Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
gigantischen Chefschreibtisch und starrt mich an. Dann holt er ein Blatt Papier aus der Schublade und schiebt es mir rüber. »Hier - das müsstest du unterschreiben. Die Anwälte von meinem Dad haben es aufgesetzt. Im Gegenzug bekommst du eine Abfindung von neun Monatsgehältern.«
Ich sehe mir den Vertrag an.
»Da ist ja eine Wettbewerbsklausel«, sage ich und fühle mich wie gelähmt.
Carlton nickt bedächtig.
»Und wie soll ich bitteschön einen neuen Job finden, wenn ich das hier unterschrieben habe?«
»Du bist ja nicht auf den Kopf gefallen, Madeline. Dir fällt schon was ein«, meint Carlton. Jetzt bin ich aber wirklich geschockt. Ich kann mich ehrlich nicht erinnern, wann Carlton mich zum letzten Mal bei meinem vollen Namen genannt hat.
Mein Kummer schnürt mir den Hals zu. Ich schlucke schwer, bevor ich ein Wort herausbringe.
»Vor zwei Wochen hast du mich noch ›Julia‹ genannt, und jetzt bin ich auf einmal Madeline?«
Carltons Miene ist reglos. Mit unerbittlichem Blick starrt er mich an.
»Wegen des Schreibtischs … den kannst du ruhig haben«, meint er gönnerhaft. Dann schnalzt er kurz mit den Fingern. »Aber nur den Schreibtisch.«
49
DAS TELEFON klingelt, und - Überraschung! - es ist Nick.
»Hi«, sagt er. »Hier ist Nick.
»Welcher Nick?«, scherze ich, denn zu leicht will ich es ihm ja nicht machen.
»Der wahnsinnig gut aussehende Typ aus dem Tenniskurs«, sagt er belustigt mit tiefer, sexy Stimme.
Der Mann hat Humor. Damit hat er mich fast schon rumbekommen.
»Tut mir leid, aber ich erinnere mich wirklich nicht«, meine ich mit meiner entzückendsten Mädchenstimme.
»Ich war mit diesem knallroten Ferrari da«, sagt er. »Du weißt schon - innen schwarzes Leder.«
»Sah mir aber verdammt nach Volvo aus«, erwidere ich.
»Aha, du erinnerst dich also doch«, meint er, und wir müssen beide lachen.
»Ich habe mir etwas überlegt …«, sagt er. »Hättest du vielleicht heute Abend nach der Tennisstunde noch Lust, essen zu gehen? Also so richig, nicht nur einen Smoothie?«
Aber klar doch! Immer!
Ich sage ganz ruhig und kühl: »Klingt gut.«
»Super, dann sehen wir uns also nachher auf dem Platz«, meint Nick.
»Okay.«
»Ach, und noch was, Maddy …«
»Ja?«
»Sei gewarnt: Diesmal bringe ich meinen Spezialschläger mit und lege mich so richtig ins Zeug. Noch mal lasse ich dich nämlich nicht so leicht gewinnen.«
»Bring lieber deinen Ferrari mit«, sage ich, und Nick lacht.
Ein paar Stunden später renne ich aufgeregt durchs Haus, um mich für die Tennisstunde fertig zu machen. Ich ziehe meinen weißen Tennisrock an - das adrette Faltenröckchen - und ein weißes Sportshirt. Dann binde ich mir die Haare zum Pferdeschwanz zurück, lackiere mir die Nägel in einem pastelligen Ton, der sich »Candy Rose« nennt und tusche mir die Wimpern. Ich trage sogar kleine goldene Ohrstecker. Als ich fertig bin und mich im Spiegel begutachte, finde ich, dass ich gar nicht mal so schlecht aussehe. Sogar meine Haut sieht frisch und sauber aus.
Also, ehrlich gesagt sehe ich aus, als wollte ich mit den Tennisdamen zum Lunch gehen, statt mich gleich eine volle Stunde auf dem Platz zu verausgaben. Das ist immer das Problem mit »Trainings-Dates«: Man muss es irgendwie so anstellen, dass man einerseits nicht overdressed ist, aber auch nach dem Sport noch gut aussieht, was bei ernsthafter sportlicher Betätigung wirklich nicht ganz einfach ist. Ich komme mir ein bisschen wie eine dieser Frauen vor, die stets nur perfekt geschminkt ins Fitnessstudio gehen. Albern, aber was tut man nicht alles.
Als ich bei den Tennisplätzen vorfahre, sehe ich, dass Nick schon da ist und sich aufwärmt. Er trainiert seinen Aufschlag. Ich steige aus und schaue ihm dabei zu. Er wirft den Ball hoch in die Luft, holt aus, streckt seinen Körper geschmeidig durch und schlägt einen perfekten Aufschlagball übers Netz.
»Bravo!«, rufe ich und applaudiere.
Nick dreht sich um und lächelt bescheiden. »Man vergleicht mich oft mit Agassi«, meint er.
Wie ich sehe, trägt er wieder schwarze Shorts. Und ein schwarzes Adidas-Shirt mit weißen Streifen an der Seite.
Wir sehen auf dem Platz ein bisschen aus wie gegnerische Figuren auf einem Schachbrett.
Ich laufe zu meiner Seite rüber, stretche ein bisschen, umfasse den Schläger mit beiden Händen und rufe: »Na, dann mal los, Agassi!«
Nick wirft den Ball hoch, holt aus … und haut seinen Aufschlag ins Netz.
»Du machst mich nervös«, sagt er. Ich
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