Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
Armen zu liegen. Es war weit mehr als nur der Sex gewesen. Er verstand sie besser, als sie sich bisher selbst verstanden hatte. Und er war ihr in jeder Hinsicht seelenverwandt. Bis auf die eine, alles entscheidende Frage. Er liebte sie nicht.
Mit einem Seufzer, der aus ihrem tiefsten Innersten kam, legte sie ihre Handtasche beiseite, zog die Gartenhandschuhe an, die sie zusammen mit der Falle gekauft hatte, und tastete unter der Spüle vorsichtig nach dem Griff des kleinen Käfigs. Wenigstens hoppelte ihr Häschen frei und glücklich im Cyberspace herum. Was man von dem kleinen Nager vor ihr nicht behaupten konnte.
Sie kreischte kurz auf, als die verängstigte Maus anfing, in ihrem Käfig herumzurennen. »Bitte lass das sein. Sei ganz ruhig, und ich verspreche, dass ich dich in den Park schaffe, bevor du weißt, wie dir geschieht.« Wo waren die Männer, wenn man sie brauchte?
Ihr Herz krampfte sich noch einmal schmerzhaft zusammen. Das Paar, das Kevin mit der Leitung der Ferienanlage betrauen wollte, hatte mittlerweile bestimmt die Arbeit aufgenommen. Also war er wahrscheinlich wieder in der Stadt und vergnügte sich in internationaler Gesellschaft. Bitte, Gott, lass ihn mit keiner schlafen. Noch nicht.
Lilly hatte ihr mehrmals auf den Anrufbeantworter gesprochen. Sie wollte wissen, ob mit Molly alles in Ordnung war, aber Molly hatte sie noch nicht zurückgerufen. Was sollte sie sagen? Dass sie ihr Apartment verkaufen musste? Dass sie ihren Verlag verloren hatte? Dass ihr Herz einen dauerhaften Sprung bekommen hatte? Wenigstens konnte sie sich jetzt einen Rechtsanwalt leisten und versuchen, aus ihrem Vertrag mit Birdcage herauszukommen, um das nächste Daphne-Buch an einen anderen Verlag verkaufen zu können.
Sie hielt den Käfig so weit von sich weg, wie nur möglich, und griff nach ihren Schlüsseln. Sie war auf dem Weg zur Tür, als die Klingel ertönte. Die Maus hatte ihr Nervenkostüm bereits stark strapaziert und so fuhr sie vor Schreck zusammen.
»Einen Moment bitte.«
Sie hielt den Käfig am ausgestreckten Arm, suchte sich einen Weg um einen Umzugskarton herum und öffnete die Tür. Helen kam hereingestürmt. »Molly, Sie sind einfach weggelaufen, bevor wir reden konnten. Oh, Gott!«
»Helen, darf ich Ihnen Mickey vorstellen?«
Helen presste sich die Hand aufs Herz, die Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Ein Haustier?«
»Nicht wirklich.« Molly stellte den Käfig auf einen Umzugskarton, aber das gefiel Ruh nicht. »Still, du Nervensäge! Ich fürchte, es ist nicht der beste Moment für einen Besuch, Helen. Ich muss in den Park gehen.«
»Sie führen das Tier spazieren?«
»Ich lasse es frei.«
»Ich - ich komme mit Ihnen.«
Molly hätte es eigentlich genießen müssen, ihre elitäre frühere Lektorin so aus dem Konzept gebracht zu haben, aber die Maus hatte sie ebenfalls aus dem Konzept gebracht. Den Käfig so weit entfernt von sich wie möglich, ging sie voran durch die kleinen Straßen und Hinterhöfe von Evanston bis zum Park am See. Helen war in ihrem schwarzen Kostüm
und den hochhackigen Schuhen weder für die Hitze noch für die holprigen Fußwege gerüstet, aber Molly hatte sie nicht aufgefordert mitzukommen und weigerte sich daher, sie zu bemitleiden.
»Ich wusste gar nicht, dass Sie umgezogen sind«, rief Helen irgendwo hinter ihr. »Glücklicherweise bin ich einem Ihrer Nachbarn begegnet, der mir Ihre neue Adresse gegeben hat. K-könnten Sie die Maus nicht irgendwo in der Nähe aussetzen?«
»Ich will nicht, dass sie den Weg zurück findet.«
»Oder wie wär’s mit einer endgültigeren Lösung?«
»Auf keinen Fall.«
Obwohl es ein Werktag war, war der Park voller Fahrradfahrer, Studenten auf Rollerblades und Kinder. Molly fand eine Rasenfläche und setzte den Käfig ab, dann griff sie zögernd nach dem Haken. Sobald sie ihn löste, raste Mickey seiner Freiheit entgegen.
Direkt auf Helen zu.
Die Lektorin gab einen erstickten Schrei von sich und sprang auf eine Picknickbank. Mickey verschwand im Gebüsch.
»Unangenehme Tiere.« Helen sank auf den Tisch nieder.
Auch Molly hatte etwas weiche Knie und setzte sich auf die Bank. Hinter dem Park erstreckte sich der Lake Michigan bis zum Horizont. Sie schaute hinaus, und ihre Gedanken wanderten zu einem kleineren See mit einem Felsen zum Springen.
Helen zog ein Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche und tupfte sich damit die Stirn. »Mäuse haben einfach so etwas an sich.«
Im Nachtigallenwald gab es keine Mäuse. Molly würde noch
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