Verliebt verlobt verhaftet - Roman
flüsterte sie verschwörerisch.
»Ich bin tot«, wisperte der Mann fast lautlos.
Savannah blinzelte mehrmals rasch nacheinander. »Wie?«
Der Mann griff in die hintere Tasche seiner Jeans, zog ein gefaltetes gelbes Blatt Papier heraus und schob es Savannah
zu. Savannah musterte es, griff aber nicht danach. »Das ist eine Aufstellung meines Einkommens und meiner Ausgaben. Dieses Jahr habe ich fast zwanzigtausend mit Rasen mähen und Handwerksarbeiten verdient. Ich muss meine Steuern bezahlen, aber ich werde denen keine Möglichkeit geben, mich aufzustöbern. Glauben Sie mir, ich bin besser dran, wenn ich tot bin.«
Savannah räusperte sich und zupfte an ihrem Ohrläppchen. »Aber … Sie sind doch gar nicht tot«, wandte sie ein.
Zum ersten Mal schien der Mann sich ein wenig zu entspannen und lachte leise. »Nein, aber meine Frau glaubt, dass ich es bin.«
Erschöpft massierte Savannah ihren Nacken. »Okay. Aber sei es, wie es will, ohne Sozialversicherungsnummer kann ich keine Steuererklärung einreichen.«
»Dann sehen Sie eben Ihre Akten durch und suchen jemanden, der letztes Jahr gestorben ist«, erklärte der Mann aufgebracht. »Sie speichern meine Unterlagen unter dieser Sozialversicherungsnummer, und alles ist in bester Ordnung. Ich muss meine Steuern bezahlen. Wir kommen in die Hölle, wenn wir unsere eigene Last nicht tragen«, erklärte er mit leerem Blick, als lausche er einer unzählige Male gehörten Predigt in seinem Kopf.
Savannah schloss die Augen und stöhnte innerlich. Hier lief in mehr als nur einer Hinsicht etwas schief. »Das kann ich nicht«, meinte sie. »Es ist falsch.«
Der Mann stand auf, legte die Hände auf die Stuhllehne und starrte finster auf sie hinab. »Ich verstehe nicht, warum Sie sich so anstellen. Die Frau, mit der ich letztes Jahr geredet habe, hatte keinerlei Problem damit.«
Savannah blieb der Mund offen stehen. »Was wollen Sie
damit sagen? Hat jemand in diesem Büro letztes Jahr Ihre Steuererklärung gemacht? Wer war das? Unter welchem Namen sind die Unterlagen abgelegt?«
Einen Moment lang beäugte er sie argwöhnisch, ehe seine Hand vorschnellte. Savannah schrie auf, rammte ihre Füße in den Boden und versuchte auszuweichen. Ihr Stuhl prallte gegen die Wand, worauf eine der Auszeichnungen bedenklich an ihrem Nagel hin- und herschwankte und schließlich herunterfiel, wobei die Kante schmerzhaft auf ihren Kopf schlug, ehe sie in ihrem Schoß landete.
»Aua!«, schrie sie, sprang von ihrem Stuhl auf und hielt den »President’s Club, Region Südost 1999«-Preis wie einen Schutzschild vor sich, um den Angriff des Mannes abzuwehren - der noch immer auf der anderen Seite des Tisches stand, das gelbe Blatt Papier in der Hand hielt, das er aus seiner Hosentasche gezogen hatte, und sie ansah, als hätte sie den Verstand verloren.
»Sie stellen zu viele Fragen. Vielleicht sind Sie ja auch eine von ihnen «, meinte er düster, was Savannah einen eisigen Schauder über den Rücken jagte.
Ohne ein weiteres Wort stürmte er aus dem Besprechungsraum und blieb nur kurz stehen, um Dani einen schönen Abend zu wünschen … ehe er endgültig verschwand.
Savannahs Begegnung mit dem namenlosen Fremden hatte ihr einen solchen Schrecken eingejagt, dass sie überlegte, sich ein Taxi zum Sand Dunes Motel zu nehmen, statt die anderthalb Blocks zu Fuß zu gehen. Obwohl der Sunshine Parkway hell erleuchtet war, wurde Savannah das Bild nicht los, wie er aus einer dunklen Gasse gesprungen kam, ihr ein Messer an die Kehle hielt und sie zwang, ihn zu »ihnen« zu bringen. Das
Problem war nur, dass sie nicht wusste, wer mit »ihnen« gemeint war, es sei denn, er sprach vom IRS, dessen nächste Zweigstelle sich anderthalb Autostunden von hier in Miami befand.
Sie hätte Dani bitten können, sie mitzunehmen, doch als sie ihre Akten weggeschlossen und sich aus dem Computer ausgeloggt hatte, war Dani verschwunden und hatte sie allein in dem verwaisten Büro zurückgelassen. Als sie das Büro verließ, versuchte sie sich einzureden, dass sie in Sicherheit sei. Auf den Gehsteigen drängten sich nicht gerade die Touristen, aber sie waren auch nicht völlig leer. Sie würde einfach die Straße entlanggehen und sich von den Hauseingängen und den dunklen Gassen fernhalten, dann würde ihr schon nichts passieren.
Trotzdem hatte sie ein flaues Gefühl im Magen, als sie in die warme Abendluft trat. Sie blieb einen Moment lang stehen und sah nach links und nach rechts, um sicher zu sein, dass
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