Verliebt verlobt Versace Roman
Arbeit.«
»Und du wirst es nie schaffen, dieses Frühlingsgefühledingsda rechtzeitig zu dieser verrückten englischen Zicke zu schicken, wenn du es nicht heute tust«, erinnerte sie mich unnötigerweise. »Hat deine Mom es schon gesehen?«
»Die sind noch auf ihrer Weihnachtskreuzfahrt.« Ich schloss meinen Laptop und schob ihn in meine (leicht abgestoßene, aber immer noch tolle) Marc-Jacobs-Tasche. »Die kommen erst in ein paar Wochen wieder.«
»Sie wird ausflippen, wenn sie dich in einer Zeitschrift sieht!« Jenny tanzte in ihrem Handtuch durchs Wohnzimmer.
»Als wir das letzte Mal miteinander telefoniert haben, war sie deinetwegen so aufgeregt.«
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie unwohl ich mich dabei fühle zu wissen, dass ihr beiden wöchentlich miteinander plaudert«, sagte ich lächelnd, zog meinen Kapuzenpulli aus und mehrere T-Shirts übereinander an und zum Schluss dann meinen Mantel. »Wie geht es mit der Lebensberatung voran?«
»Sie ist seit dir meine beste Klientin. Im Ernst, wenn du mit deinen Eltern reden würdest, ohne dass ich den wöchentlichen Anruf einleite, dann hätte ich doch keine Ahnung von den Avon-Sonderangeboten und dem Curry-Abend bei Anne-von-nebenan, oder?«
»Wir reden.« Ich warf Jenny seufzend ihre Unterwäsche zu. Unsere wöchentlichen Sonntagabendanrufe zu Hause waren für Jenny und mich zum Ritual geworden, ob es mir nun gefiel oder nicht. »Ich glaube nur nicht, dass ich jedes Mal mit meiner Mutter reden muss, wenn du deine anrufst. Das ist fürs Visum nicht maßgeblich. Jetzt sieh zu, dass du in dein Höschen kommst, Lopez. Wir gehen jetzt.«
Bis hinunter zum Union gingen wir untergehakt und versuchten, nicht im Schnee auszurutschen. Dort verabschiedete ich Jenny mit einer Umarmung und ließ sie dann allein. Der Union Square Park im Schnee gab ein schönes Fotomotiv ab, aber zum Hinsetzen war es einfach zu kalt. Jedes Mal, wenn ich nach draußen ging, musste ich mich an Alex’Versprechen erinnern, mich mit hinauf aufs Empire State Building zu nehmen, damit ich die Stadt bei Schnee bestaunen konnte.
Nicht doch, Angela, du darfst nicht an ihn denken. Ich bog nach links ab und ging auf Zehenspitzen hinunter in
den Musikladen an der Ecke, in der Hoffnung, durch ein paar neue CDs inspiriert zu werden, nach Hause zu gehen und mich mit meinem Laptop zu beschäftigen. Und dieser war weiß Gott seit Monaten mein einziges Gegenüber. Während ich durch die Sicherheitsschleuse ging, piepste ich laut und zog die Aufmerksamkeit des Wachmanns auf mich, aber ich hielt lächelnd mein Mobiltelefon hoch.
»Nur eine SMS«, sagte ich. Er erwiderte mein Lächeln, folgte mir dann aber in den Laden.
Hab gerade mein Exemplar von The Look bekommen. Ich bin so stolz auf dich! Louisa xxx
Ich las die Nachricht ein paar Mal, bis sie sich in meine Netzhaut eingebrannt hatte, und verstaute mein Telefon dann wieder mit sehr viel Gedöns in meiner Tasche, damit der Wachmann was zum Schauen hatte.
Zufrieden ging ich die CDs durch. Seit Sommer hatte ich mich mehr oder weniger jeglichen Musikkonsums enthalten, wie mir das Dr. Jenny Lopez für mein Alex-Reid-Entzugsprogramm verordnet hatte. Ich hatte Alex nicht angerufen, und er mich auch nicht. Er hatte wohl recht gehabt damit, dass alles zu früh und zu viel auf einmal gewesen war, und ich hätte es bestimmt nicht ertragen, ihn auf einem Gig mit einem dürren Szenemädchen im Arm zu sehen. Dass ich zu dem »Lass uns Freunde sein«-Unsinn nicht in der Lage wäre, war mir ohnehin klar. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war, dass ich ihm gleich hier und jetzt begegnen würde. Ich erstarrte, und mein Herz schnürte mir die Kehle ab. Da war er und starrte mich mit seinen unglaublich grünen Augen an, ein kleines Lächeln im Gesicht, das Haar perfekt zerzaust. Es war ein großartiges Foto. Ich
nahm die Zeitschrift in die Hand und blätterte, ohne nachzudenken, bis ich das Interview fand. Ich zahlte rasch an der Theke, vergaß meine CD-Mission und steuerte Starbucks an. Ehe ich die Straße überqueren konnte, wo ich bei Johnny reinschauen und ihm Hallo sagen wollte, merkte ich, dass ich genau gegenüber von Max Brenner’s stand. Mein Blick wanderte von Alex’ Foto auf der Zeitschrift hinüber zum Mekka für heiße Schokolade.
Während ich über die Straße und in das herrliche warme Restaurant flitzte, blätterte ich die Zeitschrift durch. Eine halbe Sekunde lang sah ich mich um und fragte mich, ob er wohl da war. Natürlich
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