Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
eilten wieder nach drinnen, flogen die Treppen hinauf, rasten über den Steg. Als sie schließlich wieder im Atelier angekommen waren, rangen sie beide nach Atem, allerdings mehr vor Aufregung als vor Anstrengung. Sie ließ sich auf den Stuhl fallen. Er eilte zu seiner Leinwand. Dabei begegneten sich ihre Blicke, und beide mussten lächeln.
Das war ein ganz besonderer Augenblick. Ein Augenblick vollkommenen Verständnisses. Er hatte ihre Eile nicht in Frage gestellt, hatte nicht das geringste Missfallen geäußert, als er sah, dass es sich bei dem Objekt ihrer Begierde nur um den Nähkorb einer Frau handelte. Er hatte ihren Schaffensdrang verstanden, ebenso wie sie den seinen verstand.
Zufrieden beugte sie sich über ihre Arbeit.
Draußen wurde es immer dunkler. Im Atelier gingen nach und nach die Lampen an, jede einzelne mit Sorgfalt so platziert, dass sie erleuchtete, ohne Schatten zu werfen. Ihre Schere schnippte und ihre Nadel flog in den großen, unregelmäßigen Stichen, die den Stoff zusammenhalten würden, bis sie an ihre Nähmaschine kam. Naht fügte sich an Naht. Die Farben verschmolzen. Die Muster überdeckten sich.
Seine Finger berührten ihren Hals. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er seine Staffelei verlassen hatte. Ein roter Fleck leuchtete auf seinem schwarzen Seidenhemd und auf seinen teuren Hosen prangte ein orangefarbener Streifen. Sein kurzes graues Haar war zerstrubbelt und weitere Farbkleckse verschmierten seinen Haaransatz.
Ihre Haut prickelte, als er den obersten Knopf ihrer feinen, orangefarbenen Bluse berührte. Ohne den Blick von ihren Augen zu wenden, befreite er den Knopf aus seinem Loch und begann dann, den Nächsten zu öffnen.
»Bitte«, sagte er.
Sie machte keinen Versuch ihn aufzuhalten, nicht einmal, als er eine Seite der Bluse nach unten zog. Nicht einmal, als seine kräftigen, farbverschmierten Finger vorne den Verschluss ihres BHs streiften. Stattdessen beugte sie den Kopf über ihre Handarbeit und ließ zu, dass er ihn öffnete.
Befreit lösten sich ihre Brüste, so viel schwerer waren sie im Vergleich zu früher, als sie noch jung war. Sie gestattete ihm, das zarte Gewebe ihrer Bluse nach seinen Vorstellungen zu drapieren. Er zog einen Ärmel bis zur Armbeuge hinunter. Dann den anderen. Ihre Brüste lagen auf dem Nest aus Stoff wie zwei rundliche Hennen.
Seine Schritte waren auf dem Steinfußboden zu hören, als er zu seiner Staffelei zurückging.
Barbusig nähte sie weiter.
Wenn sie zuvor geglaubt hatte, das Thema ihres Quilts sei Fürsorge an Stelle von Verführung, zeigte ihr nun die erstaunliche Tatsache, dass sie seine Handlungen zugelassen hatte, eine weitaus komplexere Bedeutung auf. Sie hatte das Sexuelle in sich für tot gehalten. Wie wenig das stimmte, bewies das heiße Verlangen, das nun ihren Körper durchströmte. Der Quilt hatte bislang nur ein Geheimnis ihrer neuen Identität enthüllt.
Ohne die Falten des Stoffes in ihren Armbeugen zu zerstören,
griff sie in die Schachtel neben sich und fand ein weiches Stück alten Samts. Es war ein tiefes, sinnliches Purpurrot mit dunkleren Schattierungen. Die Farbe von schwarzem Opal. Die geheime Farbe des weiblichen Körpers. Ihre Finger zitterten, während sie die Ecken umlegte. Beim Arbeiten streifte der Stoff ihre Brustwarzen, die sich vor Erregung zusammenzogen. Wieder griff sie in die Schachtel und fand ein noch dunkler getöntes Stück Stoff, das ihr als geheimstes Inneres dienen sollte.
Sie würde noch kleine Kristalle von Tau hinzufügen.
Ein unterdrückter Fluch ließ sie aufblicken. Liam starrte sie an, auf den zerfurchten Flächen seines Gesichts glänzten Schweißperlen. Seine farbverschmierten Arme hingen lose herab, und zu seinen Füßen lag ein Pinsel, dort wo er ihn fallen gelassen hatte. »Ich habe schon Hunderte von Akten gemalt. Dies ist das erste Mal …« Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich kann es nicht.«
Ein Welle von Scham erfüllte sie. Der Quilt fiel zu Boden als sie aufsprang, ihre Bluse griff und sie um sich zog.
»Nein.« Er kam auf sie zu. »Oh nein, nicht das.«
Das Feuer in seinen Augen verblüffte sie. Seine Beine streiften ihren Rock, und er griff mit beiden Händen in die Bluse, die sie soeben um sich gezogen hatte. Er umfasste beide Brüste mit den Händen und vergrub sein Gesicht in ihrer Fülle. Sie umklammerte seine Arme, als sich seine Lippen um eine Brustwarze schlossen.
Ihr Ausbruch von Leidenschaft hätte ein Privileg der Jugend sein sollen, aber keiner von
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