Verliebt, verlobt, verflucht
stürmten«, sagte Cévil leise mit boshaftem Unterton.
»Freu dich nicht zu freu, meine Truppen haben die Armee deines Bruders bereits umzingelt.«
Truppen? Natalie war verwirrt. Gehörte Artus etwa auch zur Armee der Schwarzen Schatten?
Cévil schien etwas wortkarger geworden zu sein. Mittlerweile wurden die vier von neugierigen Schülern beobachtet und ein kleiner Kreis bildete sich um sie.
»Solltest du eines Tages meinen Bruder auf dem Gewissen habe, dann werde ich keine Gnade mehr zeigen, das schwöre ich dir, bei meiner Ehre!«, zischte Cévil.
Natalie merkte zu ihrem Entsetzen, dass die Kronleuchter über ihnen wackelten. Eine ungeheurere Spannung ging von Artus und Cévil aus und schien das Umfeld zu elektrisieren.
Die Musik verstummte. Aller Augen richteten sich auf die beiden Kontrahenten, die sich fixierten und plötzlich beide wie aus dem Nichts mit ihren Händen Blitze auf den jeweils anderen schleuderten. Der feuerrote Blitz von Artus schoss scharf an Cévil vorbei und ließ eine Statue hinter ihm in tausend Splitter zerspringen. Gleichzeitig schoss der hellblaue Strahl des Elben gerade über Artus' Kopf hinweg und weiter auf die Bühne, wo die Musiker zur Seite sprangen, um dem Blitz zu entgehen, der einen breiten Graben durch die Bühne zog.
»Hört sofort auf!«, brüllte Natalie, doch das half nichts.
Die beiden schossen zwei weitere Blitze ab - diese trafen aufeinander und schossen wie eine Fontäne nach oben in die Decke.
Ein Knirschen ertönte.
Die Kristallleuchter fingen an, bedrohlich zu schaukeln. Die Menge lief kreischend zu den Ausgängen oder rettete sich wie Gingin und Natalie in die seitlichen Logen. Der erste Kristallleuchter fiel hinab und schlug mit einem lauten Donnern im Boden ein. Natalie sah Artus am Boden liegen. Ihr Herz blieb stehen, als der Elb sich ihm siegessicher näherte.
»Artus, pass auf!«, schrie Natalie. Doch sie hatte sich umsonst gesorgt, Artus bluffte nur. Blitzschnell warf er einen roten Blitz auf Cévil, der diesen mitten in die Brust traf. Gingin sprang auf und wollte auf Cévil zulaufen, doch Natalie hinderte sie daran.
»Wir müssen hierbleiben, es krachen gleich die nächsten Kristallleuchter runter.«
Und es dauerte nicht lange, bis der zweite Leuchter mit voller Wucht auf dem Boden aufschlug und in tausend Glassplitter zerbarst.
Diesmal bluffte Artus nicht, eine tiefe Wunde klaffte in seinem Unterschenkel. Natalie vergaß nun jede Vorsicht und lief zu ihm, als gleichzeitig ein Dutzend in blaue Kapuzenmäntel gehüllte Personen in den Ballsaal stürmte.
Zwei blaue Feuerpfeile wurden abgefeuert und zischten an Natalies Ellenbogen vorbei.
»Halt!«, rief einer der Männer, der sich als der Bürgermeister Alcatorre entpuppte. »Nicht schießen! Natalie, geh weg von dem Mann. Er ist ein Schwarzer Schatten!«
Sie blieb stattdessen beharrlich vor Artus stehen. »Ich werde nicht von seiner Seite weichen«, sagte sie mit zittriger Stimme. Zwei der Mantelträger streiften ihre Kapuze ab - es waren Natalies Eltern.
»Komm zu uns, Liebling!", rief ihre Mutter. »Tritt beiseite, Natalie, du weißt nicht, was du da gerade tust!«
Natalie hatte Tränen in den Augen, doch sie blieb tapfer vor dem stöhnenden Artus stehen.
Plötzlich zerbarst die gläserne Uhr und ein schwarzer Drache stieß durch das Glas in den Saal. Es war Zanirra. Ihre Erscheinung versetzte die Menge in große Panik. Die Ordensmitglieder begannen, Feuerpfeile auf den Drachen zu schießen, doch diese prallten an der dicken ledrigen Haut ab wie Streichhölzer.
Natalie drehte sich zu Artus um. »Deine Rettung naht!«
»Wir sehen uns bald wieder, Natalie, versprochen!«, sagte Artus unter Schmerzen, griff ihre Hand, drückte sie kurz an sein Herz und sagte »Ich habe dich in mein Herz geschlossen.« Zanirras Füße umfassten vorsichtig seinen Körper und trugen ihn in die Höhe. Mit einem gellenden Kreischen glitt der Drache unter dem Beschuss der Feuerpfeile über die Menge und flog durch das zersplitterte Glas in die Nacht.
»Bis bald, Artus«, rief Natalie ihm nach. »Wir sehen uns in der Vergangenheit wieder!«
Epilog
Das kleine Mädchen schrie, die Mutter streichelte kraftlos über die braunen, lockigen Haare, die den ihren so sehr glichen. Um den Hals trug das Mädchen eine goldene Kette, an der ein goldener Ring mit blauem Stein baumelte. Die Mutter küsste ihre Tochter ein letztes Mal auf die Stirn und vergoss dabei eine Träne, die über das Gesicht des Säuglings
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