Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
Zufall sein, dass er das alles kannte.
Er war Benny, der Dachs! Seine rote Harley, seine Jet-Ski, dieses kleine bisschen Fallschirmspringen aufgeblasen bis dort hinaus … und dann noch Benny mit dem Snowboard am Old Cold Mountain, auf der Nase eine silberne Revos. Er sollte sie verklagen!
Er musste allerdings zugeben, dass es ihm schmeichelte. Sie konnte wirklich gut schreiben und die Geschichten waren klasse - kid-hip und witzig. Nur eines gefiel ihm an den Daphne Büchern überhaupt nicht - die Häsin behielt am Ende immer die Oberhand gegenüber dem Dachs. Was sollten kleine Jungen daraus lernen? Oder große, wenn man’s genau betrachtete?
Er lehnte sich auf dem lumpigen Möchtegernsofa zurück und warf einen Blick zur Schlafzimmertür hinüber, die sie hinter sich zugemacht hatte. Das sah doch ein Blinder, dass sie sich von ihm angezogen fühlte. Was sollte also das Theater?
Sie wollte ihn auf die Folter spannen, darum ging es. Sie wollte, dass er sie anbettelte, damit sie ihren Stolz wieder hatte. Das Ganze war eine Art Machtkampf für sie. Sie setzte alles daran, in seiner Gegenwart spritzig und witzig zu erscheinen, sodass er ihre Gesellschaft genoss. Sie fuhr sich durch die Haare und trug coole Klamotten, die nur dazu gemacht schienen, in ihm den Wunsch zu erwecken, sie ihr vom Leib zu reißen. Und wenn es dann genau daran ging, zog sie sich zurück und sagte, sie hielte nichts von Sex ohne Verpflichtung. Scheibenhonig!
Er brauchte jetzt eine Dusche - eine kalte -, aber hier gab es ja nur diese kaffeetassengroße Badewanne. Oh Mann, wie er das alles hier hasste. Warum war sie nur so verdammt zickig?
Beim Abendessen hatte sie vielleicht Nein gesagt, aber als er sie geküsst hatte, hatte dieser süße kleine Körper mit Sicherheit Ja gesagt. Sie waren schließlich verheiratet! Er war derjenige, der von seinen Prinzipien abweichen musste, nicht sie!
Sein Grundsatz, nie Geschäft und Vergnügen zu vermischen, war den Bach runter. Die Mühe, die es ihn kostete, die Augen von ihrer Schlafzimmertür abzuwenden, erfüllte ihn mit Selbstverachtung. Er war Kevin Tucker, verdammt noch mal, und er hatte es nicht nötig, um die Gunst irgendeiner Frau zu betteln, nicht solange es so viele andere gab, die Schlange standen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Ihm reichte es endgültig. Von nun an würde er alles rein geschäftlich durchziehen. Er würde sich um den Ferienpark kümmern und seine Trainingseinheiten verstärken, damit er top in Form war, wenn das Trainingslager anfing. Und was dieses nervige kleine Miststück anbetraf, das seine Frau war … Bis sie wieder in Chicago waren, hieß es ganz klar: Hände weg!
16
»Die Eltern von meinem Freund waren über
Nacht weg, und er hatte mich zu sich eingeladen.
Sobald ich zur Tür hereingetreten war, wusste ich
schon, was passieren würde …«
»Das Zimmer von meinem Freund!«
für Chik
Lilly hasste sich selbst dafür, dass sie Ja gesagt hatte, aber welcher Kunstfreund konnte schon eine Einladung in Liam Jenners Haus ausschlagen? Nicht, dass die Einladung besonders herzlich gewesen wäre. Lilly war gerade von einem sonntäglichen Morgenspaziergang zurückgekehrt, als ihr Amy das Telefon reichte.
»Wenn Sie meine Bilder sehen wollen, kommen Sie heute Nachmittag um zwei zu mir«, hatte er gebellt. »Nicht früher. Ich arbeite und werde nicht an die Tür gehen.«
Sie hatte eindeutig zu lange in L. A. gelebt, denn sie empfand seine Unhöflichkeit fast als erfrischend. Während sie vom Highway auf die von ihm beschriebene Nebenstraße abbog, wurde ihr deutlich, wie sehr sie sich an bedeutungslose Komplimente und leere Schmeicheleien gewöhnt hatte. Sie hatte beinahe vergessen, dass es noch immer Menschen gab, die genau das sagten, was sie dachten.
Sie entdeckte den verwitterten türkisblauen Briefkasten, den er ihr als Wegzeichen genannt hatte. Der Kasten hing schief an einem verbeulten Metallpfosten, der in einem mit Zement gefüllten Traktorreifen stand. Im Graben hinter dem Reifen lagen verrostete Sprungfederrahmen und ein verbogenes
Stück Wellblech, die das DURCHFAHRT VERBOTEN!-Schild am Beginn des holprigen, überwucherten Weges überflüssig erscheinen ließen.
Sie bog ab und verlangsamte auf Schritttempo. Trotzdem rumpelte ihr Wagen Besorgnis erregend über die Furchen. Sie hatte sich gerade entschlossen, den Wagen stehen zu lassen und den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen, als die wuchernden Pflanzen plötzlich verschwanden und die holprige
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