Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
schoss von ihrem Stuhl hoch und stürzte ans Geländer. »Sie wollen doch nicht etwa wieder Fallschirm springen!«
Er legte seinen Kopf schief und sah zu ihr empor. Selbst mit Händen in den Taschen wirkte er noch groß und blendend wie ein Sonnengott.
Willst du nicht endlich mal rülpsen?
»Warum sollte ich Fallschirm springen? Dan hat es mir verboten.«
»Als ob Sie das davon abhalten würde!«
Benny trat in die Pedale seines Mountainbikes, schneller und schneller. Er achtete weder auf den Regen, der auf die Straße im Nachtigallenwald fiel, noch auf die riesige Pfütze direkt vor ihm.
Sie rannte die Treppe hinunter, obwohl es bestimmt besser gewesen wäre, so viel Abstand wie möglich zu ihm zu halten. »Tun Sie es nicht. Es hat die ganze Nacht gestürmt. Es ist viel zu windig.«
»Das klingt ja geradezu verlockend.«
»Ich versuche gerade, Ihnen klar zu machen, dass es gefährlich ist.«
»Aber das macht es doch besonders interessant.«
»Bei dem Wetter werden Sie niemanden finden, der Sie fliegt.« Schade, dass eine Berühmtheit wie Kevin die Leute dazu bringen konnte, alles für ihn zu tun.
»Ich denke nicht, dass es schwer wäre, einen geeigneten Piloten zu finden. Wenn ich vorhätte, Fallschirm zu springen, heißt das.«
»Ich rufe Dan an«, drohte sie. »Ich bin sicher, es interessiert ihn, zu erfahren, wie leicht Sie Ihre Strafe nehmen.«
»Jetzt machen Sie mir aber Angst«, sagte er gedehnt. »Ich
wette, Sie waren früher eine von diesen kleinen Zicken, die sofort zum Lehrer gerannt sind, wenn die Jungs etwas angestellt hatten.«
»Leider hatte ich nie das Vergnügen, da es keine Jungen an meiner Schule gab, bis ich fünfzehn war.«
»Sie sind das Kind reicher Eltern, nicht wahr?«
»Reich und verwöhnt«, log sie. »Und was ist mit Ihnen?« Wenn sie versuchte, ihn ein bisschen zu unterhalten, vergaß er vielleicht die Sache mit dem Fallschirmspringen.
»Mittelstand und alles andere als verwöhnt.«
Er wirkte immer noch ruhelos. Während sie noch nach einem neuen Gesprächsthema suchte, fiel ihr Blick auf zwei Bücher, die vorhin noch nicht auf dem Couchtisch gelegen hatten. Sie sah etwas genauer hin, das eine war der neue Scott Turow, das andere ein ziemlich wissenschaftlicher Schinken über den Kosmos, den sie erst angefangen, und dann doch wieder beiseite gelegt hatte, um sich etwas Leichteres zu suchen. »Sie lesen?«
Seine Mundwinkel zuckten, als er sich auf eins der Sofaelemente lümmelte. »Nur, wenn ich niemanden finde, der es für mich tut.«
»Sehr witzig.« Sie ließ sich am anderen Ende der Couch nieder, die Entdeckung, dass er gern Bücher las, stimmte sie nicht eben fröhlicher. Ruh blieb an ihrer Seite, bereit sie zu beschützen, falls es Kevin in den Sinn käme, sich wieder auf sie zu stürzen.
»Also, ich muss sagen, Sie sind nicht ganz so intellektuell … minderbemittelt, wie es den Anschein hat.«
»Das hätte ich gern für meine Pressemappe.«
Sie schien einen guten Köder gefunden zu haben. »Wenn es wirklich so ist, warum machen Sie dann immer wieder solchen Blödsinn.«
»Was zum Beispiel?«
»Na, Fallschirm springen etwa, Helicopter-Ski. Dann war
da noch dieses Motocrossrennen direkt nach dem Trainingscamp.«
»Sie scheinen ja bestens über mich informiert zu sein.«
»Nehmen Sie es nicht persönlich, aber Sie gehören nun mal zum Familienunternehmen. Abgesehen davon weiß ganz Chicago über Sie Bescheid.«
»Die Medien machen doch aus jeder Mücke einen Elefanten.«
»Eine Mücke würde ich das nicht gerade nennen.« Sie schüttelte ihre Kaninchenpantoffeln ab und zog die Füße unter sich. »Ich verstehe es nicht. Sie waren immer das Musterbeispiel eines professionellen Sportlers. Sie fahren weder betrunken Auto, noch prügeln Sie Frauen. Sie sind immer der Erste beim Training und auch der Letzte. Keine Skandale um Glücksspiele oder kleine Kavaliersdelikte, nicht einmal viel übles Gerede. Und dann, wie aus heiterem Himmel, flippen Sie aus.«
»Ich bin nicht ausgeflippt.«
»Wie würden Sie es denn nennen?«
Er musterte sie mit schiefem Blick. »Die haben Sie hergeschickt, um mich auszuspionieren, oder?«
Sie lachte, obwohl es ihrer Rolle als reicher Schlampe schadete. »Ich bin der letzte Mensch, dem einer Teamangelegenheiten anvertrauen würde, eher der Hofnarr. Kommen Sie schon, Kevin, Hand aufs Herz, ich werde niemandem ein Wort verraten. Was ist los mit Ihnen?«
»Ich brauche nur gerade mal ein bisschen Abwechslung, und dafür werde ich
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