Verliebt verlobt verhaftet - Roman
mehr bekommt. Schon mal was von Selbstwertgefühl gehört? Kann sein, dass Sie auf diese Weise zu einer Runde Sex kommen, aber einen Ring an den Finger kriegen Sie so bestimmt nicht! Über den Tugendbolden, die sich für B entschieden haben, schwebt schon der Heiligenschein. Wir hoffen nur, der Himmel ist Belohnung genug, denn hier auf der Erde schaffen Sie es jedenfalls nicht, sich anständig zu amüsieren!
Die C-Mädels wissen, wie man bekommt, was man haben will. Sie warten einfach, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, legen sich einen wohl überlegten Plan zurecht und starten durch. Wer sagt, dass Sie nicht alles kriegen können? Und wenn Sie unterwegs eine Freundin einbüßen … okay, manchmal muss man eben Opfer bringen, stimmt’s?
Dreiundzwanzig
Als Savannah am nächsten Morgen bei Refund City anrief und eine Nachricht hinterließ, sie fühle sich nicht gut, war es nicht einmal gelogen.
In der fünften Klasse hatte sie denselben Lesekurs besucht wie die Tochter der Lehrerin, Megan, die eine erstklassige Schülerin war. Um die Kinder zum Lesen anzuregen, hatte Megans Mutter eine Schachtel mit Karten mitgebracht, auf deren Vorderseite eine Kurzgeschichte und auf deren Rückseite fünf Multiple-Choice-Fragen zum Textverständnis standen. Mit jedem bestandenen Test bekamen die Schülerinnen einen Punkt, der auf ihre Schulnote angerechnet wurde. Das Problem war nur, dass die Antworten auf die Testfragen am unteren Kartenrand standen, so dass die Schülerin, wenn sie schummeln wollte, lediglich die Antwort abzuschreiben und der Lehrerin zu zeigen brauchte, dass sie die Testfragen absolviert hatte.
Um die Zeit, als Mrs. Weinand die Kartentests einführte, hatte Megan Geburtstag, und Savannah hörte sie zufällig sagen, Megan müsse all ihre Mitschüler zu ihrer Party einladen. Als Megan meinte, es gebe aber einige Schülerinnen im Kurs, die sie nicht leiden könne - sie nannte Savannah neben einigen anderen sogar namentlich -, erklärte Mrs. Weinand ihrer Tochter geduldig, es sei nicht richtig, manche Menschen auszuschließen, weil dies ihre Gefühle verletze.
Nachdem sie mitbekommen hatte, dass Megan sie nicht mochte, schwor sich Savannah, sie beim Lesetest zu schlagen, egal was sie dafür tun musste.
Also wartete Savannah jeden Tag nach dem Unterricht, bis alle gegangen waren, ehe sie eine Handvoll Karten einsteckte. Jeden Abend schrieb sie säuberlich die Antworten in ihr Heft und gewann am Ende des Schuljahres ein blaues Siegerband, weil sie die meisten Extrapunkte fürs Lesen bekommen hatte. Mrs. Weinand hatte sie sogar beiseitegenommen und ihr sichtlich beeindruckt erzählt, sie habe mehr als doppelt so viele Lesetests gemacht wie die Zweitplatzierte, bei der es sich rein zufällig um ihre Tochter Megan handelte.
Bevor Savannah aus Maple Rapids weggezogen war, hatte sie Megan eines Tages im Supermarkt gesehen. Savannah war das Gerücht zu Ohren gekommen (sprich, ihre Mutter hatte es ihr erzählt), Megans Ehemann Greg habe sie am Tag vor der Geburt ihres dritten Kindes innerhalb von vier Jahren wegen einer Frau verlassen, die er in Gold’s Fitnessclub aufgegabelt hatte. Megan, die seit ihrem Aushilfsjob im Imbiss auf der Highschool nicht mehr gearbeitet hatte, war wieder bei ihren Eltern eingezogen. Innerhalb von nur einem Monat hatte Megans Dad ihre Mutter verlassen.
Als sie einander bei den Fischstäbchen in die Arme liefen und auf diese typisch unbeholfene Art von Menschen plauderten, die einander praktisch ihr ganzes Leben kennen, sich aber nie gemocht haben, konnte sich Savannah den Gedanken nicht verkneifen, dass Megans derzeitige missliche Lage zumindest bis zu einem gewissen Grad auf die öffentliche Demütigung in der fünften Klasse zurückzuführen war, als Savannah ihr ihren Sieg vor der Nase weggeschnappt hatte. Savannah hatte den Verdacht, dass Megan sich an Greg herangemacht
hatte, weil sie genau gewusst hatte, wie sehr Savannah für den Manager des Imbissladens schwärmte, wo sie damals beide gearbeitet hatten. Gregs Gunst zu gewinnen war also Megans Rache an ihr nach all den Jahren gewesen.
Und das Schlimmste daran war, dass das Ganze auf einer Lüge basierte. In Wahrheit hatte Megan den Lesewettbewerb gewonnen. Zwanzig Jahre später noch war Savannah flau im Magen beim Gedanken daran, wie sie geschummelt und welche verheerenden Auswirkungen ihr Verhalten auf Megans Leben gehabt hatte.
Als Savannah ihren Kollegen von Refund City die Nachricht hinterließ, dass sie an diesem
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