Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
ich wieder lerne, wie ein erstes Date funktioniert.
Als Nick mich dann nach dem Essen zurück zu meinem Wagen fährt, erwarte ich, dass er mich küsst, was er aber nicht tut.
Stattdessen sagt er: »Ich muss morgen geschäftlich ein paar Tage weg, aber ich rufe dich an, wenn ich wieder in der Stadt bin.«
»Okay«, murmele ich.
Nick beugt sich einen Moment zu mir vor und schaut mir so tief in die Augen, als würde er dort etwas suchen.
Jetzt oder nie, sage ich mir.
Und küsse Nick mitten auf den Mund.
Es wird ein langer inniger Kuss, und am Anfang scheint Nick ziemlich überrascht zu sein.
Ich übrigens auch, denn der Kuss ist einfach perfekt.
Dann weicht Nick zurück.
»Äh ja … tut mir leid. Damit habe ich nicht …«, fängt er an.
Ich merke, dass er ein bisschen rot wird. Er wird rot! Ein Mann wie er!
»Schon okay«, sage ich leise, schnalle meinen Gurt ab und steige aus.
»Gute Geschäftsreise.«
»Wir sehen uns beim Tennis«, erwidert Nick.
Als ich dann nach Hause fahre, wird mir erst bewusst, dass ich den ganzen Abend nur über mich geredet habe. Ich weiß ehrlich gesagt nichts, wirklich absolut nichts, über Nick. Ich weiß ja nicht einmal, wie er mit Nachnamen heißt.
50
ICH BIN keine Möbelpackerin. Ich bin sogar richtig schlecht darin, Möbel zu packen. Was vielleicht auch erklärt, weshalb ich ein kleines, aber nicht ganz unwichtiges Detail vergessen habe, nachdem der nette Hausmeister mir geholfen hatte, den Schreibtisch aus dem dritten Stock nach unten zu tragen und ihn in den Anhänger zu wuchten: nämlich die Tür des Anhängers zu schließen.
Eine Weile geht auch alles gut, bis ich auf den Highway fahre. Plötzlich höre ich es hinter mir poltern und krachen. Kein schönes Geräusch. Das verheißt nichts Gutes. Im Rückspiegel sehe ich meinen Schreibtisch auf die Straße fliegen. Aber noch bevor ich rechts ranfahren kann - was natürlich auch nichts mehr bringt -, rast schon ein tonnenschwerer Truck in meinen Schreibtisch und zermalmt ihn unter seinen achtzehn Profilreifen. Der Truck bleibt schadlos und tuckert munter weiter. Der Fahrer hupt mir sogar noch fröhlich zu, als er mich überholt. Tut tut tuuut.
Ich sehe die Überreste meines Schreibtischs auf dem Highway zerstreut liegen. Eine schöne Bescherung. Ich klappe mein Handy auf und melde den Vorfall bei der Polizei.
Und was muss ich mir anhören? »Der Highway ist auch nicht als Büro gedacht, Ma’am.«
Ha ha, sehr witzig.
Irgendwie ist es das ja wirklich. Aber ich fange trotzdem an zu heulen. Ich könnte den ganzen Highway mit Tränen überfluten.
Dann steuere ich Michaels Kanzlei an. Obwohl ich das Fenster runtergekurbelt habe und mir der kühle Fahrtwind
ins Gesicht weht, ist mein Gesicht noch immer patschnass. Ich schniefe und rotze und heule. Wie erbärmlich ich doch bin. Voller Selbstmitleid und erledigt. Ein heulendes Wrack. Ich werfe einen prüfenden Blick in den Rückspiegel. Meine Wimperntusche ist total verschmiert. Wenn ich Heather wäre, würde das nach Heroin-Chic frisch vom Laufsteg aussehen. Bei mir sieht es nur nach Maddy, der Waschbär aus.
Schöne Scheiße - von wegen wasserfest, denke ich. Wütend reibe ich mir die Augen und schaffe es, mir dabei die Wimperntusche auch noch auf die Wange und die Hand zu schmieren.
Carltons verklausulierter Vertrag liegt auf dem Beifahrersitz, und ich erwäge kurz, ihn im hohen Bogen aus dem Fenster zu werfen.
Dieser Scheißkerl!
Ich fluche wie blöd. So weit hat Carlton mich jetzt schon gebracht.
Mit quietschenden Bremsen parke ich vor Michaels Kanzlei, die Reifen knirschen im Kies. Michael hat eine Ein-Mann-Kanzlei. »Ich gegen den bösen Rest der Welt«, sagt er gern. Sein Büro befindet sich in einem alten, schön renovierten Haus - ganz seriös mit weißen Holzschindeln, und über der Tür hängt ein Metallschild, auf dem »Michael Wasserstein, Rechtsanwalt« steht. Ich schnappe mir den verdammten Vertrag und stürme in Michaels Kanzlei. Seine Sekretärin macht anscheinend Mittag, weshalb ich geradewegs in sein Büro marschiere.
Michael schaut von seinem Schreibtisch auf. Er telefoniert, aber als er mich sieht, sagt er: »Ich rufe in einer Viertelstunde zurück«, und legt auf.
»Wow, siehst du beschissen aus«, begrüßt er mich charmant.
»Wenigstens fällt es dir auf«, erwidere ich.
»Lässt sich kaum übersehen«, meint Michael und deutet auf einen der Sessel vor seinem Schreibtisch.
»Setz dich. Brauchst du ein Taschentuch?«, fragt er mich und
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