Verliebt verlobt verhaftet - Roman
des Büros schweifen. Savannah ertappte sich dabei, wie sie dasselbe tat, auch wenn sie nicht wusste, wonach sie Ausschau halten sollte. Dies hier war ein ganz gewöhnliches Büro mit drei Vierer-Schreibtischreihen und einem großen verschlossenen Aktenschrank, der die gesamte hintere Wand einnahm.
Der Mann trat an ihren Schreibtisch und beugte sich vor. »Gibt es hier einen Ort, wo wir ungestört reden können?«, flüsterte er.
»Ja, wir haben einen Konferenzraum«, erwiderte Savannah, deutete auf das Zimmer neben Lens Büro und nahm eine der Blankoakten für Neukunden, die sie zuvor angelegt und mit einer Checkliste und einigen leeren Blättern für Notizen bestückt hatte.
Als sie den Raum betreten und die Tür hinter sich geschlossen hatten, zog Savannah einen Stuhl unter dem ovalen Tisch hervor und setzte sich, während sie dem Mandanten bedeutete, dasselbe zu tun. Zu ihrer Überraschung trat er vor die Jalousien am Fenster, das den Raum vom restlichen Büro trennte, und schloss sie. Savannah hoffte inbrünstig, Dani könnte sie hören, wenn sie um Hilfe schrie … und dass sie die Notrufnummer als Kurzwahl im Telefon abgespeichert hatte.
Obwohl sie sich sagte, dass sie wahrscheinlich überreagierte, schob sie ihren Stuhl in eine sichere Zimmerecke zurück. »Also, was kann ich für Sie tun?«, erkundigte sie sich.
Wieder beugte sich der Mann vor. Seine Augen waren halb
unter den schweren Lidern verborgen und hatten etwas Geheimnisvolles an sich. »Ich möchte meine Steuererklärung machen«, antwortete er.
»Tja, da sind Sie hier genau richtig«, gab Savannah im unbeschwertesten Tonfall zurück, den sie zustande brachte, drehte die Miene ihres mechanischen Bleistifts heraus und klappte die neue Kundenakte auf. »Als Erstes brauche ich Ihre Sozialversicherungsnummer. Wenn Sie ein W2-Einkommenssteuerformular haben, kann ich sie mir davon abschreiben.«
Der Mann legte die Hände mit den Handflächen nach oben auf die Tischplatte und musterte Savannah durchdringend. »Diese Information kann ich Ihnen nicht geben«, flüsterte er.
Okay, jetzt wurde es endgültig abgedreht. Savannah schluckte. Und erschauderte. »Ich kann aber keine Steuererklärung machen, wenn Sie mir Ihre Sozialversicherungsnummer nicht geben. Der IRS braucht sie, um zu überprüfen, ob Sie Ihre Steuern bezahlt haben«, erklärte sie geduldig.
»Ich habe auch nichts dagegen, meine Steuern zu bezahlen. Sie werden mich nur nicht finden«, erklärte er mit einem besorgten Blick durch den Raum, als vermute er irgendwelche Überwachungskameras oder Abhörmikrofone.
Okay. Alles klar. Savannah kam zu dem Schluss, dass sie die Lage am besten in den Griff bekäme, wenn sie nicht lange um den heißen Brei herumredete. »Wenn Sie Ihre Steuern zahlen, dem IRS aber Ihre Sozialversicherungsnummer nicht geben, wie sollen die dann wissen, von wem Sie das Geld haben? Das muss kontrolliert werden, damit gewährleistet ist, dass jeder, der Steuern bezahlen sollte, es auch tut.«
»Es spielt keine Rolle, ob das IRS weiß, woher das Geld
stammt. Glauben Sie mir, ich mache das jedes Jahr so«, erwiderte der Mann mit einem wissenden Blick, kreuzte die Arme vor der Brust und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
Savannah schürzte die Lippen. Hmm. Was könnte sie sagen, um ihn davon zu überzeugen, dass das System so nicht funktionierte. »Sie wissen aber, dass Ihr Arbeitgeber verpflichtet ist, seine Kopie Ihrer W2-Einkommensteuerberech nung vom IRS aufzubewahren, ja? Ich meine, allein auf diese Weise hätte das IRS diese Information ja bereits. Ganz abgesehen vom 1098er-Formular, das Ihre Bank ausfüllt, wenn Sie irgendwelche Hypotheken auf Ihrem Haus haben oder Sie Einkünfte aus Kapitalerträgen bekommen, das heißt, wenn Ihr angelegtes Geld Zinsen abgeworfen hat.«
Der Mann machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dafür ist gesorgt. Ich arbeite nur gegen Bargeld und habe mit Banken nichts zu tun«, verkündete er.
Es war aussichtslos, diese Schlacht zu gewinnen, trotzdem wurde Savannah allmählich neugierig, warum es diesem Mann so wichtig war, seine Identität vor dem IRS geheim zu halten. »Wovor haben Sie eigentlich Angst?«, fragte sie.
Der Mann rutschte auf seinem Stuhl nach vorn und bedeutete ihr, näher zu kommen. Savannah hob den Kopf, um zu sehen, ob Dani sie im Auge hatte, doch außer dem schwachen Schein ihrer Schreibtischlampe war nichts zu erkennen. Sie beschloss, das Risiko einzugehen, und beugte sich ebenfalls vor. »Sagen Sie es mir«,
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