Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
zurück ins Schlafzimmer und schlüpfe in meine High Heels. Lieber würde ich ja meine bequemen Loafers tragen, da ich während der Präsentation die ganze Zeit stehen muss, aber mit Absätzen bin ich eben einfach etwas größer.
Forest Connors ist ein imposanter Mann, der mit seiner
Präsenz den ganzen Konferenzraum für sich einnehmen wird. Also kann es nicht schaden, mich so groß wie möglich zu machen.
Ohne den Julia-Ring fühlt sich meine Hand seltsam nackt an. Ich reibe über den hellen Streifen, den der Ring auf meiner gebräunten Haut hinterlassen hat. Etwas fehlt, gar keine Frage.
Als Carlton nach geraumer Zeit endlich aus dem Bad geschlendert kommt, sieht er in seinem dunklen italienischen Anzug wie ein Calvin-Klein-Model aus. Er lächelt mich an - dieses ganz gewisse Lächeln, bei dem ich immer schwach werde - und nimmt mich beim Arm.
»Bist du bereit?«, fragt er.
Ich seufze. »Bereiter als bereit.«
Mit der Fingerspitze klopft er auf seine Patek Philippe. »Jetzt heißt es alles oder nichts«, meint er.
»Augen zu und durch«, erwidere ich.
Drei Stunden später stehe ich am Ende eines überdimensionierten Konferenzraumes vor Carlton, seinem Vater und sechs älteren Herren in sehr seriösen Anzügen. Meine High Heels scheuern mir gnadenlos Blasen an die Fersen, doch als professionelle Geschäftsfrau lächele ich trotz der Schmerzen.
»Wie Sie sehen, meine Herren, ist unser einziger möglicher Konkurrent Giganto Foods«, sage ich voller Überzeugung. »Aber noch hat Giganto Foods nicht einmal damit begonnen, sich den Bio-Markt auch nur ansatzweise zu erschließen - und schon gar nicht, Kinder als dessen Zielgruppe ins Visier zu nehmen. Und somit werden wir mit Organics 4 Kids als erstes Unternehmen in diese Marktnische vordringen.«
Mit einem zuversichtlichen Lächeln schaue ich in die Runde, nehme mit jedem der Männer dezent Blickkontakt auf. Carltons Vater nickt mir zu, kurz und knapp und sehr sachlich.
»Und damit wären wir am Ende unserer Präsentation angelangt«, schließe ich und beziehe Carlton mit einer kleinen Geste in meinen Vortrag ein. Er sitzt bei den anderen am Tisch und lächelt nervös.
»Wir haben alle Chancen und Risiken gründlich abgewogen, Dad«, wendet er sich an seinen Vater, ein etwas verlegenes Grinsen im Gesicht.
Mir entgeht nicht, wie ein düsterer Schatten über Forest Connors Miene huscht, als Carlton ihn einfach so »Dad« nennt. Es ist höchst unpassend, dass Carlton ihn hier so vertraulich anspricht, und Carlton erkennt seinen Fehler auch sofort. Er schlägt einen professionellen Ton an und sagt: »Madeline und ich haben für Sie noch eine Investorenbroschüre vorbereitet.«
Aus meiner Kuriertasche holt er sieben dunkelblaue Mappen, steht auf und verteilt sie an die anwesenden Herren.
Ich setze mich ans Ende des Tisches. Als Carlton an mir vorbeigeht, flüstert er mir leise zu: »Gut gemacht.«
Forest Connors blättert die Broschüre durch. Mittlerweile ist es im Raum absolut still geworden. Ich höre das leise Ticken der Wanduhr. Alle warten nur darauf, dass Carltons Vater das Wort ergreift. Dann dreht er sich in seinem Stuhl zu mir herum und schaut mich mit erhobenen Brauen und durchdringendem Blick an.
»Sie schlagen also vor, dass Carlton die Geschäftsführung übernimmt und Sie selbst das operative Geschäft leiten - das ist doch richtig so, oder?«
»Ganz genau«, sage ich.
»Und weiterhin schlagen Sie vor, dass Sie beide mit einem Aktienanteil von je fünfzehn Prozent am Unternehmen beteiligt werden.«
»So ist es.«
»Wissen Sie, Madeline, ich sehe da ein Problem«, sagt
Carltons Vater und verschränkt die Arme vor seiner imposanten Brust. »Sie stecken keinerlei eigenes Kapital in das Unternehmen. Wo bleibt da Ihr persönliches Risiko?«
Nun drehe auch ich meinen Stuhl herum. Jetzt geht es zur Sache, und ich fühle mich gewappnet. Wozu trage ich denn mein bestes Kostüm - mein Präsentationskostüm? Aber da entdecke ich eine Laufmasche. Da, ich sehe sie ganz deutlich! Am Oberschenkel, gefährlich nah an meinem Knie. Verstohlen ziehe ich den Rock weiter runter.
Ich werfe Carlton einen kurzen Blick zu. Er hat sich neben mich gesetzt. Gerade trinkt er einen Schluck Kaffee aus einem Plastikbecher. Ich merke ihm an, dass er nervös ist. Der Becher zittert in seiner Hand. Mit dieser Frage haben wir natürlich gerechnet, und eigentlich waren wir uns einig, dass Carlton auf sie antworten würde. Doch nun sitzt er nur still da und starrt vor
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