Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
lächele und gebe mich ganz cool, dabei geht es mir genau wie ihm. Ich bin nervös. Meine Hände sind so feucht, dass ich den Slazenger kaum halten kann.
Nick schaut mich an, und unsere Blicke treffen sich. Und wie! Ich spüre es wieder knistern. Und ich glaube, er spürt es auch, denn er senkt rasch den Blick und schaut auf seine Tennisschuhe. Oh ja, es knistert so sehr, dass man die Chemie zwischen uns fast mit den Händen greifen kann.
»Zweiter Versuch«, sage ich.
Nick lässt den Ball ein paarmal springen, wirft ihn dann hoch und schmettert ihn flach übers Netz.
Ich hole aus … und schlage daneben, was mir äußerst selten passiert.
»Ach, das war Zufall«, sagt Nick fast schon entschuldigend. »Eigentlich schlage ich nie ein Ass.«
Ich muss an Carlton denken. Wenn Carlton mir gerade ein Ass reingehauen hätte, würde er jetzt über den Platz brüllen: »ASS! ASS! Wer ist jetzt hier das Tennisass? Ha!«
Nick und ich spielen den Ball eine Weile hin und her. Und dann trudeln auch Deepak und die anderen Kursteilnehmer langsam ein. Die Stunde scheint ewig zu dauern. Als sie endlich vorbei ist, hat Nick mich tatsächlich 6:4 geschlagen. Er winkt mich ans Netz, wo ich zu ihm sage: »Gutes Spiel.«
Fair wie ich bin, strecke ich ihm meine Hand hin. Nick nimmt sie in die seine und führt sie an seine Lippen. Mir stockt der Atem. Er küsst mir die Hand, als wäre ich eine Prinzessin oder sonst was und sagt: »Ganz meinerseits, Madeline.«
Ich schaue in Nicks Augen, und mir wird bewusst, dass ich mich schon sehr, sehr lange nicht mehr so unglaublich gut gefühlt habe.
Zusammen gehen wir zum Parkplatz. Deepak lädt gerade seine Tennisausrüstung in einen goldmetallicfarbenen Suburban. »Meine Familie«, sagt er und deutet auf das Auto, »wartet auf mich.« Am Steuer sitzt eine schöne schlanke Inderin, und vom Rücksitz winken uns Deepaks lächelnde Töchter zu.
Nick und ich verabschieden uns von Deepak, dann dreht Nick sich zu mir um und flüstert. »Schnell! Nichts wie weg hier, bevor die Invasion der Bilderbuchfamilien beginnt!«
Hach, wie ich ihn mag, diesen Typen!
»Soll ich dir wieder hinterherfahren?«, frage ich ihn, aber Nick hält mir schon die Beifahrertür seines Volvos auf. »Spring rein«, sagt er.
Also springe ich rein.
»Ich dachte an das Le Bistro«, sagt Nick, was sich gut trifft, denn zufällig ist es eines meiner Lieblingsrestaurants.
Ein kleines französisches Restaurant, nette, entspannte Atmosphäre und ein gutes Angebot offener Weine.
»Eine ausgezeichnete Wahl«, sage ich.
Unterwegs schiebt Nick eine Rolling-Stones-CD in den CD-Spieler, und schon röhrt Mick Jagger durch den Wagen: »I can’t get no … satisfaction.«
»Das war das Lieblingsalbum meiner Mutter«, sage ich gedankenverloren. Eigentlich will ich nicht schon wieder von meinen Eltern anfangen, aber ich kann einfach nicht anders. Die Musik erinnert mich an sie.
»Erzähl mir was von ihnen«, sagt Nick.
»Sie sind bei einem Autounfall gestorben. Der andere Fahrer war betrunken«, sage ich. »Mein Bruder war damals erst fünfzehn. Für ihn war es am schlimmsten«, füge ich schnell hinzu.
Nick ist ungewöhnlich ruhig, wie mir scheint. Natürlich habe ich wieder das Falsche gesagt. Was denke ich mir auch dabei? Das erste Date ist noch keine zwei Minuten alt, und ich sitze da und fange gleich an, von meinen toten Eltern zu erzählen.
»Tut mir leid«, sage ich. »Es ist schon eine Weile her, dass ich …« Ich zögere. Soll ich das jetzt wirklich sagen? Nick nimmt mir die Entscheidung ab.
»Ein Date hatte?«, fragt er.
»Ja.«
»Kaum zu glauben«, meint er. »Ich hätte eigentlich gedacht, dass die Männer einer Frau wie dir scharenweise die Tür einrennen.«
Er schaut mich an, und plötzlich knistert es so sehr zwischen uns, dass ich rot werde. Nick stellt die Musik ab, beißt kurz die Zähne zusammen und klopft mit der Hand aufs Lenkrand. Ich merke, dass er gut Auto fährt. Lässig, aber nicht nachlässig. Er hat seinen Wagen souverän unter Kontrolle.
»Da wären wir«, sagt er leise.
Wir parken vor dem Le Bistro. Nick steigt aus und sprintet um den Wagen herum, öffnet mir die Tür, nimmt doch allen Ernstes meine Hand und hilft mir ganz galant heraus. Wir haben noch unsere Tennissachen an, aber das macht nichts - Nick fragt souverän nach einem Tisch auf der Terrasse. Ich beobachte ihn aufmerksam.
Dann beugt er sich zu mir, so nah, dass seine Lippen meine Wange streifen, und flüstert mir ins
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