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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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Sex denke: » Einmal am Tag. Von morgens bis abends.« Auch die Eifersuchtsdramen unter Senioren, von denen man gelegentlich in der Zeitung liest, lassen befürchten (oder hoffen), dass die Leidenschaft langlebiger ist, als die meisten jungen Menschen denken.
    Trotzdem ist die Frage unserer Tochter berechtigt. Warum sollen Menschen, die ihren Fortpflanzungsauftrag erfüllt und zwei nette Rentenzahler produziert haben, überhaupt noch Körpersäfte austauschen? Für Kinder ist die Vorstellung, dass ihre Eltern sexuelle Wesen sind, oft absurd und abstoßend. Solange sie klein sind, fangen sie instinktiv zu plärren an, wenn Mama und Papa nur an Sex denken (und erweisen sich damit als wirksames Verhütungsmittel). Wenn sie etwas größer sind, würden sie uns den Sex am liebsten verbieten. Wenn sie noch größer sind, würden wir ihnen am liebsten den Sex verbieten. Und wenn sie ganz groß geworden sind, hofft man, dass ihre persönlichen, ehelichen Konflikte einigermaßen glimpflich verlaufen und sie uns irgendwann zu Großeltern machen.
    Werden wir als Großeltern noch Sex haben? Oder sollten wir dann doch besser mit dem Golfspielen anfangen?

» Die Ehe ist eine Institution zur Lähmung des Geschlechtstriebs .«
    Gottfried Benn
    Sex wird unterschätzt
    Ich war vierzehn, als ich den Sex entdeckte. Auch wenn es noch Jahre bis zu meinem ersten Geschlechtsverkehr (das Wort klingt heute fast nach Comedy) dauern sollte, begann für mich damals die Eroberung eines geheimnisvollen Kontinents. Wie die Seefahrer und Wüstendurchquerer bereitete ich mich mit den schriftlichen Zeugnissen meiner Vorgänger, mit damals noch recht schwer zugänglichem Bildmaterial und nicht immer vertrauenswürdigen Auskünften angeblich bereits eingeweihter Klassenkameraden vor. Ich wachte mit dem Gedanken an Sex auf und schlief mit ihm ein, dazwischen dachte ich an Sex. Es ist erstaunlich, dass ich in dieser Zeit die mittlere Reife, den Führerschein und schließlich sogar das Abitur geschafft habe. Ich kann mir das nur so erklären, dass das Niveau der Prüfungen extrem niedrig war und man der Tatsache Rechnung trug, dass die meisten Prüflinge mit Wichtigerem beschäftigt waren. Auch imaginärer Sex kann ja ungeheuer ablenken und auszehren. Lernte ich ein Mädchen kennen, stellte ich mir vor, wie es wäre, mit ihr Sex zu haben. Tanzte ich mit einem Mädchen, hatte ich quasi schon Sex mit ihr. Knutschte ich mit einem Mädchen, stellte ich mir vor, wie es wäre, gleichzeitig noch mit einem, zweiten, dritten und vierten zu knutschen. Ich gebe zu, mangels Erfahrung neigte ich ein wenig zur Selbstüberschätzung. Leider erwiesen sich meine Strategien, dem großen Ziel näher zu kommen, als wenig tauglich. Die Mädchen schätzten es nicht, wenn ich frei heraus erklärte, mir gehe es nur um Spaß, nicht um Liebe. Mit der einen, in die ich jahrelang verliebt war, hätte ich übrigens auf keinen Fall Sex haben wollen. Das war mir viel zu intim. Auch mein ehrliches Wesen kam nicht gut an. » Ich heiße Peter und stelle dich mir gerade nackt vor«, war als Anbahnung ungeeignet. Trotzdem hat sich irgendwann eine schon etwas erfahrenere Frau erbarmt.
    Danach ging es richtig los. Das war in der paradiesischen Zeit, in der die Pille schon erfunden, Aids noch nicht ausgebrochen und riskante alternative Verhütungsmittel wie Mondkalender und Jute noch nicht sehr verbreitet waren. Man traf sich zum Sex wie heute zu Spieleabenden. Als politisch denkender Mensch vertrat ich vehement die gut zu meinem Lebensstil passende These, dass die freie Sexualität den einzelnen Menschen und zuletzt die ganze Gesellschaft befreien würde. Und welche Frau wollte schon unfrei sein? Ich war dreiundzwanzig, als ich meinem Tagebuch den Satz Nietzsches anvertraute, dass Art und Grad der Sexualität bis in die höchste Geistlichkeit hineinreichten (womit er den Intellekt, nicht den Klerus meinte). Wenn diese Theorie stimmte, war ich ein Superintellektueller.
    Dann kam Ricarda. Steckte ein Plan dahinter oder war es der Zufall der Konstellation? Ich weiß es nicht, ich weiß nur noch, wie ich mit ihr zum ersten Mal erlebte, dass Sexualität und Liebe eine Verbindung eingehen können. Ich merkte das daran, dass ich Ricarda auch unmittelbar nach dem Sex noch mochte. Und zwar auch nach der zweiten, dritten oder vierten Begegnung. Das war mein

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