Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
verlangte nach einer Lücke. Und fand sie.
Mit der unglaublichen Wendigkeit, die zu seinem Markenzeichen geworden war, schlüpfte er hindurch. Briggs und Washington griffen in die Luft. Er wirbelte herum und schüttelte einen Verteidiger, gute achtzig Pfund schwerer als er, ab wie eine lästige Fliege.
Ein weiterer Cut. Dann ein Jitterbug. Dann dampfte er los.
Außerhalb des Spielfelds wirkte er groß und breit, mit seinen ein Meter neunzig und den knapp neunzig Kilo Muskelkraft, die er auf die Waage brachte. Aber hier im Lande der Riesenmutanten war er klein, fast grazil, und unglaublich schnell. Seine Füße flogen über den Kunstrasen. Das Flutlicht verwandelte seinen goldenen Helm in einen Meteor, sein blaues Trikot in ein Banner des Himmels. Ein Gesandter Gottes, ein Auserwählter unter den Menschen. Er brachte den Ball über die Goal Line in die End Zone.
Als der Linienrichter schon seinen Touchdown anzeigte, stand Kevin immer noch.
Nach dem Spiel wurde bei Kinneys gefeiert, und sobald Kevin den Raum betrat, wurde er von seinen weiblichen Fans umlagert.
»Fantastisches Spiel, Kevin.«
»Kevin, querido, komm hierher!«
»Du warst einfach unglaublich! Ich bin noch ganz heiser vom Schreien.«
»Warst du aufgeregt, als du ihn reingebracht hast? Mein Gott, natürlich warst du aufgeregt, aber wie hat es sich angefühlt?«
»Felicitación!«
»Kevin, chéri!«
Auf seinen natürlichen Charme konnte er sich verlassen, nach allen Seiten lächelnd bahnte er sich einen Weg durch seine Verehrerinnen, bis er alle außer den beiden Hartnäckigsten abgeschüttelt hatte.
»Bei dir müssen die Frauen hübsch sein, dürfen aber nicht viel reden«, hatte die Frau seines besten Freundes kürzlich noch festgestellt. »Und da die meisten Frauen nun mal nicht besonders schweigsam sind, hast du dich auf ausländische Schönheiten mit begrenztem englischen Wortschatz verlegt. Ein klassischer Fall von Angst vor zu viel Nähe.«
Er erinnerte sich, wie er sie träge von oben bis unten gemustert hatte. »So, meinst du? Dann hör mir mal zu, Dr. Jane Darlington Bonner. Du redest auch zu viel, aber du kannst so viel Nähe von mir haben, wie du willst, ein Wort genügt.«
»Nur über meine Leiche«, hatte ihr Mann Cal quer über den Tisch dazwischengerufen.
Cal war sein bester Freund und Kevin zog ihn gern auf. Das war schon so gewesen, als er noch dessen neidischer Backup war. Mittlerweile jedoch hatte Cal sich vom Football verabschiedet, um sich als Internist in einer Klinik in North Carolina niederzulassen.
Kevin konnte nicht aufhören zu sticheln. »Das ist eine Frage von Prinzipien, alter Mann. Hin und wieder muss ich es mir einfach beweisen.«
»Nichts dagegen, aber beweis es dir mit einer deiner Frauen und lass meine aus dem Spiel.«
Jane hatte nur gelacht, ihrem Ehemann einen Kuss gegeben, ihrer Tochter Rosie eine Serviette gereicht und ihren jüngsten Sohn Tyler auf den Arm genommen. Kevin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er sich an Cals Antwort erinnerte, nachdem er sich über die Post-it-Zettel auf Tylers Windeln gewundert hatte.
»Ich will nicht, dass sie immer auf seine Beine schreibt.«
»Kann sie es immer noch nicht lassen?«
»Arme, Beine, das arme Kind sah aus wie ein wandelndes wissenschaftliches Notizbuch. Aber es ist schon besser geworden, seit ich ihr diese gelben Klebezettel in alle Taschen stecke.«
Jane war bekannt dafür, dass sie zerstreut überall irgendwelche komplizierten Formeln notierte.
»Einmal hat sie auf meinen Fuß geschrieben. Weißt du noch, Mommy? Und ein anderes Mal -«, meldete Rosie sich zu Wort.
Dr. Jane brachte sie umgehend mit einer Hähnchenkeule zum Schweigen.
Da riss ihn eine hübsche Französin zu seiner Rechten aus den Gedanken. »Tu es fatigué, chéri?«, rief sie ihm über die Musik hinweg zu.
Fremdsprachen waren ihm immer leicht gefallen, doch er wusste aus Erfahrung, dass es von Vorteil sein konnte, wenn er es sich nicht allzu sehr anmerken ließ. »Danke, ich möchte im Augenblick nichts essen. Komm, ich möchte dich Stubs Brady vorstellen, ich glaube, ihr zwei habt’ne Menge gemeinsam. Und - Heather, richtig? - mein Freund Leon beobachtet dich schon den ganzen Abend mit lasziven Blicken.«
»Was für Blicke?«
Es war Zeit, ein paar von diesen Hühnern loszuwerden. Auch wenn er Jane gegenüber niemals zugegeben hätte, dass sie Recht hatte, was seine Auswahl von Frauen betraf. Im Gegensatz zu einigen seiner Teamkollegen, bei denen es nur
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