Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
hatte. Oder diese Verlierertypen, die versuchten, eine Frau zu beeindrucken, indem sie mit einem dicken Bündel Geldscheine herumwedelten, die von einer dieser abartigen Geldscheinklammern zusammengehalten wurden.
Vielleicht trug er ein Goldkettchen. Molly schüttelte sich. Damit hätte sich die Sache von selbst erledigt. Oder er war ein Waffennarr. Oder er schaffte es aus hundert anderen Gründen nicht, an das durch Dan Calebow gesetzte Maß heranzureichen.
Ja, tatsächlich, es gab unzählige Fallen, in die Mr Kevinich-bin-viel-zu-sexy-für-meine-betörend-grünen-Augen Tucker noch hineintappen konnte. Ein Rülpser, ein Schrittkratzen oder auch nur der leiseste Schimmer von Gold an diesem hinreißenden Hals …
Sie merkte, wie sie lächelte. »Einverstanden, Sie können bleiben.«
»Danke, Daphne.« Er hatte sein Milchglas geleert, allerdings ohne zu rülpsen.
Sie musterte ihn mit schmalen Augen und sagte sich, dass sie schon halb gewonnen hatte, solange er sie Daphne nannte.
Sie trug ihren Computer nach oben auf die Galerie und stellte ihn auf den Tisch neben den Skizzenblock. Sie würde weiter an Trubel um Daphne arbeiten oder an ihrem Chik- Artikel »Knutschen im Auto - wie weit darf ich gehen?«
Sehr weit.
Dies war eindeutig der falsche Zeitpunkt, um irgendetwas über Sex zu schreiben, selbst wenn es sich um einen harmlosen Artikel in einer Teenagerzeitschrift handelte.
Von unten hörte sie die Geräuschkulisse eines Footballspiels. Kevin hatte anscheinend Videos mitgebracht, um seine Hausaufgaben zu machen. Sie fragte sich, ob er jemals ein Buch aufschlug, sich einen guten Kinofilm ansah oder etwas machte, was nichts mit Football zu tun hatte.
Sie versuchte, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, legte einen Fuß auf Ruhs Fell und blickte aus dem Fenster auf die wütenden Schaumkämme, die das bedrohlich graue Wasser des Michigan Sees kräuselten. Vielleicht sollte Daphne spät in der Nacht zu ihrem Cottage zurückkehren. Alles war dunkel. Und als sie hineingehen wollte, sprang Benny hervor und …
Sie musste endlich aufhören, ihre Geschichten allzu autobiografisch werden zu lassen.
Nun gut. Sie klappte ihren Skizzenblock auf. Daphne könnte beschließen eine Halloweenmaske aufzusetzen, um - nein, das hatte sie schon in Daphne und ihr Kürbis getan.
Zeit, eine Freundin anzurufen. Molly nahm das Telefon und wählte die Nummer von Janine Stevens, einer ihrer besten Schriftstellerfreundinnen. Obwohl Janine eher für Jugendliche schrieb, hatten sie die gleichen Ansichten über Bücher und tauschten oft Ideen aus.
»Gott sei Dank, dass du anrufst!«, rief Janine aus. »Ich habe schon den ganzen Morgen versucht, dich zu erreichen.«
»Was ist passiert?«
»Eine Katastrophe! Eine von diesen Frauen mit wirren Haaren von GKFEGA war heute Morgen in den Lokalnachrichten und schimpfte und zeterte, dass Kinderbücher angeblich dazu missbraucht würden, Homosexualität zu propagieren.«
»Warum kümmern die sich nicht um ihr eigenes Leben?«
»Molly, stell dir vor, sie hielt ein Exemplar von I Miss You So hoch und sagte, das sei ein Beispiel für diesen Schund, der Kinder zur Perversion verführe!«
»Oh, Janine … das ist ja schrecklich!« I Miss You So handelte von einem dreizehnjährigen Mädchen, das erleben musste, wie ihr künstlerisch begabter älterer Bruder von den anderen Kindern als schwul beschimpft wurde. Es war wunderbar geschrieben, einfühlsam und aus tiefstem Herzen.
Janine schnäuzte sich. »Meine Lektorin hat mich gleich darauf angerufen. Sie wollen abwarten, bis die Aufregung sich wieder gelegt hat, und haben meinen neuen Roman um ein ganzes Jahr verschoben!«
»Aber du hast ihn doch schon vor fast einem Jahr fertig gehabt!«
»Das interessiert sie nicht. Ich kann es einfach nicht fassen. Meine Verkäufe hatten gerade richtig angezogen. Wenn ich jetzt warte, ist die ganze Luft wieder raus.«
Molly tröstete ihre Freundin so gut sie konnte. Als sie aufgelegt hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass GKFEGA eine größere Bedrohung der Menschheit darstellte als irgendein Buch.
Unten hörte sie Schritte und stellte fest, dass der Videofilm nicht mehr lief. Immerhin hatte ihr Gespräch mit Janine sie davon abgehalten, über Kevin nachzudenken.
Eine tiefe männliche Stimme dröhnte zu ihr herauf. »He, Daphne! Wissen Sie, ob es hier in der Nähe einen Flugplatz gibt?«
»Flugplatz? Ja, der Nächste ist in Sturgeon Bay. Das ist …« Sie riss ihren Kopf hoch. »Flugplatz!«
Sie
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