Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
auch ein bisschen am sprichwörtlich scharfen jüdischen Verstand. Sie hat manchmal eine etwas längere Leitung.
Endlich lehnt auch Heather sich in das weiche Sofa zurück und tätschelt ihr kleines Bäuchlein. »Ich habe jetzt schon Größe 34«, seufzt sie.
Manchmal würde ich sie am liebsten umbringen. Ehrlich. Wenn sie nicht so lieb und nett und meine beste Freundin wäre.
»Wow, dann musst du ja bald Übergröße tragen«, sage ich sarkastisch.
Heather schaut mich etwas irritiert an, doch dann strahlt sie, und ihre Augen leuchten. »Das macht mir gar nichts aus, Maddy, denn meine Brüste sind jetzt einfach fantastisch!«
Na, toll. Jetzt hat meine perfekte Freundin, die im fünften Monat noch in Größe 34 passt, auch endlich fantastische Brüste.
Verstohlen werfe ich einen Blick auf meine. Weil ich keinen BH trage, hängen sie etwas durch. Wie bei einer alten Frau.
Heather schüttelt den Kopf. »Au wei, ich bin so aufgeregt wegen meiner Prüfung«, sagt sie.
»Du wirst das ganz toll machen. Die Rabbis wollen einfach nur sehen, ob es dir ernst ist mit deinem Übertritt.«
»Ja, ich weiß. Es ist einfach nur … irgendwie kann ich mir
nichts merken und bringe alles durcheinander. Gestern Abend habe ich den Verkäufer im Lebensmittelladen gefragt, wo ich den gefilterten Fisch finde.«
Lachend klopfe ich Heather auf die Schulter. »Sieh es einfach so - du versuchst dein Bestes. Und Michael liebt dich dafür umso mehr. Du warst ihm zuliebe einen ganzen Sommer in Israel - bei fünfzig Grad im Schatten.«
»Ach, das habe ich doch gern gemacht«, murmelt sie. Ich merke aber, wie ihre Laune sich rapide verschlechtert. Auf einmal schaut sie ziemlich düster.
»Hey, da fällt mir was ein!«, sage ich. Meine Stimmung ändert sich auch gerade - allerdings zum Besseren. Ich springe auf und laufe in mein Schlafzimmer. Als ich zurückkomme, habe ich ein Buch in den Händen und halte es hoch in die Luft. Wie Moses die Tafel mit den zehn Geboten.
»Voilà!«, verkünde ich. »Und jetzt üben wir.«
Ich zeige Heather den Titel.
»›Judentum für Dummies‹«, liest sie.
»Ich weiß nämlich, was dein Problem ist«, sage ich.
Heather schaut zu Boden. »Klar. Ich bin einfach dumm«, murmelt sie.
»Biep! Falsche Antwort! Du versuchst, viel zu viel zu lernen, und noch dazu aus zu komplizierten Büchern«, kläre ich sie auf. »Jetzt fangen wir noch mal ganz von vorn an und konzentrieren uns auf das Wesentliche.«
Hoffnungsvoll blickt Heather mich an.
»Schau, ich habe dir auch Karteikarten gebastelt«, sage ich und halte einen Stapel Karten hoch.
Heather strahlt und schlägt ihre Hände sehr damenhaft zusammen. »Oh, ich liebe Karteikarten!«, ruft sie begeistert.
»Dann wirst du die Prüfung auch mit Bravour bestehen«, sage ich. »Okay, und jetzt schön der Reihe nach.« Ich ziehe die erste Karteikarte. »Was ist ein Matzenklößchen?«
Heather kichert. »Das werden die Rabbis mich ganz bestimmt nicht fragen, du Dummerchen.«
»Ist ja auch nur zum Aufwärmen«, erkläre ich.
»Matzenklößchen macht man aus Matzenmehl, Fett und verquirltem Ei, formt kleine Klößchen daraus und gibt sie in die Hühnersuppe«, sagt sie.
»Sehr gut.« Ich zeige ihr die Rückseite der Karte, auf die ich ein Rezept für Matzenklößchensuppe aus dem Internet ausgedruckt habe.
Als ich die Karteikarten vorbereitet habe, dachte ich mir, dass es pädagogisch sicher wertvoll wäre, mit einer kulinarischen Frage anzufangen, um Heather nicht gleich wieder zu entmutigen. Denn ihren JQ - Jüdischen Quotienten! - zu testen, dürfte keine ganz leichte Aufgabe werden.
»Nächste Frage: Warum feiern Juden Pessach?«
Heather kaut auf ihrer Lippe. »Das Wort Pessach ist hebräisch und heißt ›überschreiten‹, aber auch ›verschonen‹, weil es sich darauf bezieht, dass Gott die Häuser der Juden verschonte, als er alle Erstgeborenen in Ägypten tötete. Pessach meint auch das Opfer - meistens ein Lamm -, das im Tempel dargebracht wurde.«
»Wow, das war ja sehr beeindruckend«, sage ich. »Und es stimmt sogar.«
»Na ja, ich habe ja auch ziemlich viel gelesen«, meint Heather.
Entspannt lehnt sie sich zurück, und ich merke, dass dieses kleine Quiz ihr so langsam richtig Spaß macht.
»Stell mir noch eine Frage«, sagt sie aufgeregt.
»Aber wehe, du weißt die Antwort nicht«, drohe ich düster und knuffe sie in den Arm. Natürlich nur ganz leicht.
»Du bist gemein«, sagt sie.
»Nein, ich bin Martha Stewart«, erwidere
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