Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
Dick einen Umschlag. »Hier ist die Eintrittskarte. Das Ganze findet in einem sehr vornehmem Rahmen statt, und es beruhigt mich wirklich sehr, zu wissen, dass Sie einen schicken Anzug haben.« Kleiner Wink mit dem Zaunpfahl.
Dick schaut mich an, und seine tiefschwarzen Augen blitzen auf. Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, dass er sich köstlich amüsiert.
»Okay, das klingt ja alles ganz easy. Und was steht beim nächsten Auftrag an?«, will er wissen.
»Eines nach dem anderen«, sage ich. »Immer schön der Reihe nach.«
»Trotzdem würde ich diesem Kerl gern mal so richtig Feuer unterm Arsch machen«, brummt Dick.
»Dick, Dick, Dick«, sage ich und schüttele tadelnd den Kopf. »Körperlicher Schmerz vergeht, doch verletzte Gefühle bleiben ein Leben lang.«
38
OBWOHL ICH seit vier Jahren mit Carlton zusammen war und wir nie besondere Vorkehrungen beim Sex getroffen hatten, wäre mir nie der Gedanke gekommen, ich könnte schwanger sein. Auch nicht, als ich über eine Woche zu spät dran war.
Aber als ich eines Morgens aufwachte und mir ziemlich schlecht war, kam mir schon der Verdacht, dass da irgendetwas nicht so ganz stimmen könne. Mein Bauch fühlte sich steinhart an, meine Brüste wund und empfindlich. Doch ich hatte jetzt keine Zeit, mich um so etwas zu kümmern.
Carlton war nämlich zu einem wichtigen Frühstückstermin unterwegs - eine Veranstaltung, die sich »Frühstück mit dem Bürgermeister« nannte, und wo er vom Bürgermeister höchstpersönlich den Preis für verantwortungsbewusste Jungunternehmer erhalten würde. Ich hatte das Ganze eingefädelt. Es hatte mich vier Monate gekostet, im Bürgermeisteramt Lobbyarbeit zu leisten, einen weiteren Monat, um alle Pressemitteilungen zu verschicken und den Chefredakteur des Business Journal dazu zu bewegen, einen Artikel über Carlton auf der ersten Seite zu bringen - mit Foto und dem Logo von Organics 4 Kids. Ich bestellte ein Dutzend bedruckter Polohemden. Eins davon trug Carlton bei der Preisverleihung. Eigentlich wollte er seinen italienischen Anzug anziehen, doch ich überredete ihn, lieber ein Poloshirt zu tragen und dazu frisch gebügelte Khakihosen.
»Du willst dich positiv von der Menge abheben und dabei einen unkomplizierten und vor allem nahbaren Eindruck machen«, kläre ich ihn auf und hole die Khakihose aus der Tüte von der Reinigung.
Dann gehe ich noch mal seine Rede mit ihm durch. »Und vergiss auf gar keinen Fall, dem Bürgermeister und seinem Team zu danken. Vor allem Doug Matthews. Doug ist für die Wirtschaftsentwicklung zuständig. Er ist es, der hinter den Kulissen die Fäden zieht, was aber in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Gute Gelegenheit also, seinem Ego zu schmeicheln«, sage ich und zwinkere Carlton zu.
»Ich dachte, er heißt Paul Matthews«, meint Carlton.
»Alle nennen ihn aber Doug«, erwidere ich. »Paul findet er furchtbar.«
»Woher weißt du das?«
»Weil ich ihn im Fernsehen gesehen habe«, sage ich. »Channel 7 hat kürzlich ein Feature über ihn gebracht.«
Carlton lächelt mich wieder auf diese gewisse Weise an. »Mein Tiger«, sagt er und kneift mir ins Kinn.
Ich rieche seinen betörenden Duft nach Wald und harzigem Holz.
»Und jetzt los - zeig’s ihnen«, sage ich und gebe ihm einen Kuss.
Er wischt sich mit dem Handrücken über den Mund.
»Lippenstift kann ich heute gar nicht gebrauchen«, sagt er.
»Ich trage keinen Lippenstift«, stelle ich klar. Und eigentlich erwarte ich, dass Carlton jetzt sagt: »Na dann …«, und mir einen dicken Schmatzer gibt. Macht er aber nicht.
»Okay, ich bin dann weg«, sagt er. »Bin schon spät dran.«
Ich lächele. In letzter Zeit sagt Carlton andauernd solche Sachen - »Okay, ich bin dann weg« oder »Okay Leute, haut rein, dass es kracht«. Ich habe keine Ahnung, wo er das auf einmal herhat. Klingt fast so, als hätte er zu viele Nächte lang VH-1 geschaut.
Am liebsten würde ich ihn dann immer sofort verbessern. Ihm sagen, dass er ein bisschen zu alt ist, um so zu reden - vor allem in seiner Position. Er sollte besser auf sein Image achten.
Es ist mein absoluter PR-Alptraum, dass irgendein Journalist mal die Meldung bringt: Und dann abends, in der Bar, hörte ich Carlton Connors, CEO des am schnellsten expandierenden Bio-Food-Unternehmens, sagen: »Okay Leute, lasst es krachen«. Oder so was in der Art.
Als Carlton zur Tür hinaus ist, macht mein Magen einen kleinen Überschlag. Ich renne zum Klo und kotze. Als ich wieder auf
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