Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
den Beinen bin, gehe ich zu Walgreen’s und besorge mir einen Schwangerschaftstest. Beim Pinkeln halte ich gespannt den Atem an, doch ich muss mich gar nicht lange gedulden. Sofort erscheinen zwei rosa Striche. Sicherheitshalber lese ich mir die Gebrauchsanweisung durch - dem Test wird eine Genauigkeit von 97% bescheinigt.
Was bedeutet, dass ich eine dreiprozentige Chance habe, nicht schwanger zu sein.
Keine allzu rosigen Aussichten, wie ich finde, aber man soll die Hoffnung nie aufgeben. Ich gehe noch mal zu Walgreen’s. Warum habe ich vorhin nur einen Test gekauft? Jetzt nehme ich gleich von jeder Sorte einen mit, sogar die billige Hausmarke.
Zwei Striche. Zwei Striche. Zwei Striche. Zwei Striche.
Es dauert eine Weile, bis ich das begreife.
Dann werfe ich die Tests weg, mache mir einen Kamillentee und schaue mir eine Wiederholung von Seinfeld an.
Danach rufe ich im Büro an und melde mich krank, was alle ziemlich erstaunt, da ich bislang noch keinen einzigen Tag krank war. Nicht einen einzigen Tag seit der Gründung von Organics 4 Kids.
Ich schaue mir den Stapel Schwangerschaftstests an, die im Mülleimer liegen. Ein Baby passt jetzt gerade gar nicht, das ist mir schon klar. Aber Carlton und ich sind beide Mitte dreißig, wir leben seit vier Jahren zusammen und sind praktisch verlobt. Ich drehe den Julia-Ring an meinem Finger. Eigentlich
hätte ich nie gedacht, dass ich mal Hals über Kopf heiraten würde - und schwanger noch dazu. Aber vielleicht ist das ja Schicksal!
Die Vorstellung, dass Carlton und ich eine Familie gründen, finde ich plötzlich ganz aufregend und wunderbar. Ich gehe ins Arbeitszimmer. Das perfekte Kinderzimmer, denke ich mir und sehe schon das kleine Gitterbett in der Ecke, wo derzeit noch mein Schreibtisch steht.
Ich weiß, dass ich Carlton eigentlich nicht beim Kaffeetrinken mit dem Bürgermeister stören sollte, aber manche Neuigkeiten dulden eben keinen Aufschub. Ich rufe ihn auf seinem Handy an.
»Was gibt’s?«, fragt er kurz angebunden.
»Bist du noch beim Bürgermeister?«
»Nein, gerade gegangen.«
»Wie ist es gelaufen?«, frage ich gespannt.
»Klasse«, sagt er. »Das verdanke ich alles dir.« Er lacht leise.
»Okay, ich habe auch ein paar Neuigkeiten.«
»Na, dann mal los.«
»Ich bin schwanger«, erkläre ich, denn warum lange drumherum reden?
Keine Reaktion.
»Hallo?«, sage ich. »Bist du noch dran?«
»Ich … ähm, ja. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Maddy. Wie ist das denn passiert?«
»Na ja, das wirst du dir wohl denken können, oder?«
»Nein, ich meine … also, du bist dir sicher?«
»Ja. Es sei denn, sieben Schwangerschaftstests täuschen sich.«
»Puh«, sagt er, und seine Stimme klingt auf einmal ganz leise und anders.
»Wann kommst du nach Hause?«, frage ich.
Er seufzt. Einen dieser abgrundtief schweren Seufzer. Als
trage er die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern. Wahrscheinlich massiert er sich auch mit leidgeprüfter Miene den Nasenrücken.
»Ach, komm schon, Maddy. Ich bin den ganzen Nachmittag ausgebucht. Termine, Termine und noch mehr Termine. Abends spiele ich Squash mit David Myers. Das würde ich nur ungern absagen - er ist ein potenzieller Investor und könnte wichtig für uns werden, wenn wir weiter expandieren wollen.«
»Dann sag es nicht ab«, erkläre ich mit fester Stimme. »Wir reden heute Abend darüber, wenn es uns beiden besser passt.«
»Gute Idee, so machen wir das«, sagt er und klingt, als würde er gerade eine Konferenzschaltung mit Geschäftspartnern beenden.
Ich bin etwas vor die Stirn gestoßen, halte mich aber zurück. Er ist nervös, rede ich mir ein.
»Bis dahin, mein Romeo«, sage ich.
»Bis dann«, sagt er und legt auf.
Nicht gerade bester Laune schlurfe ich im Haus herum. Dann rufe ich Cheryl an, meine Frauenärztin. Kann vielleicht nicht schaden, mir von ärztlicher Seite bestätigen zu lassen, dass ich tatsächlich schwanger bin. Nur so für alle Fälle.
Doch Cheryl meint, sie könne mich heute nicht dazwischenschieben.
»Es ist ein Notfall«, sage ich eindringlich.
»Herpes?«, fragt sie.
»Baby«, sage ich.
Einen Moment lang sagt sie gar nichts. »Okay, komm vorbei. Wir checken deine Blutwerte«, meint sie dann.
Cheryl ist wirklich eine tolle Ärztin. Ich kann mein Glück kaum fassen.
Eine Stunde später stecken meine Beine wieder in den kalten Fußstützen, und ich starre auf das schreckliche Poster an
der Decke - das mit der Katze, die vom Baum baumelt. Gut abgehangen!
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