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Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman

Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman

Titel: Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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fünfundvierzigjährige Frau malen wollen, aber wenn ich auf diese Weise in Ihr Atelier komme, dann werde ich meinetwegen für Sie Modell sitzen.«
    »Gut. Kommen Sie mit.« Er sprang aus seinem Sessel auf und ging in Richtung einer Steintreppe, die zu dem Steg führte. Dort angekommen, schaute er zu ihr zurück. »Sie sind nicht fett. Und Sie sind älter als fünfundvierzig.«
    »Bin ich nicht!«
    »Sie haben was mit Ihren Augen machen lassen, aber kein Schönheitschirurg kann die Lebenserfahrung wegschneiden, die dahinter steckt. Sie sind eher fünfzig.«
    »Ich bin siebenundvierzig.«
    Er schaute vom Steg aus zu ihr hinunter. »Sie stellen meine Geduld auf die Probe.«
    »Das ist aber auch keine Kunst«, grummelte sie.
    Seine Mundwinkel verzogen sich. »Wollen Sie jetzt mein Atelier sehen oder nicht?«
    »Also gut.« Stirnrunzelnd eilte sie die Stufen hinauf und
folgte ihm dann über den engen, luftigen Steg. Unsicher schaute sie zum Wohnbereich hinunter. »Ich komme mir vor, als würde ich über die Planke gehen.«
    »Sie werden sich daran gewöhnen.«
    Diese Bemerkung schien zu implizieren, dass sie wiederkommen würde, diesen Eindruck wollte sie sogleich korrigieren: »Ich werde heute für Sie sitzen, aber das ist alles.«
    »Hören Sie auf, mich zu ärgern.« Er hatte das Ende des Steges erreicht und drehte sich zu ihr um, so dass sich seine Silhouette gegenüber dem steinernen Türbogen abzeichnete. Ein leichter Schauer durchlief sie, als er dort auf sie wartete wie ein alter Krieger.
    Sie warf ihm einen von ihren Divablicken zu: »Warum wollte ich es noch gleich sehen?«
    »Weil ich genial bin. Sehen Sie mich doch an!«
    »Halten Sie den Mund, und gehen Sie mir aus dem Weg.«
    Sein Lachen hallte tief und wohltönend im Raum wider. Er wandte sich um und führte sie um eine gebogene Wand herum in sein Atelier.
    »Oh, Liam …«, sie presste die Fingerspitzen an die Lippen.
    Das Studio schien über den Bäumen in seiner eigenen Sphäre zu schweben. Es hatte eine ungewöhnliche Form, da drei seiner fünf Wände gebogen waren. Das Licht des späten Nachmittags fiel von der Nordseite her herein, die ganz aus Glas gebaut war. Die verschiedenen Oberlichte besaßen Jalousien, die sich je nach Tageszeit anpassen ließen. Die vielen Schichten von bunten Farbspritzern, die die rauen Wände und den hellen Steinfußboden bedeckten, hatten das Studio selbst in ein modernes Kunstwerk ganz eigener Art verwandelt. Sie hatte dasselbe Gefühl, das sie immer überkam, wenn sie im Getty-Museum stand.
    Halb fertige Gemälde standen auf Staffeleien, andere lehnten an den Wänden. Mehrere große Leinwände hingen an
speziellen Rahmen. Ihr schwirrte der Kopf während sie versuchte, all das in sich aufzunehmen. Sie hatte vielleicht keine besonders große Schulbildung genossen, aber sie hatte sich seit mehreren Jahrzehnten mit Kunst beschäftigt und war daher nicht unerfahren. Dennoch fand sie sein spätes Werk nicht einfach einzuordnen. Alle Einflüsse waren deutlich zu erkennen - das Zähneknirschen der abstrakten Expressionisten, die künstliche Kühle der Pop-Art, die Schlichtheit der Minimalisten. Aber nur Liam Jenner hatte den Mut, all diese gefühlsarmen Stile mit Gefühl zu überlagern.
    Ihre Augen weideten sich an der monumentalen Madonna mit Kind, die einen Großteil der einen Wand einnahm. Unter allen großen zeitgenössischen Künstlern war Liam Jenner der Einzige, der eine Madonna mit Kind malen konnte, ohne dabei Kuhfladen zu verwenden oder ihr Obszönitäten auf die Stirn zu schreiben oder ein blinkendes Coca-Cola-Zeichen an Stelle eines Sternes hinzuzufügen. Nur Liam Jenner hatte das uneingeschränkte Selbstvertrauen, den zynischen Dekonstruktivisten, von denen es in der gegenwärtigen Kunstszene nur so wimmelte, zu zeigen, was Verehrung wirklich bedeutete.
    Ihr Herz füllte sich mit Tränen, die zu vergießen sie sich nicht erlauben konnte. Tränen des Verlustes, weil sie zugelassen hatte, dass ihre Identität von Craigs Erwartungen verschluckt wurde, Tränen des Verlustes, weil sie ihren Sohn fortgegeben hatte. Während sie das Gemälde betrachtete, wurde ihr deutlich, wie sorglos sie mit Dingen umgegangen war, die ihr heilig hätten sein sollen.
    Seine Hand legte sich um ihre Schulter, und diese Geste war so zart wie der Hauch von blaugoldener Farbe, der dem Haar der Madonna seine besondere Weichheit verlieh. Seine Berührung schien ebenso natürlich wie notwendig, und während sie die Tränen herunterschluckte,

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