Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
Lippenbekenntnisse waren, gab er tatsächlich alles für das Spiel. Er hatte sich nicht nur mit Leib und Seele, sondern auch mit ganzem Herzen dem Football verschrieben. Eine Frau hätte darin gar keinen Platz mehr gehabt. Hübsch aber anspruchslos, etwas anderes konnte er nicht gebrauchen, und die Ausländerinnen, die er traf, waren für seine Zwecke genau das Richtige.
Bei den Stars zu spielen war alles, was für ihn zählte, und er würde nicht zulassen, dass sich irgendjemand dem in den Weg stellte. Er liebte sein blaugoldenes Trikot, mit dem er das Spielfeld im Midwest Sports Dome beherrschte, und vor allem genoss er es, für Phoebe und Dan Calebow zu arbeiten. Vielleicht lag es daran, dass er in einer Pastorenfamilie aufgewachsen war, dass er es als eine Ehre empfand, ein Chicago Star zu sein, das hätte er nicht bei jedem Team der National Football League so empfunden.
Wenn man für die Calebows arbeitete, war die Achtung vor dem Spiel wichtiger als die bottom line. Bei den Stars duldete man keine Schlägertypen oder Spieler mit Starallüren, und im Laufe seiner Karriere hatte Kevin schon mehr als einmal erlebt, dass ein Spieler, der vielleicht ein großes Talent sein mochte, aber vom Charakter her nicht Phoebes und Dans Ansprüche erfüllte, schnell wieder an ein anderes Team verkauft wurde. Kevin konnte sich nicht vorstellen, jemals für jemand anderen zu spielen, und wenn er eines Tages seine Aufgabe bei den Stars auf dem Spielfeld nicht mehr erfüllen konnte, würde er sich aufs Trainieren verlegen.
Trainer der Stars.
Doch in dieser Saison hatten sich schon zwei Dinge ereignet, die seinen Traum in Gefahr bringen konnten. Das Erste ging allein auf sein Konto, dieser verrückte Leichtsinn, der ihn kurz nach dem Trainingscamp gepackt hatte. Er hatte immer schon eine Schwäche für halsbrecherische Aktionen gehabt, aber bis dahin hatte er es immer geschafft, derartige Aktivitäten in die spielfreie Zeit zu verlegen. Die andere, schwer wiegendere Sache war Daphne Somervilles nächtlicher Besuch in seinem Schlafzimmer, der seiner Karriere womöglich mehr Schaden zufügen könnte als Fallschirm springen oder Motocrossrennen.
Er hatte schon immer einen extrem tiefen Schlaf gehabt, und es passierte häufiger, dass er wach wurde und gerade dabei
war zu vögeln. Allerdings hatte er sich seine Partnerinnen bisher immer selbst ausgesucht. Ironischerweise musste er eingestehen, dass er - wenn ihre Familie nicht gewesen wäre - ihr durchaus hätte verfallen können. Vielleicht war es nur der Reiz der verbotenen Frucht, aber er hatte die Zeit mit ihr sehr genossen. Mit ihrer spitzen Zunge hielt sie einen ganz schön auf Trab, und selten hatte ihn eine Frau so zum Lachen gebracht. Auch wenn er versucht hatte, es sich nicht anmerken zu lassen, hatte er sich dabei ertappt, wie er sie mit seinen Blicken verfolgte. Diese Selbstsicherheit einer Tochter aus reichem Hause, mit der sie sich bewegte, reizte ihn. Ihr Körper war vielleicht nicht makellos, aber alles saß an der richtigen Stelle, wie er sehr wohl bemerkt hatte.
Trotzdem war er auf Abstand gegangen. Sie war die Schwester seiner Chefin, und er hatte sich geschworen, von Frauen, die mit dem Team in Verbindung standen, die Finger zu lassen - ob es sich nun um Töchter des Trainers, Sekretärinnen im Büro oder Cousinen von Kollegen handelte. Aber man sah ja, was einem alles passieren konnte, trotz aller Vorsicht.
Wenn er nur daran dachte, spürte er, wie die Wut wieder in ihm hoch kochte. Nicht einmal der beste Quarterback aller Zeiten wäre den Calebows wichtiger als ihre Familie, und wenn sie jemals herausfänden, was geschehen war, wäre er derjenige, den sie zur Rechenschaft ziehen würden.
Sein Gewissen drängte ihn, sie so bald wie möglich anzurufen. Nur um sicher zu gehen, dass ihre nächtliche Eskapade keine unerwünschten Folgen gehabt hatte. Sicher würde es keine geben, beruhigte er sich, und er durfte sich keine Gedanken darüber machen, jetzt schon gar nicht, denn er konnte sich nicht die kleinste Ablenkung leisten. Am Sonntag würden sie um die AFC Championship spielen, da durfte sein Spiel nicht die kleinste Schwäche aufweisen. Sein größter Traum würde in Erfüllung gehen: Er würde die Stars zum Super Bowl bringen.
Doch sechs Tage später hatte sich dieser Traum in Luft aufgelöst. Und er konnte niemand anderen als sich selbst dafür verantwortlich machen.
Nachdem sie Tag und Nacht geschuftet hatte, beendete Molly ihre Arbeit an
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