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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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hätte ihn zu gern der Doppelmoral überführt. Aber ich fand keinen einzigen Hinweis, dass er jemals untreu gewesen wäre. Seiner » Hüldigard« begegnet zu sein, war für ihn das größte Glück seines Lebens. Wenn jemand an ihr herumnörgelte oder sie gar kränkte, wurde mein Vater zum Ritter. Er warf Kollegen und Verwandte aus dem Haus und brach selbst mit den ältesten Freunden. Meine Mutter stammte, wie sie oft erzählte, aus einem Elternhaus, in dem nie gelacht oder gescherzt worden war. Mein Vater übernahm gern die Rolle ihres Humorlehrers. Von ihm lernte sie, dass man auch außerhalb von Theatern Stimmen und Charaktere nachahmen oder sogar parodieren darf. Sie begriff, was Ironie bedeutet, und lachte herzhaft mit dem Rest der Familie, obwohl der sich fast immer auf ihre Kosten amüsierte. Oft massierte mein Vater meiner an Migräne leidenden Mutter hingebungsvoll den Nacken, er munterte sie auf, wenn sie ihren » Moralischen« hatte und, wenn es unausweichlich war, tanzte er sogar mit ihr. Aber nur Polka, beim Walzer wurde ihm schwindlig.
    Bald hatte Amelie meinen Vater so entdämonisiert, dass ich ihn wieder lieben konnte wie früher. Wir haben noch eine sehr intensive Zeit miteinander verbracht. Die letzten drei Jahre war mein Vater ans Bett gefesselt. Meine Mutter pflegte ihn und er wurde nicht müde, ihr dafür zu danken. Er klagte nie über seine erbärmliche Lage, und wir wussten, dass er längst gehen wollte, aber seine » Hüldigard« einfach nicht allein lassen konnte.

Szenen einer Ehe 2
    Er: Wie geht’s dir?
    Sie: Wie meinst du das?
    Er: Nur so.
    Sie: (gähnt) Müde.
    Er: Schade.
    Sie: Wieso?
    Er: …
    Sie: (schaut auf die Uhr, gäh nt no ch mal) Ist schon spät.
    Er: Es ist schon wieder ganz schön lange her …
    Sie: Höchstens eine Woche.
    Er: Mindestens zwei.
    Sie: Paah!
    Er: Andere Männer sind nicht so geduldig.
    Sie: Was soll das heißen?
    Er: Die betrügen ihre Frauen.
    Sie: Willst du mir drohen?
    Er: Ich sag’s ja nur.
    Sie: Bitte schön, dann betrüg mich eben.
    Er: Ich will dich aber nicht betrügen.
    Sie: Na, dann lass es bleiben.
    Er: Ach, komm schon.
    Sie: Ich habe aber keine Lust!
    Er: Deswegen heißt es ja auch » eheliche Pflicht«, und nicht » eheliches Vergnügen«!
    Sie: Du meinst, ich soll mit dir ins Bett gehen, nur um dir einen Gefallen zu tun?
    Er: Was heißt hier » nur«? Man kann auch mal was aus Liebe für den anderen tun!
    Sie: Ja, » was« schon, aber doch nicht Sex!
    Er: Was sonst, wenn nicht Sex?
    Sie: Warum soll ich für deine sexuelle Befriedigung zuständig sein? Dafür ist jeder Mensch selbst zuständig!
    Er: Echt?
    Sie: Ja. Habe ich gelesen.
    Er: Wo?
    Sie: In irgend so einer wiss enschaft lichen Abhandlung.
    Er: Du liest wissenschaftliche Abhandlungen?
    Sie: Ja, klar. Wenn das Thema mich interessiert.
    Er: Aber Sex interessiert dich doch gar nicht.
    Sie: Doch. Nur jetzt gerade halt nicht.
    Er: …
    Sie: …
    Er: …
    Sie: Sag mal …würdest du mir den Nacken massieren?

    Bild 17

» Ausgerechnet jetzt, da der Sex sich in nie gekannter Weise von der Liebe unabhängig gemacht hat, macht die Liebe sich in nie gekannter Weise vom Sex abhängig.«
    Sven Hillenkamp, Das Ende der Liebe, 2009
    Sex wird überschätzt
    Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Viele Frauen haben Sex, um geheiratet zu werden, die meisten Männer heiraten, um Sex zu haben. Und deshalb ist Sex eines der größten, potentiellen Krisengebiete in der Ehe. Die Halbwertzeit der sexuellen Vernarrtheit in den Partner liegt (unabhängig vom Geschlecht) bei ungefähr einem Jahr, dann beruhigen sich die durchgedrehten Hormone wieder, und man kann auch mal wieder an etwas anderes denken, als daran, jetzt sofort mit der bzw. dem Liebsten schlafen zu wollen. Der akute Zustand der totalen Verliebtheit (der biochemisch gesehen einem Schub von Geisteskrankheit gleicht) klingt allmählich ab und verwandelt sich im besten Fall in eine tiefer gehende Zuneigung, die den ganzen Menschen meint.
    Das heißt nicht, dass man ab einem gewissen Zeitpunkt den Partner weniger anziehend findet, dieser Zustand bleibt bei manchen Paaren für viele Jahre oder sogar für immer erhalten, aber es braucht ein bisschen mehr als den schieren Anblick des geliebten Menschen, um die anfänglichen Stürme der Leidenschaft zu entfachen.
    Das Problem ist:

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