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Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman

Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman

Titel: Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Barrett Alexandra Kranefeld
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ich.
    Meine Freundin geht an mir vorbei ins Wohnzimmer und setzt sich aufs Sofa. Sie schlägt die Beine übereinander, faltet die Hände auf dem Knie und sitzt so erwartungsvoll da, als würde sie auf ein Interview warten.
    »Entspann dich«, sage ich zu ihr. »Du bist schwanger. Mach es dir doch bequem.«
    »Ich bin entspannt«, sagt Heather. »Und ich finde das sehr bequem so.« Lächelnd und kerzengerade sitzt sie da, die perfekte Tri-Delta-Studentin.
    Ich stelle die Pflanze neben der Haustür ab. »Wenn du nachher gehst, nimmst du die schön wieder mit«, sage ich und schaue Heather böse an.
    »Komm schon, Maddy. Deine Wohnung könnte ein bisschen Grün gut vertragen«, meint Heather. Sie breitet beide Arme weit aus und deutet auf mein Wohnzimmer. »Hier drin ist es so trostlos wie im Leichenschauhaus«, befindet sie.

    »Danke.«
    »Ach nein, so war das doch nicht gemeint. Ich meine, es ist wirklich schön, ein paar Pflanzen um sich herum zu haben. Eine Pflanze ist etwas Lebendiges , Maddy.«
    »Wie du dich erinnerst, habe ich sogar den Kaktus umgebracht.«
    »Ja, sogar ein Kaktus braucht ein bisschen Zuwendung«, sagt Heather. »Du hast ihn auf die Fensterbank gestellt und dann vergessen, ihn zu gießen.«
    »Seit wann muss man einen Kaktus denn gießen?!«
    »Alles braucht Wasser«, meint Heather nur und zuckt die Achseln.
    Scheint so, als könnte ich von ihr noch einiges lernen.
    Ich lasse mich neben meine Freundin aufs Sofa plumpsen und versuche, so aufrecht und gerade zu sitzen wie sie, aber das ist so furchtbar anstrengend, dass ich es schnell aufgebe und wieder in die Kissen sinke. Ein Häufchen Elend in abgetragener Jogginghose, versifftem T-Shirt und mit strähnigem Haar.
    »Was ist denn los, Maddy?«, fragt Heather. Sie dreht sich zu mir um und wirft mir ihren sehr besorgten Blick zu. Der Blick für hoffnungslose Fälle.
    »Allergie«, sage ich schniefend, schnappe mir ein Kleenex vom Couchtisch und schnäuze zum Beweis hinein. »Meine Nase ist voller als ein von Martha Stewart gefüllter Truthahn.«
    Heather verdreht die Augen. »Mach dich nicht über meine Martha lustig«, warnt sie mich. »Ich finde diese Frau einfach wunderbar! Du erinnerst mich übrigens an sie.«
    »Warum? Weil ich so zickig bin?«
    »Nein, weil du eine gute Geschäftsfrau bist. Martha hat Köpfchen - und du auch. Und so weiter und so fort.«
    »So ein Quatsch«, sage ich.

    »Nein, ich meine das ernst«, beharrt Heather.
    »Hör zu, wenn ich wirklich so eine gute Geschäftsfrau wäre, dann wäre ich noch bei Organics 4 Kids - und zwar als Chefin. Stattdessen beschäftigt sich mein schlaues Köpfchen mit der Frage, welchen Film ich mir denn heute Abend ausleihen könnte.«
    »Komm doch zu uns zum Essen«, sagt Heather. »Michael und ich feiern heute Sabbat. Ich habe Rabbi Moscowitz bestochen, damit er kommt und das Brot für uns anschneidet.«
    »Du hast ihn bestochen ?«
    »Ach, du weißt schon, was ich meine, Maddy. Mach mir keinen Kummer.«
    »Tut mir leid.«
    »Also, wie gesagt - er kommt vorbei und schneidet das Schalotten-Brot an.«
    »Challot, Heather. Plural von Challah.«
    »Wie?«
    »Egal.«
    »Oh!« Ganz aufgeregt klatscht Heather in ihre zierlichen Hände. »Und ich habe koscheren Wein gekauft! Aber keine Sorge, es ist wieder der gute«, sagt sie. Um mich zu beruhigen.
    »Ah ja«, seufze ich, »ein guter Manischewitz.«
    »Genau!«, ruft Heather und nickt anerkennend. Ergriffen legt sie sich die Hand aufs Herz, was auch wieder sehr damenhaft und wohlerzogen aussieht.
    »Im Golan gibt es wunderbare Weinberge«, schwärmt sie. »Michael ist sogar der Ansicht, dass es bei den Auseinandersetzungen um die Golanhöhen eigentlich nur um den guten Wein geht.«
    Ich schaue Heather an und sehe, dass sie das vollkommen ernst meint. Sie ist so gutgläubig, dass sie nicht mal merkt, wenn ihr eigener Mann sie auf den Arm nimmt.
    Damit wir uns hier nicht falsch verstehen: Heather ist keineswegs
dumm. Eigentlich hat sie sogar ziemlich Köpfchen, wenngleich nicht unbedingt für Bücher. Sie ist schlau, aber auf sehr subtile Weise. So weiß sie beispielsweise, wie hoch der Fettgehalt einer Tomatensuppe ist, wann Brad Pitt Geburtstag hat oder ob ein Hermès-Schal zu einem bestimmten Paar Schuhe passt. Und das ist keine geringe Leistung, wie ich finde, denn ich weiß bis heute nicht, was der Unterschied zwischen beige, creme und naturweiß ist.
    Aber die Jüdin in ihr scheint sie noch immer nicht gefunden zu haben, und es mangelt ihr

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