Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
Ein grässliches Poster, wirklich wahr.
Cheryl drückt mir an verschiedenen Stellen in den Bauch, schaut sich die Laborergebnisse meiner Blut- und Urinprobe an, nickt bedächtig und bestätigt mir, dass ich schwanger bin.
»Sicher?«, frage ich. »Ganz absolut sicher?«
»Ich bin mir absolut sicher, Madeline. Wir können auch gleich einen Termin zum Ultraschall machen, wenn du es dir anschauen willst«, meint sie.
»Hmm. Welche Optionen habe ich denn?«, frage ich. Keine besonders tolle Frage, ich weiß.
Cheryl wäscht sich die Hände. »Hier in der Praxis nehme ich keine Abbrüche vor, aber dienstags arbeite ich in der Klinik. Du müsstest einen Termin machen.«
»Ich meinte eigentlich eher … ähm, wie es jetzt weitergeht«, sage ich. »Ich möchte das Baby eigentlich bekommen.«
»Das ist natürlich ganz allein deine Entscheidung«, meint Cheryl. »Ich dachte nur, du wolltest die Schwangerschaft vielleicht lieber beenden - da du doch Single bist.«
Als ich Cheryl erneut darüber aufklären will, dass ich seit vier Jahren in einer festen Besziehung lebe - und zwar mit meinem Verlobten! -, ist sie auch schon zur Tür hinaus.
Ganz schön forsch, die gute Cheryl.
39
DICK UND ich gehen gleich auf Nummer sicher: keine Telefonate, keine E-Mails. Wir kontaktieren uns über das Schwarze Brett bei Starbucks. Statt »Hund entlaufen« oder »Babysitter gesucht« pinne ich dort kurze Botschaften an den Killer meines Vertrauens an, auf denen dann beispielsweise steht: An D. von J. Mittwoch, 16.00.
Genau. So also kommunizieren Dick und Jane miteinander. Ganz einfach und praktisch, das alles - und ganz anders als in Spionagethrillern. Keine verschlüsselten Nachrichten, die mich morgens in meiner Zeitung erwarten, und auch keine Brieftauben. Einfach nur ein kleiner Zettel an der Pinnwand meines guten, alten Starbucks.
Am nächsten Abend ist wieder Tennisstunde. Deepak stellt mir heute den Neuen vor, der übrigens sehr süß ist und wohl für den Rest des Kurses mein Trainingspartner sein soll.
»Das ist Nicholas«, sagt Deepak.
»Nick«, korrigiert der.
Wow. Erst Dick, jetzt Nick. Wer hätte das gedacht, aber auf einmal scheine ich mich vor Männern gar nicht mehr retten zu können.
Nicholas bzw. Nick kommt herbeigeschlendert, ganz in Schwarz. Kein Tennis-Purist wie ich, aber immerhin. Er ist groß, mit blond gewelltem Haar und dem nettesten Lächeln, das mir seit langer Zeit begegnet ist. Wenn er lächelt, hat er niedliche Grübchen, und seine blauen Augen strahlen.
»Ich bin Jane … nein, also, ich meine Madeline«, sage ich und gebe ihm die Hand. Ich halte den Atem an und schaue verstohlen, ob er einen Ehering trägt.
Ha! Nichts. Nicht die Spur eines Rings.
Aber vielleicht lebt er mit seiner Freundin zusammen. Oder er ist schwul. »Freut mich, dich kennenzulernen, Jane Madeline«, sagt er.
»Nein, nur Madeline. Aber alle nennen mich Maddy«, erwidere ich, lächele ihn an und lasse meine Wimpern ein bisschen flattern. Ich merke, dass ich ziemlich nervös bin. Meine Hände sind feucht.
Herrgott noch mal, Maddy! Jetzt reiß dich mal zusammen.
Nick und ich begeben uns auf den Platz und fangen mit dem Aufwärmen an.
Ich lasse es ganz locker angehen und lobbe den Ball von unten über das Netz, weil ich ja nicht weiß, wie gut Nick spielt. Als er den Ball hart und flach zurückspielt, bin ich angenehm überrascht.
Jetzt spiele auch ich kraftvoll und präzise zurück. Nick rennt nach dem Ball, und ich registriere jede seiner Bewegungen, als er ihn mit Bravour zurückspielt. Definitiv ein anmutiger Spieler, schnell wie der Blitz. Ich bin froh über die Herausforderung.
Eine Weile schlagen wir die Bälle hin und her. Nick spielt wirklich gut. Genau genommen habe ich noch gegen keinen Mann gespielt, der so gut war. Von meinem Vater mal abgesehen.
Anscheinend habe auch ich ihn ein bisschen beeindruckt, denn irgendwann kommt er ans Netz und fragt: »Wo hast du eigentlich so zu spielen gelernt?« Ich merke, dass er ziemlich außer Atem ist - und dabei bin ich gerade mal beim Aufwärmen!
»Mein Dad hat mich in der Tennisschule angemeldet, als ich noch im Kinderwagen saß«, sage ich.
Nick lächelt. Er hat schöne Zähne, kräftig und gerade.
»Schlauer Dad«, meint er.
»Ja, das war er. Er ist vor ein paar Jahren gestorben, aber immer wenn ich auf dem Tennisplatz bin, denke ich an ihn.«
Auf einmal breite ich vor diesem Typen, den ich keine zwei Sekunden kenne, mein ganzes Leben aus.
Nick scharrt mit den
Weitere Kostenlose Bücher