Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
komme. Das kann erholsam sein, und man bleibt für den anderen interessant. Nachdem wir schon vier Jahre zusammen leben und arbeiten, braucht es ein paar Strategien, um die Liebe am Leben zu halten.
Ich bleibe kurz vor seiner Bürotür stehen, klopfe aber nicht an. Wahrscheinlich denkt er, ich wäre längst gegangen, denn eigentlich bin ich um diese Zeit immer schon zu Hause - und Carlton meistens auch.
Doch jetzt telefoniert er gerade mit seinem Dad. Über den Lautsprecher kann ich die Stimme seines Vaters laut und deutlich hören.
»Maddy wollte, dass ich diese Priscilla einstelle«, sagt Carlton. »Die hat echt viel Erfahrung, aber sie ist alleinerziehende Mutter, weshalb Sie nur Teilzeit arbeiten könnte. Ach ja, und schwarz ist sie auch noch«, fügt er hinzu, was mich ehrlich gesagt ziemlich überrascht.
»Na toll, Carlton. Pass nur auf. Ehe du dichs versiehst, will Maddy noch ein paar gottverdammte Junkies oder Aidskranke einstellen.«
»Dad, bitte.«
»Ist doch wahr. Sag deiner barmherzigen Florence Nightingale mal, dass wir Rendite sehen wollen. Die Firma ist keine Wohlfahrtsorganisation, und du brauchst jemanden, der sich Vollzeit um die Finanzen kümmert - Punkt. Stell mal besser diese junge Absolventin ein. Ist doch egal, wie gut sie aussieht. Meinetwegen könnte sie auch ein Supermodel oder Miss America sein, solange sie nur ein paar Zahlen zusammenrechnen kann.«
»Also, ein bisschen von der Arbeit könnte sie einen ja schon ablenken«, meint Carlton da. »Sie hat Größe D, mindestens.«
Ich merke, wie mir das Blut ins Gesicht schießt. Es war mir schon klar, dass Carlton Nathalies riesige Melonentitten nicht übersehen würde - ja, wir hatten uns sogar noch ziemlich darüber amüsiert, Carlton und ich. Denn als Nathalie gegangen war, sagte Carlton zu mir: »Was meinst du, ob die wohl echt waren?« Und dann mussten wir beide lauthals lachen. Aber jetzt erzählt er seinem Dad davon.
Hmm. Kein gutes Zeichen. Gar nicht gut.
Carltons Dad lacht anzüglich. »Dann macht die Arbeit doch gleich noch mal so viel Spaß, mein Sohn.«
»Schon. Aber weißt du, Maddy macht ihre Sache echt gut. Und wenn Sie sich jetzt wegen dieser Nathalie …«
Carltons Dad summt leise vor sich hin - eine getragene Melodie, wie ein Grabgesang.
»Klingt ja fast so, als würde deine kleine Freundin dir ganz schön die Hölle heiß machen«, meint er dann. »Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe.«
»Ich weiß, Dad. Und du hast ja Recht. Ich werde etwas unternehmen«, sagt Carlton.
»Tu das. Und zwar, bevor es zu spät ist«, sagt sein Dad. »Das ist Business. Da bleibt kein Platz für Gefühle.«
Ich höre, wie Carlton auflegt. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, und lautlos schleiche ich mich auf Zehenspitzen nach draußen. Zum Glück habe ich so geparkt, sodass Carlton mich vom Fenster aus nicht sehen kann. Ich lasse den Motor aufbrüllen und rase davon.
Ich werde etwas unternehmen, hatte Carlton gesagt. Was wollte er wohl tun? Unser Arbeitsarrangement ändern? Ging es ihm auf die Nerven, dass wir jeden Tag Tür an Tür arbeiteten? Das musste es sein. Carlton will, dass ich von zu Hause aus arbeite. Zu viel Nähe schadet der Beziehung.
Als ich nach Hause komme, versuche ich mich abzureagieren. Aber ich koche vor Wut. Und als Carlton später zur Tür hereinkommt, bekommt er die geballte Ladung ab.
»Du hast Priscilla nicht eingestellt, weil sie schwarz ist«, werfe ich ihm an den Kopf. »Und weil du Angst davor hast, was dein Dad dazu sagen würde.«
»Bitte«, sagt Carlton. »Verschone mich mit diesem politisch korrekten Unsinn. Niemand beschäftigt hier in der Gegend mehr Schwarze als mein Dad.«
»Ja, als schlecht bezahlte Hilfsarbeiter in seinen Lagerhallen!«, entgegne ich. »Aber du hast ein Problem damit, mit einer qualifizierten schwarzen Frau zusammenzuarbeiten.«
»Ich glaube eher, dass du ein Problem damit hast, dass ich mit einer jungen attraktiven Frau zusammenarbeite!«, fährt er mich an.
»Ganz genau, Carlton. Wie bist du nur darauf gekommen? Ich bin eifersüchtig auf eine kreischende, zweiundzwanzigjährige Blondine mit Titten, die so groß sind wie Rhode Island. Mal ganz abgesehen davon, dass sie null - aber wirklich absolut null - Erfahrung hat!« Ich bin außer mir vor Wut. So sehr, dass mir schon der Schweiß auf der Stirn steht.
»Tja, weißt du, Schatz … Priscilla ist zwar besser qualifiziert, aber Nathalie hat einfach die besseren Argumente gebracht«, sagt Carlton
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