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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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die Kraftausdrücke gebrauchen.
    R: Da war er sehr streng.
    H: Aber Randi hat immer die Achtung vor mir bewahrt, und damit die Achtung vor sich selbst.
    Darin liegt ja sicher die Gefahr einer so langen Ehe, dass man mit der Zeit im Umgang nachlässiger wird.
    R: Heute ist es manchmal schwieriger für mich. Wenn Harry bei allem langsamer wird, dass ich dann die Geduld behalte. Man ist nicht vorbereitet auf das, was im Alter passiert. Dann muss man einerseits streng sein, aber dem anderen auch nicht zu viel zumuten. Oder ihm zu viel abnehmen. Das ist schon mühsam.
    Wie schafft man es, über 50 Jahre mit einem Menschen g ut zusammen zu sein, was ist wichtig für eine so lange, geglückte Ehe?
    H: Ich würde sagen, es ist Fügung.
    Aber, man muss doch auch etwas dafür tun?
    H: Natürlich, ohne das geht es nicht. Es geht wirklich um die gegenseitige Achtung. Und um Loyalität. Als ich mal Ärger beim ZDF hatte, rief ich Randi an und sagte: » Du, es kann sein, dass ich heute den Dienst quittiere.« Dann sagte sie: » Ich gehe mit dir in den Urwald, wenn’s sein muss.«
    R: Ich fand, dass er recht hatte. Und dass man nicht kuschen darf.
    H: Ohne diese Abstimmung und Zustimmung des anderen wäre eine Ehe nicht denkbar.
    50 Jahre sind eine lange Zeit. Was ist– im Rückblick betrachtet – wichtiger, die Leidenschaft oder die Freundschaft?
    R: Da möchte ich sagen, die Freundschaft.
    H. Ja, ich auch.
    R: Aber es ist für Harry immer noch ganz wichtig, dass ich da bin, dass ich nah bin. Es ist nie so, dass ich ihm auf die Nerven falle, höchstens mal umgekehrt ( lacht ). Ist nur Spaß. Aber ich brauche immer meinen Freiraum.
    Harry, was bedeutet dir Randi heute?
    H: Die Randi ist ein wunderbarer Wegbegleiter.
    R: Aber du brauchst mich auch.
    H: So, wie du mich brauchst. Übrigens wollte ich eigentlich gar nicht heiraten!
    Das sagst du uns jetzt? Warum denn nicht?
    H: Wegen des schlechten Vorbildes meines Vaters. Kurz, nachdem alle vier Kinder auf der Welt waren, hat er sich scheiden lassen. Damals war ich sechs Jahre alt.
    Ich habe den Wunsch nicht so heftig verspürt, bis ich dann die Randi gesehen hab. Und dann hatte ich gar keine andere Wahl. Sie hat alle Bedenken ausgeräumt. Sie hat mir den Himmel bereitet.

» Was ist denn aber der Endzweck der Ehe? Ich will es kurz m ac hen, weil es schon spät ist. Ich glaube, dass der Endzweck der Ehe die vollkommenste Lebensvereinigung ist.«
    Theodor Gottlieb von Hippel, Über die Ehe, 1774 – 1793
    Mein Vater – ein Vorbild?
    Mein Vater nannte meine Mutter » Hüldigard«, nicht Hildegard. Das kam daher, dass er ihren Namen selten sagte, sondern fast immer rief. Wenn sie auf » Hüldigard« nicht reagierte, schnalzte er laut mit der Zunge. Das hasste sie, weil sie nicht wie ein Ackergaul behandelt werden wollte. Aber sie verstand es falsch, denn er war in seiner Jugend im Münchner Englischen Garten geritten und da hatte man das Schnalzen als elegant empfunden.
    Mein Vater hielt grundsätzlich Mittagschlaf, um sich von der anstrengenden Vormittagssprechstunde zu erholen. Meine Mutter, die als Ärztin mit ihm arbeitete, brauchte offenbar weniger Erholung, sie kümmerte sich um unsere Hausaufgaben und den Haushalt. Sie hatte zwar immer » Hilfen«, aber die mussten angeleitet und kontrolliert werden. Punkt halb drei saß mein Vater dann in seinem Auto. Manchmal trug er einen Pepita-Hut, manchmal eine beige Schiebermütze, manchmal ließ er nur sein mit Brisk zurückgekämmtes, schwarzes Haar glänzen. Er drückte im Minutentakt auf die Hupe. Immer nur einmal und immer kurz. Schließlich war er ein kultivierter Mann. Das Hupen hatte einen seltsamen Effekt auf meine Mutter. Beim ersten Mal s ag te sie: » Ja, ist schon recht.« Beim zweiten Mal lief sie, um ihren Mantel zu holen, in die Küche. Beim dritten Mal nannte sie mich Hermann und spätestens ab dem vierten Mal hatte sie Tränen in den Augen und sagte immer wieder: » Ich komme ja schon, aber ich muss doch noch …« Sie irrte zwischen Keller und Speicher, ihren drei Söhnen, der Hilfe und dem Schäferhund, der zum Abschied gekrault werden musste, hin und her und vergaß beim Verlassen des Hauses ihre Arzttasche, die ich ihr nachtrug. Mein V at er kurbelte die Scheibe seines Ford Taunus hinunter und drohte mir empfindliche Strafen an, wenn ich die Mama immer aufhielte. » Das hat er

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