breit, den Mund mit Blütennektar verschmiert.
Wenig später stand Natalie mit Gingin vor Professor Marzins Bibliothek. Sie klopfte, doch niemand reagierte. Vorsichtig öffnete Natalie die Tür und sie traten ein.
»Bücherschlund?«, rief Natalie zaghaft. »Wir möchten gerne mit dir reden.«
Ein Poltern drang durch das Labyrinth von Bücherregalen zu ihnen hinüber. Schlurfschritte ertönten, bis sich schließlich eine Regalwand verschob und eine pelzige Gestalt hervortrat.
»Was wollt ihr?«, begrüßte sie der Wächter der Bibliothek feindselig.
»Keine Angst, wir wollen keines der Bücher klauen. Wir bringen lediglich zwei davon zurück«, versuchte Natalie den Bücherschlund zu besänftigen.
Sie überreichte ihm die Nussfasertasche. Die zusammengezogenen Augenbrauen des Kobolds entspannten sich ein wenig. Aufmerksam blätterte er Seite für Seite durch, bis er plötzlich innehielt und eine Rosine hervorzog.
»Was ist das?«
»Eine Rosine!«, erwiderte Gingin ungeduldig. »Aber warum wir eigentlich hier sind: Wir brauchen jemanden mit unendlich großem Wissen und dachten dabei an dich.«
Der Bücherschlund starrte sie perplex an und fühlte sich offenbar geschmeichelt, da er sogar den Anflug eines Lächelns zeigte. »Das will ich doch meinen, ich habe schließlich alle Bücher der Bibliothek in meinem Gedächtnis gespeichert. Was möchten die werten Fräulein denn wissen?«
»Uns interessiert, ob es eine Legende über eine Zeitreise gibt oder irgendeinen Hinweis darauf, dass so was möglich ist«, erklärte Natalie.
Der Bücherschlund überlegte kurz und wuselte in das Labyrinth an Bücherregalen.
»Hier irgendwo muss es sein«, murmelte er und suchte mit seinen knorrigen Fingern nach einem bestimmten Einband.
»Gefunden!« Er brachte den beiden ein altes Buch mit pinkem Einband. Darauf stand: »Sagen und Legenden im vierhundertsten Gründerjahr. Von Mecire Monditi.« Das Vorwort zeigte ein Bild des Autors und Natalie dämmerte es: »Den Zauberer habe ich schon einmal gesehen! Ich saß neben ihm im Trollbus, als ich gerade aussteigen wollte, sah er mich verwundert an und nannte meinen Namen.«
Währenddessen hatte der Kobold eine bestimmte Seite aufgeschlagen, die mit der Überschrift »Legende von den vier Zeitreisenden« betitelt worden war. »Gemäß einer Legende von dem Schriftsteller Forodiro Berlugio fand im vierhundertsten Gründerjahr eine Zeitreise statt. Vier Zeitreisende aus der Zukunft reisten an um, ...« Die restliche Seite war herausgerissen worden.
»Der Artikel ist leider nicht vollständig«, erklärte der Kobold und schürzte empört die Lippen. »Dieses Buch kam bereits beschädigt in den Bücherstand von Professor Marzin. Ich hoffe, er konnte ihnen dennoch helfen.«
»Natürlich hat er das, vielen Dank, Bücherschlund!«, sagte Natalie und sie verabschiedeten sich von dem büchervernarrten Kobold.
»Merkwürdig, oder? Mein angeblicher Zeitreisenring wurde mir gestohlen und jemand sabotiert den einzigen Artikel über eine Zeitreisenlegende«, fasste Natalie zusammen.
»Das ist in der Tat ein seltsamer Zufall«, resümierte Gingin.
»Allerdings kann ich trotzdem nicht daran glauben, dass wir in die Zeit reisen sollen, warum ausgerechnet wir?«
Auf dem Weg zum Klassenzimmer gelangten sie an einem riesigen Plakat vorbei, das ein tanzendes Paar zeigte. »Ball der Wiradonis-Schule - Veranstaltungsort: Rathaus Beginn: 20 Uhr es spielt das Orchester von Peretrua.«
»Oh, ich freu mich schon so«, jauchzte Gingin. »Das wird sicherlich ein rauschendes Fest! Cévil hat versprochen, mich zu begleiten.«
»Wie willst du denn mit dem Elb unbemerkt durch die Schülermenge tanzen?«, fragte
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