Verliebt, verlobt - verrueckt
übermorgen. In Ausnahmefällen auch mal bis nächste Woche. Vor allem aber denkt er immer positiv. Es handelt sich bei ihm um eine Art magisches Denken, vermutlich glaubt er, dass unsere Gedanken den Gang der Dinge beeinflussen. Wenn er also ans Gelingen glaubt, steigt in seiner Vorstellung die Wahrscheinlichkeit, dass etwas tatsächlich gelingt.
Ich glaube daran kein bisschen. In meiner Vorstellung geht schief, was schiefgehen kann, und unsere Gedanken haben darauf nicht den geringsten Einfluss. Ich finde aber, dass man sich zumindest aus Höflichkeit den Anschein geben muss, die Dinge positiv zu sehen. Leute, die ständig jammern, können einem ja ganz schön auf den Geist gehen. Deshalb versuche ich, mich auch dann optimistisch zu geben, wenn ich es eigentlich nicht bin.
Die gröÃten Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es vermutlich beim Kommunikationsverhalten. Frauen lieben es, ein Problem verbal zu umkreisen, sich ihm aus immer neuen Richtungen anzunähern und es durchzukauen wie ein zähes Schnitzel. Männer stellen genau zwei Fragen, nämlich 1 ) Wo ist das Problem? Und 2 ) Wie können wir es lösen? Alles, was danach nicht geklärt ist, wird auch nicht mehr geklärt.
Interessanterweise entsprechen wir beide hier nicht dem Geschlechterklischee. Ich bin ziemlich lösungsorientiert, während Peter in der Lage ist, auf die » weibliche Weise« zu kommunizierenâ sehr zum Entzücken von Frauen, die allesamt finden, man könne so gut mit ihm reden. Dass diese Fähigkeit ihm den Ruf eines Frauenverstehers eingetragen hat, findet er allerdings nicht so toll. Von Frauen geschätzt zu werden, gefällt ihm durchaus, aber bei seinen Freunden hätte er lieber das Image eines harten Kerls.
Ich hingegen bin manchmal eifersüchtig, weil ich doch schlieÃlich die Frau bin, und die anderen Frauen sich gefälligst gern mit mir unterhalten sollen! Aber mit Wo-ist-das-Problem-und-wie-können-wir-es-lösen? kann ich bei manchen meiner Geschlechtsgenossinnen eben nicht punkten. Andere wiederum schätzen meinen Pragmatismus und spüren, dass ich trotzdem empathisch bin.
Dass genaues Zuhören nicht meine gröÃte Stärke sei, behauptet hingegen Peter, der sich immer mal wieder über meine vorschnellen Reaktionen beklagt. Bevor er noch den Satz zu Ende gesprochen hat, glaube ich schon zu wissen, was er sagen will, und falle ihm ins Wort. Das ist natürlich eine Folge davon, dass wir uns sehr gut kennen. Trotzdem ist es ein Fehler. Wenn ich ihn aussprechen und ein bis zwei weitere Sätze anfügen lasse, werde ich tatsächlich oft überrascht und erfahre etwas Neues!
Spannend ist es auch, die Kommunikation anderer Paare zu beobachten. Von manchen kann man etwas lernen, andere sollte man sich lieber nicht zum Vorbild nehmen. Ich staune manchmal, wie manche Menschen ihren Partner mit einer beiläufigen Bemerkung herabsetzen oder über ihn sprechen, als wäre er nicht da. Wie einer das Gespräch an sich reiÃt, bis der andere sich immer mehr in sich zurückzieht. Oder witzige Anekdoten auf Kosten des Partners erzählt. Die Mechanismen des ehelichen Machtgerangels sind vielgestaltig und nicht immer subtil. Mit bestimmten Paaren einen Abend zu verbringen fühlt sich an, als wäre man versehentlich zwischen kriegerische Linien geraten und das Artilleriefeuer pfeife einem um die Ohren.
» Ich dachte, ich führe eine glückliche Ehe, und da kommt meine Frau daher und reicht die Scheidung ein.« Diesen Satz haben wir von einem Bekannten gehört und staunten nicht schlecht. Die Ehe dieser beiden galt als notorisch krisenhaft, und eigentlich wunderten sich alle, die das Paar kannten, warum es nicht längst getrennt war. Das Problem war, wie so häufig, dass die Frau sich zurückgesetzt, nicht genügend beachtet und lieblos behandelt fühlte. Der Mann hingegen war überzeugt, sie mäkle vielleicht hie und da mal herum, müsse aber im Grunde hochzufrieden sein, schlieÃlich bot er ihr ein tolles Leben mit Eigenheim, Cabrio und tollen Urlaubsreisen.
Als AuÃenstehender blickt man fassungslos auf ein solches Kommunikationsdesaster und fragt sich, was in aller Welt da schiefgelaufen ist. Ohne zu sehr verallgemeinern zu wollenâ der Fall ist nicht untypisch. Was unter einer glücklichen Ehe zu verstehen ist, darüber klaffen die Meinungen von Männern und Frauen oft weit
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