Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
ich.
20
»UND, WIE sehe ich aus?«, frage ich Carlton herausfordernd und stolziere in bester Supermodelmanier durch das Schlafzimmer. Mit der Hand an der Hüfte drehe ich mich um, werfe mich in Pose und schürze die Lippen.
Er lacht und rückt sich seine Krawatte zurecht. »Unschlagbar.«
Ich schaue ihm nach, wie er im Badezimmer verschwindet und sich im Spiegel begutachtet.
»Mann, ich brauche dringend eine Zigarette«, stöhnt er, fummelt weiter an seiner Krawatte herum und bewundert sich dabei im Spiegel. Ich sehe die Andeutung eines zufriedenen Lächelns über seine Lippen huschen.
In meinem besten Kostüm, meinem Präsentationskostüm, schreite ich auf ihn zu und schlinge meine Arme um seine Hüften.
»Keine Sorge, wir kriegen dieses Geld«, sage ich.
Er dreht sich um und küsst mich kurz auf die Lippen. Ich rieche sein Rasierwasser, diesen rauchigen Duft nach Holz, wie ein Kaminfeuer in einer Blockhütte im Wald. Einen kurzen, flüchtigen Moment werden meine Knie schwach. Oh Gott, wie wunderbar er ist! Ich liebe diesen Mann. Wie gebannt blicke ich in Carltons wunderschöne Augen.
»Auf den heutigen Tag habe ich mein ganzes Leben gewartet«, sagt er. »Meinem Vater eine absolut phänomenale Geschäftsidee zu präsentieren - in seinem eigenen Konferenzraum.«
»Und genau deshalb solltest auch du die Präsentation übernehmen«, entgegne ich.
Carlton legt mir seine Hand auf die Lippen. »Das hatten wir doch längst geklärt.«
Er schwitzt. Ein feiner Schweißfilm glitzert über seiner Oberlippe.
»Du bist nervös«, stelle ich fest und deute auf sein Gesicht.
Er schaut in den Spiegel und wischt sich - sichtlich verlegen - mit dem Handrücken über den Mund.
»Es ist immer so verdammt heiß in diesem Haus«, meckert er. »Warum kannst du eigentlich nie die Klimaanlage anmachen?«
»Du wohnst doch auch hier«, erwidere ich gereizt.
»Ich bitte dich, Maddy. Das Haus gehört dir. Auf dem Kaufvertrag steht dein Name, nicht meiner.«
»Wenn du willst, dass ich deinen Namen eintragen lasse, warum sagst du es dann nicht einfach?«
Carlton verdreht die Augen. »Du weißt genau, dass ich dir nicht dabei helfen könnte, die Hypothek abzubezahlen. Nicht mit diesem gottverdammten Stundenlohn, den mein Dad mir zahlt. Eigentlich sollte man ja meinen, der Sohn des Geschäftsführers würde mehr verdienen als der durchschnittliche Arbeiter - aber nein! Er zahlt mir genauso viel wie den Mexikanern, die sich mit mir einen abschuften!«
»Damit verhilft er dir zu einer erstklassigen Praxiserfahrung, mein Süßer. Es ist doch sinnvoll, ein Unternehmen von Grund auf kennenlernen zu können. Und wie sähe es denn aus, wenn du mehr verdienen würdest als die anderen auf deiner Schicht? Sie würden dich verachten.«
»Na und? Sollen sie doch. Von heute an hoffe ich, nie wieder einen Fuß in dieses Loch von Lagerhalle setzen zu müssen«, sinniert Carlton und wendet sich wieder dem Spiegel zu. Ich beobachte ihn, wie er sich Gel ins Haar streicht und es streng zurückkämmt.
»Stimmt. Denn von heute an wirst du Geschäftsführer von
Organics 4 Kids sein«, pflichte ich ihm bei, schlinge ihm abermals meine Arme um die Hüften und schmiege mich von hinten an ihn.
Er legt seine Hände auf meine. Ich merke, wie er nach meinem Julia-Ring tastet.
»Nimm den besser wieder ab«, sagt er und hält meine Hand mit dem Ring hoch, sodass ich ihn im Spiegel sehe. »Ich will nicht, dass mein Dad denkt, wir hätten uns über Nacht verlobt.«
Ich starre auf den Badezimmerboden. »Meinst du nicht auch, es wäre langsam an der Zeit, dass wir es ihm endlich sagen? Nichts für ungut, Carlton, aber ich trage diesen Ring jetzt schon seit Monaten. Dein Vater weiß, dass wir zusammenleben. Wir sind beide Mitte dreißig, verdammt! Wir sind erwachsen«, sage ich. Und höre, wie weinerlich meine Stimme klingt. Kindisch.
»Maddy«, sagt er sanft, streift mir den Ring vom Finger und legt ihn behutsam auf der Ablage ab. »Heute dürfte kaum die richtige Gelegenheit dazu sein. Wir wollen, dass mein Dad sich voll und ganz auf unseren Businessplan konzentriert. Und wenn er den Ring sieht, wird er nur noch an die Ausformulierung des Ehevertrags denken, jede Wette.«
»Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich ihn unterschreiben werde«, sage ich. »Damit dein Dollar-Daddy sich dann besser fühlt.«
Carlton macht sich aus meiner Umarmung frei. »Nenn ihn nicht so«, sagt er mit warnendem Unterton.
»Tut mir leid«, murmele ich. Dann gehe ich
Weitere Kostenlose Bücher