Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
trocken.
»Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen.«
Carlton legt sich die Hände an die Brust, als würde er eine üppige Oberweite umfassen. »Richtige Kanonenkugeln. So was schlägt voll ein.« Mit kokettem Hüftschwung stolziert er durch das Zimmer.
So albern ist er nur selten, und deshalb kann ich einfach nicht anders - ich muss lachen.
Carlton schnappt mich, hebt mich hoch und wirft mich über seine Schulter. Dann hat er es sehr eilig, mich ins Bett zu bekommen. »Ende der Debatte«, verkündet er.
In dieser Nacht lasse ich ihn alles machen, worauf er Lust hat.
Und am nächsten Morgen lässt Carlton mich beim Frühstück wissen, dass er es besser fände, wenn ich von zu Hause aus arbeiten würde. »Wenn wir auch noch jeden Tag im Büro zusammen sind, ist das für unser Sexleben nicht gut«, sagt er.
»Davon habe ich letzte Nacht wenig gemerkt«, erwidere ich lächelnd und gieße ihm Kaffee nach. Liebevoll zerzause ich ihm das Haar.
»Ich kümmere mich darum, dass du alles bekommst, was du für die Arbeit von zu Hause brauchst - schnelle Internetverbindung, Telefon, Fax, Drucker, Scanner. Und dein eigenes Büro hast du hier ohnehin, sogar mit viel mehr Platz.«
»Nein danke, Chef.«
»Du kannst auch abwechselnd ein paar Tage von zu Hause arbeiten, ein paar Tage in der Firma.«
»Verstehe. Die letzten zwei Jahre, während du andauernd in der Gegend herumgereist bist, in der schwierigen Anfangsphase, habe ich die Firma am Laufen gehalten. Und jetzt, wo alles gut eingespielt ist und floriert, willst du dich ins gemachte Nest setzen und ich soll mich nach Hause zurückziehen?«
»Nimm es bitte nicht persönlich, Maddy. Du warst fantastisch. Es ist nur so: Welches Paar, das noch ganz bei Sinnen ist, verbringt schon freiwillig tagein, tagaus Tag und Nacht zusammen? Da bekommt man ja Zustände.« Er lächelt und zwinkert mir zu. »Etwas Abstand belebt die Gefühle.«
Ich weiß sehr genau, was Carltons Problem ist. Er meint, dass ich es bin, die den Laden schmeißt. Und da hat er nicht Unrecht. Kunden und Kollegen wenden sich eigentlich immer an mich. Das soll keineswegs heißen, dass sie Carlton nicht mögen, aber ich war eben lange Zeit die erste und oft einzige Anlaufstelle für alle Anfragen und Probleme, so dass sie es nun einfach gewohnt sind, sich gleich direkt an mich zu wenden. Außerdem bin ich ganz gut darin, praktisch und problemorientiert zu denken. Carlton hingegen ist ein Freund großer Worte und lässt wenig Taten folgen. Er schiebt die Dinge vor sich her, und ich hatte schon einige Beschwerden von Kunden, dass er sich auf ihre Anrufe oder E-Mails hin nicht bei ihnen gemeldet hätte. So was ist ziemlich schlecht fürs Geschäft. Carlton ist sich auch durchaus bewusst, dass seine Stärken anderswo liegen.
»Ich kümmere mich lieber darum, dass Geld fließt, und versuche, neue Investoren an Land zu ziehen«, sagt er. »Das Tagesgeschäft interessiert mich nicht.«
Kürzlich hat Carlton einen Anruf unseres wichtigsten Lieferanten entgegengenommen. Der jedoch bat darum, mit mir sprechen zu dürfen. Das fand Carlton nicht besonders lustig - er war den ganzen Tag mieser Laune.
»Verdammt noch mal, wer ist in diesem Saftladen eigentlich der Chef?«, rief er damals bei jeder Gelegenheit. Schlimm war das, echt schlimm.
Es überrascht mich also eigentlich nicht, dass er mir jetzt vorschlägt, doch von zu Hause zu arbeiten. Er fühlt sich bedroht. »Von hier aus kann ich nicht effizient arbeiten«, sage ich. »Ich muss wissen, was gerade passiert.«
Carlton trägt seine Müslischale zur Spüle. »Wahrscheinlich hast du Recht«, murmelt er.
Ich gehe zu ihm und schlinge versöhnlich meine Arme um seine Hüften. Er dreht sich um und gibt mir einen Kuss auf die Stirn, kurz und flüchtig.
»Wir bekommen das schon hin«, meint er.
Abends führt Carlton mich schick zum Essen aus. Er bestellt teuren italienischen Wein - einen Brunello -, der so köstlich ist, dass wir das Etikett zur Erinnerung aufheben.
Carlton hebt sein Glas, und wir stoßen auf unsere Beziehung an, auf unsere Firma und auf unsere Zukunft.
37
»WENN SIE nicht wollen, dass ich ihm ordentlich eins auf die Eier gebe, warum haben Sie mich dann überhaupt angerufen?«, fragt Dick. Er mampft seinen Schokokeks und verdreht genüsslich die Augen.
Wir sitzen wieder im Starbucks, am selben Tisch, selbes Szenario wie letztes Mal.
»Weil Sie ein Profi sind, Dick. Sie kennen die richtigen Leute und sind diskret«, sage ich.
Ich krame mein
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