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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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und Liebe nach Möglichkeit auseinanderzuhalten.
    Auf unser tägliches Zusammenleben hat der Vertrag sowieso keine Auswirkungen– jeder hat sein eigenes Konto, wir haben ein gemeinsames Haushaltskonto, und unser Haus gehört uns zu gleichen Teilen. Das Einkommen bei Freiberuflern ist schwankend, deshalb herrscht bei uns die Regel, dass immer derjenige mehr in die gemeinsame Kasse zahlt, der gerade mehr verdient.
    Unser Ehevertrag ist also eigentlich ein Scheidungsvertrag– erst in diesem Fall würde er nämlich zum Einsatz kommen. Wenn es so weit käme, könnte jeder seine Sachen nehmen und gehen. Wir haben gegenseitig auf Unterhalt verzichtet, der für die Kinder ist ja ohnehin gesetzlich geregelt. Es gäbe keine Streitereien ums Geld, kein Sich-arm-Rechnen, um sich vor Zahlungen zu drücken, keine Ansprüche des einen gegenüber dem anderen. Warum auch? Wir hatten in all den Jahren unserer Ehe gleiche Belastungen und gleiche Chancen, keiner schuldet dem anderen etwas.
    Ich bleibe also nicht bei meinem Mann, weil ich aus wirtschaftlicher Abhängigkeit bleiben muss, sondern ich entscheide mich jeden Tag von Neuem für ihn. Das Thema Geld ist nicht auf ungute Weise mit unserer Beziehung verquickt, ich muss kein schlechtes Gewissen haben, weil ich Geld für mich ausgebe, für das er gearbeitet hat – ich verdiene mein Geld selbst und mache damit, was ich will. Für mich ist dieses Gefühl von Unabhängigkeit unbezahlbar.
    Es ist seltsam, dass so viele Leute die vertraglich geregelte Gütertrennung ablehnen, denn auch der gesetzliche Güterstand, in dem die meisten Paare leben, sieht eine Trennung der Vermögen vor– keiner muss also das vor der Hochzeit von der Oma geerbte Häuschen nach einer Scheidung mit dem Ex-Partner teilen. Lediglich der während der Ehe erwirtschaftete Zugewinn wird bei einer Scheidung aufgeteilt.
    Diese Regelung geht auf das Prinzip der Versorgerehe zurück, in der die Frau ihren Beruf aufgibt, sobald sie verheiratet ist, und fortan das Geld ausgibt, das ihr Mann verdient. Auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Ich halte das für kein gutes Modell. Eigentlich ist die gesellschaftliche Entwicklung auch längst weiter. Vierzig Jahre Emanzipationsbewegung sind ja nicht spurlos an uns vorübergegangen, die Mehrzahl der verheirateten Frauen und Mütter arbeitet heute– und die meisten nicht (oder nicht nur), weil sie wollen, sondern weil sie müssen. Für eine erstaunliche Anzahl von Frauen scheint das altmodische Versorgermodell aber immer noch attraktiv zu sein– je mehr der Ehemann verdient, desto attraktiver.
    Natürlich gibt es Phasen in einer Ehe– wenn ein Kind noch sehr klein ist oder bei einem der Partner eine berufliche Krise eintritt–, in der jeder selbstverständlich für den anderen aufkommen sollte. Eine solche Phase darf durchaus auch mal länger dauern. Ich glaube aber, dass es für alle– die Frau, den Mann und die Kinder– besser ist, wenn Frauen ihren Beruf nicht völlig aufgeben, sondern wenigstens Teilzeit (wenn die Kinder größer sind, auch wieder Vollzeit) weiterarbeiten. Dadurch bleiben die Ehepartner auf Augenhöhe. Geld ist Macht, und wenn Frauen auf ein eigenes Einkommen verzichten, zementieren sie überkommene Machtverhältnisse. Außerdem: Was ist das für eine volkswirtschaftliche Verschwendung, wenn gut ausgebildete Frauen nach der Geburt des ersten (oder spätestens zweiten) Kindes ihren Beruf aufgeben! Ein Medizinstudium kostet den Staat an die 20 0 000 Euro– und viele der Absolventinnen üben ihren Beruf nicht oder nur kurz aus, um stattdessen zu Hause Brei zu kochen und Legosteine aufzuräumen. Und nicht zuletzt: Ich finde, eine berufstätige Frau ist auch eine interessantere Partnerin.
    Ich bin überzeugt, dass viele Ehen mit herkömmlicher Rollenverteilung daran kaputt gehen, dass die Ehepartner sich im Lauf der Zeit voneinander entfernen. Wenn Männer sich überwiegend im beruflichen Bereich bewegen, während der Radius ihrer Frauen sich auf das Bermudadreieck Wohnung-Supermarkt-Spielplatz beschränkt, klaffen die Erlebniswelten immer mehr auseinander. Der Wahrnehmungskosmos von Vollzeit-Müttern ist zwangsläufig begrenzt, und ich würde es als Mann nur mäßig spannend finden, wenn meine Partnerin ausschließlich Erlebnisse aus dem Dunstkreis gefüllter Windeln, wackelnder Zähne

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